Rede zur Eröffnung des Eibenstocker Weihnachtsmarktes am 2. Dezember 2017
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Sehr geehrte Gäste aus nah und fern,
zu unserem traditionellen Pyramidenanschieben hier auf dem Kirchplatz in Eibenstock möchte ich Sie auch in diesem Jahr wieder sehr herzlich begrüßen. Alljährlich versammeln wir uns hier in guter Tradition, um uns miteinander auf die Vorweihnachtszeit einzustimmen und den Eibenstocker Weihnachtsmarkt zu eröffnen. Ich freue mich, auch wieder viele Eibenstocker begrüßen zu können, die heute wieder einmal in der alten Heimat sind. Ein besonderer Gruß gilt der Reisegruppe des Dünsbergvereins aus unserer hessischen Partnergemeinde Biebertal.
„Weihnachten im Arzgebirg“ – das ist etwas, worauf sich die Menschen hier jedes Jahr aufs Neue freuen. Es ist d e r Inbegriff für traditionelle erzgebirgische Lebensart, der auch für Gäste unserer Region eine besondere Anziehungskraft ausstrahlt. Kultur, Liedgut und Bräuche werden in besonderer Weise gepflegt. Dies bringen wir mit dem Lichterschmuck in und an unseren Häusern weithin sichtbar zum Ausdruck. Wir Erzgebirgler sind darauf auch ein wenig stolz.
Vor 3 Wochen wählte der gesamtdeutsche Erzgebirgsverein in Zusammenarbeit mit der „Freien Presse“ den Begriff „Sperrgusch“ zum erzgebirgischen Wort des Jahres. Dies hat mich irgendwie inspiriert, heute ein paar wenige Gedanken dazu zu sagen. Für die „Uhiesigen“ übersetzt, ist es fast ein Schimpfwort für eine besonders neugierige Person, die jeden Tratsch mit noch mehr Tratsch jedem Bekannten oder auch Unbekannten weitergibt und sich ungebeten in Angelegenheiten einmischt, von denen diese nur wenig weiß oder verstanden hat.
Was hat nun eine „Sperrgusch“ mit Weihnachten zu tun? Auf dem ersten Blick scheint es da auch keinen Zusammenhang zu geben. Aber Weihnachten ist mehr als sonst im Laufe des Jahres eine besinnliche Zeit. In dieser Zeit denkt man mehr darüber nach, was unser Leben ausmacht und wie es anderen Menschen geht. Die Welt um uns herum verändert sich in einer sehr dramatischen Weise. Jeder von uns ist betroffen von dem, was sich in Natur und Umwelt, in Wirtschaft und Beruf oder auch im gesellschaftlichen Leben vollzieht. Die Zeit ist von einem Wandel geprägt, der vielen Menschen Angst macht oder sie verunsichert. Vertrauen schwindet. Das Zusammenleben der Menschen ist wird immer mehr von Respektlosigkeit, Sensationsgier, Polarisierung und Populismus geprägt. Woran liegt das?
Darauf gibt es keine einfache Antwort. Aber sehr wesentlich ist dabei, dass Schlagzeilen, platte Sprüche, ja sogar Diffamierungen und Falschnachrichten an der Tagesordnung sind. Populistische leicht verständliche Antworten auf komplexe Fragen finden immer leichter Gehör. Am meisten bedrückt der wachsende Egoismus der Menschen und das immer geringer werdende Verständnis für die Belange der Gemeinschaft. Das Wertegefüge der Menschen verändert sich immer schneller und nicht immer zum Positiven. Wie schnell wird ein Mensch oder eine Sache zur Zielscheibe von Zorn und Hass. Das geschieht im Großen wie im Kleinen. Wenn über das Handy in Windeseile Menschen gemobbt werden, gibt es für das Opfer keine Chance mehr.
Das, was die Menschen in Zeiten der Not oft auszeichnete, war der Solidargedanke, das Gemeinschaftsgefühl sowie auch die Achtung vor der Leistung und dem Werk des anderen. Dies ist längst nicht mehr selbstverständlich. Aus diesem Grunde ist es gerade zu Weihnachten notwendig, sich dieses Wertegefüges zu besinnen. Die Botschaft vom Christkind trägt ja genau diese Züge. Besinnen wir uns deshalb zu Weihnachten wieder auf Einfachheit und Zufriedenheit. Es wird unseren Herzen gut tun. In unseren Herzen wird mehr Weihnachten sein, wenn wir alle etwas weniger „Sperrgusch“ sind. Also hat auch dieses Wort in besonderer Weise etwas mit Weihnachten zu tun.
Mit dem zu Ende gehenden Jahr können wir auf eine recht positive Entwicklung in unserer Gemeinde zurück schauen. So können wir uns darüber freuen, dass wieder einige Straßen fertiggestellt worden sind und dass mit dem alten Bahnhof in Carlsfeld ein weiteres öffentliches Gebäude saniert werden konnte. Auch der neue Stadtpark auf dem Gelände des ehemaligen Dörffel-Parks nimmt mittlerweile Gestalt an. Im Frühjahr kann er dann der Öffentlichkeit übergeben werden. Auch wurden weitere Gebäude abgerissen, um den Stadtumbau weiter voran zu bringen. In Carlsfeld wich die alte Feuerwehr für einen notwendigen Parkplatz vor dem Bürgerhaus. Die Öffnung der dritten Talsperrenmauer in Sosa bereichert unseren Tourismus um eine weitere Attraktion
Unsere Firmen im Ort haben mit ihrer sehr guten Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Gesundung des Arbeitsmarktes geleistet. Ihnen gilt der Dank, dass wir eine stabile finanzielle Situation hatten. Auch auf kulturellem Sektor haben wir mit vielen großen Veranstaltungen zu sehen bekommen, welch vielseitiges Vereinsleben es in unserem Ort gibt. Es wäre falsch, einzelne Aktivitäten aus der großen Palette wirklich toller Events einzeln herauszuheben. Alle bereichern unser gesellschaftliches Leben. Es ist eine große Freude, zu sehen, wie die Menschen mit großem Engagement Ideen entwickeln und immer wieder für neue Projekte zu begeistern sind. Ich möchte mich deshalb bei allen bedanken, die mit Initiativen und natürlich auch mit Organisationarbeit dazu beitragen, dass unsere Stadt ein so vielseitiges kulturelles Angebot hat. Für einen kleinen Ort in unserer Größe ist das nicht selbstverständlich.
Natürlich bleibt die demografische Entwicklung unsere größte Herausforderung in den kommenden Jahren. Noch immer verlassen uns viele vor allem junge Menschen und gehen einer Arbeit in den Ballungszentren oder in anderen Regionen nach. Dies ist nunmehr doppelt schmerzlich, weil auch bei uns in fast jeder Branche zuverlässige Arbeitskräfte gesucht werden. Dies ist eine neue Herausforderung, die wir als gesamte Bürgerschaft in den kommenden Jahren meistern müssen. Deshalb möchte ich Sie ermutigen, weiter gemeinsam daran zu arbeiten, unseren Ort noch attraktiver für die Ansiedlung von Menschen und für das Zurückholen unserer ehemaligen Bürger zu gestalten.
Nunmehr beginnt für uns alle die vorweihnachtliche Zeit und in wenigen Minuten der Eibenstocker Märchenumzug. Ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich allen Akteuren, Darstellern, Helfern und natürlich auch den Organisatoren auf das Herzlichste für das große Engagement danken. Besonders bedanken möchte ich mich beim Verein „Eibenstocker Märchenweihnacht“, beim Gewerbe- und Tourismusverein Eibenstock, beim Erzgebirgischen Heimatverein, bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie bei den vielen Familien und Privatpersonen, die an der Vorbereitung mitgewirkt haben. Uns erwarten auf dem Marktplatz zum ersten Adventswochenende wieder ein tolles Kulturprogramm auf der Bühne, viele geschmückte Buden und so manche weihnachtliche Leckerei.
Ich darf Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein glückliches, friedliches und erfolgreiches neues Jahr 2018 wünschen.
Beginnen wir nun den Eibenstocker Weihnachtsmarkt mit dem Anschieben unserer Pyramide.
Uwe Staab
Bürgermeister