Rede zur Mettenschicht in Sosa am 22.12.2018

Grußwort zur Mettenschicht am 22. Dezember 2018 in Sosa

Liebe Bergbrüder,
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

Sehr geehrte Gäste aus Nah und Fern,

zur diesjährigen Mettenschicht der Bergbrüderschaft in Sosa möchte ich Euch, liebe Bergbrüder, aber auch Sie, liebe Bürger und Gäste, im Namen unserer Gesamtgemeinde aber auch ganz persönlich sehr herzlich begrüßen. Ebenso grüße ich Sie herzlich von unserem Landrat Frank Vogel, der leider heute an dieser traditionellen Veranstaltung nicht teilnehmen kann und mich deshalb gebeten hat, Ihnen ebenfalls die herzlichsten Weihnachtsgrüße entgegenzubringen.

Die Bergbrüderschaft Sosa folgt mit ihrer Mettenschicht einer jahrhundertealten Tradition hier im Erzgebirge. Deshalb ist es immer wieder etwas Besonderes und Schönes, am Ende eines Jahres gemeinsam zusammen zu kommen und ein Jahr voller Arbeit zu beschließen. Das Beständige dieser unserer Traditionen kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie schnell sich vieles in unserer Welt um uns herum verändert. Ich denke jeder kann aus seinen eigenen ganz persönlichen Erfahrungen dazu etwas erzählen. Was allen wohl am meisten auffällt, ist ein immer rauer werdender Ton. Hält es sich bei der Rede von Mensch zu Mensch noch in Grenzen, so spielen sich in den Sozialen Medien über Handy, Tablet oder Computer unglaubliche Kommunikationen ab. Man ist Falschinformationen, Beleidigungen, Beschuldigungen und Verurteilungen hilflos ausgesetzt. Und Dritte völlig Unbeteiligte können zudem noch alles mitlesen.

Dem anderen nicht mehr ins Gesicht sehen zu müssen, wenn man mit ihm kommuniziert, veränderte die Art, wie wir miteinander umgehen nicht unbedingt zum Guten. Dies führt auch dazu, dass wir nicht mehr bereit sind, Zusammenhänge in Gesellschaft und Natur so wahrzunehmen, wie sie sind. Nachhaltiges Denken und verantwortungsbewusstes Handeln kommen immer mehr aus der Mode. Sie weichen dem wachsenden Populismus und Aktionismus. Falschnachrichten und Hetze nehmen wir mittlerweile als selbstverständlichen Bestandteil unseres Lebens hin.

Der Nachhaltigkeit sollten wir uns aber gerade zu Weihnachten wieder besinnen. Die Bergleute von damals mussten alles prüfen, einander blind vertrauen und sich aufeinander verlassen können. So ist es heute mehr denn je die Aufgabe aller Menschen, die Geister zu prüfen und zu alter Vernunft zurückzukehren. Dazu möchte ich Ihnen noch eine kurze zweitausendvierhundert Jahre alte Geschichte erzählen:

Eines Tages kam ein Bekannter zum griechischen Philosophen Sokrates gelaufen.
“Höre, Sokrates, ich muss dir unbedingt etwas über Deinen Freund berichten.“
“Halt ein” unterbrach ihn der Philosoph.
“Hast du das, was du mir sagen willst, durch drei Siebe gesiebt?”
“Drei Siebe? Welche?” fragte der andere verwundert.
“Ja! Drei Siebe! Das erste ist das Sieb der Wahrheit. Hast du das, was du mir berichten willst, geprüft ob es auch wahr ist?”
“Nein, ich hörte es erzählen, und…”
“Nun, so hast du sicher mit dem zweiten Sieb, dem Sieb der Güte, geprüft. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht wahr ist – wenigstens gut?” Der andere zögerte. “Nein, das ist es eigentlich nicht. Im Gegenteil…..”
“Nun”, unterbrach ihn Sokrates. “so wollen wir noch das dritte Sieb nehmen und uns fragen ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so zu erregen scheint.”
“Notwendig gerade nicht….”
“Also”, lächelte der Weise, “wenn das, was du mir eben sagen wolltest, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste weder dich noch mich damit.”

Man kann sich fragen, wieviel mehr Frieden unter den Menschen wäre, würde jeder diese drei Siebe anwenden. Wir können sehr dankbar sein, in einem Land zu leben, dem es zurzeit so gut geht. Wir haben Frieden und Sicherheit, die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wende, die Wirtschaft läuft gut. Zum zweiten Mal nacheinander werden keine neuen Schulden gemacht, nehmen wir von unserer Zukunft und den nächsten Generationen nichts weg. Dass dies nicht selbstverständlich ist, sieht in anderen Ländern, wo man mit neuen Schulden populistische Versprechen einlöst.

Auch in unserer Gemeinde hat sich im vergangenen Jahr wieder viel Positives getan. Gerade in Sosa war das Baugeschehen in 2018 auf einem sehr hohen Niveau. Das größte Bauvorhaben des gesamten Ortes, die Sporthalle in Sosa, wuchs von Monat zu Monat. Wir legten den Grundstein und feierten das Richtfest. Das Dach ist nun geschlossen und wenn alles weiter gut läuft, kann im nächsten Sommer eröffnet werden. Der 1. Bauabschnitt des Dürrer Berg ist bis auf einige Nebenarbeiten abgeschlossen. Mit der Pfarrbrücke und 2 Brücken in der Bockauer Straße wird weiter an der Ertüchtigung der Sonderbauwerke im Ort gearbeitet. Die Schauköhlerei im alten Steinbruch hat Gestalt angenommen. Viele kleine Sanierungsmaßnahmen haben dazu beigetragen das Ortsbild weiter zu verbessern.

Im Rückblick auf unsere Gesamtgemeinde in diesem Jahr können wir mit Freude feststellen, dass unsere Ortsteile von Carlsfeld über Eibenstock, Sosa bis Blauenthal weiter zusammengewachsen sind. Ich möchte bei allen bedanken, die mit dazu beigetragen haben, die vielen täglichen Aufgaben, die zu erledigen sind, meistern zu können. Ein besonderer Dank gilt dem Ortsvorsteher Tobias Unger für seine Arbeit an den Projekten. Auch möchte ich mich bei den vielen ehrenamtlich Tätigen bedanken, die uneigennützig ihre eigene freie Zeit zur Verfügung stellen, um Dienst an der Gemeinschaft zu tun und sich für Projekte innerhalb der Gemeinde engagieren. Ob in einem Verein, ob als lose Vereinigung oder auch als Einzelner bei der nachbarschaftlichen Hilfe, jeder ist gefragt. Ein besonderer Dank am heutigen Tag gilt der Bergbrüderschaft Sosa e. V. für die Vorbereitung Durchführung dieser Mettenschicht. Auch allen Beteiligten, wie dem Gemischten Chor und die Köhlermusikanten sowie allen anderen Akteuren, sei auf das Herzlichste gedankt.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, Sehr geehrte Gäste,

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest, ein wenig Zeit für das Ausruhen und Stille für das eigene Sein. Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Kraft, Gesundheit und Wohlergehen sowie Freude und Erfolg bei der Verwirklichung Ihrer ganz persönlichen Ziele. In diesem Sinne grüße ich mit einem herzlichen „Glück auf!“.

Uwe Staab
Bürgermeister