Rede zur Mettenschicht der Bergbrüderschaft Sosa am 21. Dezember 2019 am Frölich-Stolln
Sehr geehrte Mitglieder der Bergbrüderschaft Sosa,
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Liebe Gäste,
zur diesjährigen Mettenschicht der Bergbrüderschaft Sosa möchte ich Sie ganz herzlich hier vor dem Frölich-Stollen begrüßen. Ebenso möchte ich Ihnen die herzlichen Grüße der Stadt Eibenstock, des Stadtrates und des Ortschaftsrates Sosa überbringen. Es ist eine schöne Tradition, dass wir uns wenige Tage vor Weihnachten hier versammeln, um quasi die letzte Schicht zu fahren. Diese ist traditionell dem Rückblick auf das vergangene Jahr gewidmet und soll das Wesentliche noch einmal Revue passieren lassen.
Das Jahr 2019 war in vielerlei Hinsicht schon ein sehr denkwürdiges Jahr. Mit der Klimadebatte ist ja eine erhebliche Sensibilisierung der Menschen für mehr Nachhaltigkeit erfolgt. Man kann zu den Klimaaktivisten stehen wie man will. Eines muss man ihnen lassen. Sie haben viele Menschen dazu gebracht, sich Gedanken über die Folgen von Ressourcenverbrauch und darüber, wie wohl die Welt von morgen aussehen wird, zu machen. Viele Menschen denken mittlerweile auch über ihren eigenen Beitrag dazu zu nach. Das erachte ich auch als etwas sehr Positives.
Was aber auch eintrat, ist eine hysterische Debatte darüber, was wir nun daraus schließen bzw. für die Zukunft tun müssen. Politiker werden beschimpft, weil es nicht schnell genug geht. Wissenschaftler bleiben ungehört, wenn sie zu mehr Sachlichkeit und Rationalität mahnen.
Stellen wir uns einmal vor, wir ändern über Nacht alles.
Ab morgen haben wir nur noch Elektromobilität,
ab morgen wird nur noch ökologisch Landwirtschaft betrieben,
ab morgen darf aller Strom nur noch aus erneuerbaren Energien kommen,
ab morgen fahren wir den Konsum von dem, was wir als Luxus bezeichnen würden, auf null und konzentrieren uns nur noch auf das zum Leben Notwendige. usw. und sofort. Man könnte die Aufzählung weiter fortführen.
Das wird nicht ohne gravierende Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft zu machen sein. Sind wird dazu bereit? Nicht die Politik ist allein gefragt, sondern wir Menschen müssen schon bereit sein, einen gehörigen Teil der damit verbundenen Probleme auf unseren Schultern zu tragen.
Allein am Beispiel der Elektroautos lässt sich das sehr gut illustrieren. Bei Elektroautos gibt es sechs kritische Rohstoffe. Dazu gehören Lithium, Kobalt, Platin und Dysprosium. Die gegenwärtige Weltproduktion dieser Rohstoffe würde gerade einmal dazu reichen, um ein Viertel der gegenwärtig 18 Millionen Autos weltweit zu ersetzen. Auch wenn Rohstoffexperten meinen, wir hätten genügend Vorräte, um auf Elektromobilität umzusteigen, so muss man auch sehen, wie schlecht gegenwärtig die Klimabilanz eines Elektroautos ist und vor allem mit welcher Landschaftszerstörung bzw. Entwürdigung der Menschen z.B. beim Thema Kinderarbeit die Gewinnung der Rohstoffe verbunden ist.
Ich habe deshalb dieses Beispiel ausgewählt, weil es prima zu unserer Mettenschicht passt. Vor Jahrhunderten bis in die jüngere Vergangenheit haben die Bergleute hier bei uns die Ressourcen abgebaut und damit gesellschaftlichen Fortschritt ermöglicht aber auch den Reichtum einiger weniger gemehrt. Die Bergleute haben dafür keine Würdigung erfahren und mussten sich selbst organisieren, um wenigstens menschenwürdigen Beistand für die Geschundenen des Bergbaus leisten zu können.
Heute vertrocknen wegen der Lithium Gewinnung in Südamerika ganze Landstriche und berauben Bauern des dringend notwendigen Grundwassers. Auch hier wiederum ist Verantwortung gefragt. Ich wünsche mir deshalb, dass die Debatte sachlich und rational geführt wird. Wir haben in der Nachbergbau-Ära einen Weg gefunden, unsere Landschaft und Umwelt wieder in Ordnung zu bringen. Ich traue der Wissenschaft auch zu, dass sie Wege findet, um den menschengemachten Anteil am Klimawandel zu reduzieren. Dies alles funktioniert aber nur, wenn wir Menschen auch bereit sind, diesen Weg mitzugehen.
Zu einer Mettenschicht gehört auch, dass man ein wenig auf das Jahr zurückblickt und sich an dem Positiven der Entwicklung erfreut. Gerade wir hier in Sosa können sehr stolz darauf sein, dass in diesem Jahr so vieles zu Ende gebracht werden konnte. Allen voran ist die Eröffnung der Sporthalle im August dieses Jahres wohl der Höhepunkt im kommunalen Schaffen für unseren Ort. Auch im Bereich des Tourismus konnte mit der Eröffnung der Erlebnisköhlerei an der Talsperre ein bedeutendes Projekt realisiert werden. Darüber hinaus wurden mit dem Dürrer Berg und Teilen der Ortsdurchfahrt auch wichtige Straßen im Ort neu gebaut. Hinzu kommen zwei Brücken über den Sosabach in der Bockauer Straße u. v. a. kleinere Projekte, wie z. B. die Ergänzungen an den Sportanlagen. Auch ein neuer Informationsterminal im Tourist-Informations-Raum gehört zu den positiven Ergebnissen dieses Jahres. Die beiden Wahlen, Landtagswahl und Kommunalwahl, ergaben neue politische Rahmenbedingungen, mit denen es nun weiterzuarbeiten gilt.
So wollen wir uns nun weiter anstrengen, um unsere Ortsteile voranzubringen. Lassen Sie uns dies gemeinsam und in Zukunft auch im Bewusstsein auf die Verantwortung bezüglich der Nachhaltigkeit unseres Handelns tun. Nehmen wir alle diesen Gedanken deshalb in das neue Jahr mit hinein.
Nun steht Weihnachten vor der Tür. Möge es für Sie eine Zeit der Ruhe, der Besinnung und der Pflege unserer Traditionen sein. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Jahr 2020.
Uwe Staab
Bürgermeister