Rede zur Eröffnung der Erlebnisköhlerei Sosa am 06. September 2019

Sehr geehrter Herr Landrat,

Sehr geehrter Bundestagsabgeordneter

Sehr geehrter Ortsvorsteher,

Sehr geehrter Präsident des Europäischen Köhlerverbandes,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Liebe Mitglieder des Köhlervereins Erzgebirge e. V.,


unsere große Gesamtgemeinde zeichnet sich durch etwas Besonderes bzw. Seltenes aus. Alle ihre Ortsteile weisen eine ganz spezifische Tradition auf, die sich im Verlaufe ihrer Geschichte entwickelt hat und die zu einem Markenzeichen geworden ist. Dies gibt es in dieser Unterschiedlichkeit so nicht noch einmal im Erzgebirge und vielleicht auch nicht in Sachsen. Carlsfeld im Süden ist das Bandoniondorf, Wildenthal ist durch die Hammerschmieden bekannt geworden, Eibenstock als Ort der Stickerei und Sosa hat heute noch die Tradition der Köhlerei. In unserer Tourismuskonzeption haben wir die Thematisierung der einzelnen Ortschaften unter dem Begriff „Wurzelrudis Themendörfer“ aufgegriffen.


Für die einzelnen Themen wurden auch verschiedene touristische Angebote entwickelt, die dieser jeweiligen Tradition auch gerecht werden. Und so stand auch für Sosa die Frage, was können wir tun, dass die Köhlerei eine Traditionsstätte bekommt, die für Besucher aus nah und fern das Handwerk der Köhlerei und dessen Geschichte erlebbar macht. Heute darf ich Sie auch im Namen unseres Stadtrates und des Ortschaftsrates von Sosa ganz herzlich hier begrüßen, weil wir mit der Erlebnisköhlerei Sosa hier im alten Steinbruch an der Talsperre Sosa ein Objekt übergeben möchten, das den touristischen Anspruch des Themendorfes Sosa gerecht wird.


Ich erinnere mich noch daran, als einige Mitglieder des Köhlervereins vor mehr als 5 Jahren auf mich zugekommen sind und darum gebeten haben, ob es nicht möglich sei, jährlich oder vielleicht auch nur einmal ein paar Mark locker zu machen, um Reparatur- und Verschönerungsarbeiten an der Anlage des Vereins durchführen zu können. Wir hatten uns alles angeschaut und sind gemeinsam zu der Auffassung gekommen, dass es doch eine relativ geringe Wirkung entfalten wird, wenn man hier und da ein paar Bretter auswechselt oder auch mal ein Dach neu eindeckt. Auf diese Weise würde es wohl sehr lange dauern, bis man ein touristisches Traditionsobjekt geschaffen hat. Und so war schnell die Idee geboren, ein Gesamtkonzept zu entwickeln und nach Fördermöglichkeiten für die Umsetzung zu suchen.


Eigentlich ging dann auch alles sehr schnell, da wir durch den Kontakt mit dem Büro von Herrn Merx und Frau Huff davon erfuhren, dass auch andere Traditionshandwerke nach Möglichkeiten einer Förderung suchen. In mehreren Gesprächen mit deutschen und auch tschechischen Partnern haben entwickelte sich dann die Idee vom Projekt „Traditionelle Handwerke in der Euregio Egrensis“. Viele von Ihnen werden möglicherweise mit dem Begriff „Euregio Egrensis“ nicht viel anzufangen wissen. Deshalb möchte ich erläuternd anfügen, dass es sich hierbei um einen Zusammenschluss von Kommunen handelt, die gemeinsam eine Grenzregion innerhalb Europas bilden. Es gibt viele solcher Grenzregionen und die unsrige trägt diesen Namen „Euregio Egrensis“. Dazu gehören die ehemaligen Altlandkreise Aue-Schwarzenberg, viele Orte und auch Landkreise in Thüringen und in Bayern bis hinunter in den Bayrischen. Wir sind quasi der nord-östliche Zipfel dieser Region.


Gemeinsam mit dem Trägerverein Statek Bernard Kralovske Porici in der Nähe von Sokolov, der auch gleichzeitig unser LEAD-Partner ist, dem Verein für Gerberei und Stadtgeschichte Hirschberg (Saale) e.V. und der Stadt Eibenstock mit dem Stickereimuseum hat der Köhlerverein Erzgebirge e. V. dieses Großprojekt in Angriff genommen und die entsprechende Förderung bei der Sächsischen Aufbaubank beantragt. Am 21.04.2016 wurde der Fördervertrag für dieses Projekt unterschrieben. Insgesamt wurden mit 396.000 EUR die Gesamtkosten für die Erlebnisköhlerei bewilligt, wovon rund 320.000 EURO Fördermittel fließen sollten. Das Gesamtprojekt aller Projektpartner zusammen hat einen Umfang von 1.252.300 EURO. Deshalb gilt auch ein großer Dank der Euregion Egrensis e.V. und der SAB sowie der Europäischen Union. Die verschiedensten Einzelprojekte hat Ihnen unser Ortsvorsteher, der gleichzeitig auch der Projektleiter war, bereits dargestellt.


Die Ideen für dieses Projekt mussten relativ schnell zusammengetragen werden, da nur wenig Zeit für die Förderantragstellung vorhanden war. Dies war insofern schwierig, weil man in der Kürze der Zeit nicht alle Details so genau vorausdenken konnte und damit natürlich auch Kosten nicht 100-prozentig genau ermitteln konnte. Aus diesem Grunde war dann die Umsetzungsphase eine echte Herausforderung. Das Objekt wuchs quasi mit der Ausführung und auch die Ideen haben sich mit dem Fortschritt des Baus weiterentwickelt. Das war sicher spannend, aber für Projektleiter und auch für den Köhlerverein eine echte Herausforderung.


An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal beim Projektleiter Tobias Unger und bei der Verantwortlichen für die Abrechnungen Constanze Bauer für die komplizierte Arbeit  und dem Jonglieren mit den finanziellen Ressourcen bedanken. Dem Köhlerverein danke ich dafür, dass er diesen Überfall letztendlich mitgetragen hat und mit den damit verbundenen Finanzierungsinstrumenten bereitwillig Neuland betreten hat. So große Summen hat er wohl vorher nicht bewältigt und wird sie wohl auch nicht so schnell wieder bewältigen. Da das „INTERREG Va – Programm“, aus dem alles finanziert wurde, immer auf der Basis von Vorfinanzierung beruht, musste der Verein einen relativ hohen Kredit bei der Erzgebirgssparkasse aufnehmen, um die Vorfinanzierung zu meistern. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Vereinsvorstand, der bisher mit solchen Dingen nie etwas zu tun hatte, verunsichert war und manchmal vielleicht auch mit ein wenig Angst alle diesbezüglichen Dokumente unterzeichnet hat.


Auch die Stadt Eibenstock hat immer wieder mit Kassendarlehen geholfen, damit die Rechnungen bezahlt werden konnten. Wir haben auch immer wieder mit dazu beigetragen, dass die finanziellen Vorausleistungen und auch materielle Unterstützung durch den Bauhof abgesichert wurden. Im Nachhinein betrachtet, kann man von einer sehr guten Zusammenarbeit sprechen.


Einen Dank möchte ich auch an den Staatsbetrieb Sachsenforst und an die Landestalsperrenverwaltung richten, die mit guten Ideen und Engagement diesen Standort hier mit entwickeln wollen. Dies wird demnächst an drei großen Tafeln am Eingang des Parkplatzes hier deutlich zu sehen sein. Entlang des Talsperrenrundweges entsteht im Rahmen eines Modellprojektes ein Erlebniswanderweg, der das Angebot der Erlebnisköhlerei auf tolle Weise ergänzt und aufwertet. Ich bin mir sicher, dass sich die Besucherfrequenz hier an der Talsperre Sosa in den nächsten Jahren erheblich steigern wird.


Nun werden wir diese Anlage der Öffentlichkeit übergeben. Eine der Fördervoraussetzungen war, dass diese Anlage hier regelmäßig für den Besucherverkehr zur Verfügung steht. Auch Aktionen, wie den Aufbau von Erdmeilern, Festlichkeiten und natürlich auch Führungen, sollen den Menschen das Handwerk der Köhlerei nahe bringen. Dies kann nur durch einen starken und engagierten Köhlerverein geleistet werden.


Ich bin mir sehr wohl darüber im Klaren, dass es immer schwerer wird, Menschen für das Ehrenamt zu begeistern und damit auch zu finden. Wenn wir aber wollen, dass die Tradition des Köhlerdorfs Sosa auflebt und zu einem Alleinstellungsmerkmal für den Ort werden soll, bedarf es gemeinschaftlicher Anstrengungen und vieler Helfer. Der Anspruch von Besuchern und Urlaubern wächst ständig. Wir haben die Pflicht mit Professionalität und Qualität diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Die guten Ansätze der letzten Jahre mit dem Köhlerrundweg, den Köhlermusikanten und auch mit verschiedenen kleinen Festen im Ort um dieses Thema herum und nun mit der Erlebnisköhlerei am Standort und Sitz des Europäischen Köhlervereins haben wir viele Einzigartigkeiten, um die man uns eigentlich anderswo beneidet.


Deswegen wünsche ich mir, dass mit der heutigen Eröffnung der Erlebnisköhlerei ein weiterer Ruck durch den Ort geht und viele Leute aufmerksam werden bzw. zur aktiven Mitgestaltung motiviert werden. Die Hardware ist geschaffen, nun bedarf es der Software, mit der die entsprechenden Aufgaben unter Verwendung der Hardware erledigt werden können. Unsere Aufgabe heißt Förderung des Tourismus in Sosa. Diese muss mit Leben erfüllt werden. Dazu wünsche ich dem Köhlerverein Erzgebirge, allen engagierten Sosaern und dem Ortschaftsrat gutes Gelingen und viel Spaß und Freude bei der Arbeit.


Gut Brand

Uwe Staab

Bürgermeister