Rede zur Eröffnung der Volkskunstabteilung im Stickereimuseum Eibenstock 11.05.2018

Rede zur Eröffnung der Dauerausstellung „Erzgebirgische Volkskunst“ am 11. Mai 2018 im Stickereimuseum Eibenstock

Sehr geehrter 1. Beigeordneter des Landrates,
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stickereimuseums Eibenstock,
Sehr geehrte Gäste,

wenn man gefragt wird, was denn das Besondere im Erzgebirge sei, dann wird immer wieder in den ersten Kategorien auch die erzgebirgische Volkskunst mit benannt. Dies ist sicherlich für die Außenkommunikation im Tourismusmarketing auch so in Ordnung. Auch wenn man in den vergangenen Jahren klar auf weitere Schwerpunkte, wie Aktivtourismus, wie Landschaftserleben und Angebotsvielfalt setzt, so bleibt die erzgebirgische Volkskunst trotzdem ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Wir sind heute hier versammelt, um ein Stück dieses Kulturgutes für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Denn wenn man touristisch die erzgebirgische Volkskunst wirbt braucht es auch Stätten, in denen man sie auch erleben kann.

Im Rahmen des EU-Projektes „Traditionelle Handwerkskunst in der Euregio Egrensis“ hat sich die Stadt Eibenstock als einer von vier Projektpartnern beteiligt, um das Stickereimuseum Eibenstock um einen Ausstellungsbereich zur erzgebirgischen Volkskunst zu erweitern. Zu den weiteren Projektpartnern gehört der tschechische Traditions-Vierseitenhof Statek Bernard, dessen Trägerverein gleichzeitig der LEAD-Partner in diesem EU-Projekt ist, der Erzgebirgische Köhlerverein e. V. und der Museumsverein in Schönberg, die sich je für verschiedene traditionelle Handwerkskunst um einen Ausstellungsbereich bemühen.

Das Projekt hier im Stickereimuseum Eibenstock bestand darin, die noch freien Räume im Obergeschoss der 2. Gebäudehälfte in Ausstellungsräume für die erzgebirgische Volkskunst zu verwandeln. Zuvor wurden diese Räume hier als eine Wohnung genutzt, die nicht mehr benötigt wird. Die Idee zur Ausgestaltung dieser Räume hatte zwei Vorgeschichten. Die erste Vorgeschichte beginnt im Jahr 2015, als wir mehr oder weniger durch einen Zufall auf die ungeklärte Raumfrage für die mechanischen Landschaften, die Peter Uhlig in vielen Jahren seines Freizeitschaffens immer wieder erweitert und verbessert hat, aufmerksam wurden. Die Modellanlage, auf der typische erzgebirgische Landschaft und Baukultur zu sehen ist, befand sich damals im Rathaus von Geyer und musste aus diesen Räumen ausgelagert werden. Wir haben uns nach einer kurzen Besichtigung entschieden, nach einer Möglichkeit zu suchen, die Anlage in unserem Stickereimuseum unterzubringen, weil sie etwas Typisches für unser Erzgebirge darstellt.

Die zweite Begebenheit geht auf das Jahr 2016 zurück, als Siegfried Meyer auf mich zugekommen ist und mir davon berichtet hat, dass Gottfried Krauß aus Johanngeorgenstadt / Oberjugel nach einer Möglichkeit sucht, sein Lebenswerk an Holzschnitzereien in einem Museum unterzubringen. Bei dem daraufhin initiierten Erstkontakt bei Familie Krauß in Oberjugel war ich von der künstlerischen Qualität des Schnitzerschaffens von Gottfried Krauß sofort sehr begeistert gewesen. Da wir mit der „Trumpold’schen Sammlung“ bereits über eine sehr große Volkskunstausstellung verfügen, war im Gespräch die Möglichkeit der Ergänzung dieser Ausstellung erörtert worden. Herr Krauß hat sich dann entschieden, diese Ausstellung in das Stickereimuseum Eibenstock zu geben.

Zur gleichen Zeit eröffnete sich mit der Auflage des EU-Programms „Interreg Va“ die Möglichkeit, für ein solches Projekt eine entsprechende Förderung zu bekommen. Gemeinsam mit dem Projektmanagementbüro von Jens-Uwe Merx und Ines Huff haben wir mit den genannten weiteren Projektpartnern zusammen dann die Antragstellung vorbereitet. Das Projekt wurde als eines der ersten in diesem Programm bewilligt und konnte relativ frühzeitig an den Start gehen. Es entwickelte sich unter allen Projektpartnern eine sehr gute Zusammenarbeit und ein intensiver Informationsaustausch. Viele gegenseitige Besuche machten deutlich, wie unterschiedlich die Problemlagen bei den einzelnen Projekten sind. Mit der Eröffnung der Ausstellung zur erzgebirgischen Volkskunst hier im Stickereimuseum Eibenstock wird nun das erste Projekt abgeschlossen. Insgesamt kostete das Projekt einschließlich des Projektmanagements 168.500 EUR. Davon finanzierte die Europäische Union über das genannte Förderprogramm rund 143.000 EUR. Von diesen Ausgaben sind rund 107.000 EUR in die baulichen Veränderungen auf dieser Etage geflossen. Vieles von diesem Geld ist dabei für Brandschutzmaßnahmen und dergleichen verwendet worden. Rund 26.500 EUR flossen in die Ausstattung zur Präsentation der Objekte. Die restlichen Kosten verteilen sich auf die Öffentlichkeitsarbeit, das Projektemanagement und die Arbeitskosten für den Aufbau der Anlagen. Es ist mit rund zwei Jahren Bauzeit von der Planung bis zur heutigen Fertigstellung doch ein etwas längerer Zeitraum für die Projektumsetzung geworden. Bei allen vier Projekten muss man dabei aber immer bedenken, dass diese ja zum großen Teil immer nebenbei erledigt werden müssen. Insofern haben wir doch gute Arbeit leisten können. Ich bedanke mich deshalb auch bei den Mitarbeitern des Stickereimuseums, bei der Stadtverwaltung bzw. dem hier angesiedelten Projektmanagement und natürlich auch bei allen, die mit dazu beigetragen haben, dass dieses Projekt in die Tat umgesetzt werden konnte.

Insbesondere bedanke ich mich bei den Familien Krauß und Uhlig, dass sie mit der zur Verfügungstellung der Exponate wesentlich dazu beigetragen haben, dass das Stickereimuseum Eibenstock bereichert werden konnte. Leider konnten die beiden Hauptakteure, Peter Uhlig und Gottfried Krauß, die Eröffnung dieser Ausstellung nicht mehr miterleben. Beide sind durch schwere Krankheiten verstorben - Peter Uhlig in 2016 und Gottfried Krauß 2017. Mit dieser Ausstellung konnte es aber gelingen, dass ihr Lebenswerk nunmehr einen festen Platz in der Museumslandschaft des Erzgebirges gefunden hat und nunmehr einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Damit wird auch ihr damit verbundenes Vermächtnis geehrt.

Für das Stickereimuseum Eibenstock bedeutet der heutige Tag auch einen gewissen Abschluss seiner Entwicklung. Räumlich sind damit alle Möglichkeiten für Ausstellungspräsentationen ausgeschöpft. Der Raum, in dem wir hier stehen, wird in den nächsten Jahren noch zu einem Ausstellungsraum für die Bergbaugeschichte der Stadt umgestaltet. In den mehr als 20 Jahren der Existenz dieses Museums wurde es systematisch weiterentwickelt und erweitert. Nunmehr können wir nur noch mit einer weiteren Verdichtung der Ausstellungen und deren Anreicherung mit Exponaten unser Museum verbessern. Dennoch möchte ich mir auch erlauben zu sagen, dass das Stickereimuseum Eibenstock mit seiner Vielfalt an Industriegeschichte, an Regionalgeschichte und an Volkskunstausstellung zu einem der größten Museen im Erzgebirge geworden ist. Deshalb sollte man vielleicht auch noch einmal am Namen dieser Einrichtung hier feilen, um diesem Angebot besseren Ausdruck zu verleihen

Zum Abschluss bitte ich auch alle Akteure des Tourismus, seien es die Verbände, Vereine oder auch die private Tourismuswirtschaft, dass sie für diese Einrichtung werben. Sie zeigt ein wichtiges Stück Erzgebirge und das sollten wir unseren Gästen auch so vermitteln. Auch wenn wir uns alle darüber im Klaren sind, dass Museen nicht unbedingt auf der Aktivitätsagenda der meisten Gäste unserer Region stehen, so gehören sie doch als ein wichtiges touristisches Angebot zur Infrastruktur dazu.

In diesem Sinne wünsche ich dem Team hier im Museum sowie allen Gästen viel Freude an der Präsentation der Exponate hier. Ich hoffe und wünsche, dass der heutige Tag auch damit verbunden ist, dass die Bekanntheit und die Attraktivität dieser Einrichtung weiter zunehmen werden. In diesem Sinne entbiete ich allen ein herzliches „Glück auf!“

 

Uwe Staab
Bürgermeister