Rede zur Ehrung öffentlichen Engagements in der Stadt Eibenstock am 3. Oktober 2018

Rede zur Veranstaltung zur Ehrung öffentlichen Engagements in der Stadt Eibenstock am 3. Oktober 2018 im Kulturzentrum "Glück auf!" in Eibenstock am Tag der deutschen Einheit.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

Ich möchte Sie auf das Herzlichste zu unserer heutigen Veranstaltung zur Ehrung öffentlichen Engagements in der Stadt Eibenstock begrüßen. Ich freue mich sehr, dass sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. Eine Veranstaltung dieser Art führen wir zum ersten Mal in unserer Stadt durch. Und ich hoffe sehr dass wir am Ende des Tages sagen können, dass war ein gelungener Auftakt und daraus sollten wir eine Tradition werden lassen.

Doch bevor ich einige wenige Gedanken dazu äußern werde, freue ich mich begrüßen zu dürfen:
- den Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel
- den Abgeordneten des Wahlkreises des sächsischen Landtages, ThomasColditz,
- den Leiter des Forstbezirkes Eibenstock, Stephan Schusser,
- die Damen und Herren Stadträte und Ortschaftsräte,
- die Vertreter der Kirchgemeinden unserer Stadt,
- die Vertreter der Unternehmen unserer Stadt,
- die Vorstände der Vereine unserer Stadt,
- die Schulleiter der Schulen
seien Sie alle herzlich willkommen.

Vor mehr als einem Jahr haben wir uns im Stadtrat zusammengesetzt und festgestellt, dass wir zwar viel nach außen hin sichtbare Dinge erreicht haben, aber unsere Kultur des Umgangs mit den Leistungen, die in unserer Gemeinde erbracht wurden, doch sehr zu wünschen übrig ließ. Es fehlte an einer Ehrungskultur, die diejenigen würdigt, die mit dazu beigetragen haben, dass wir in allen Ortsteilen heute eine lebenswerte Heimat vorfinden.

Dies mag sicherlich auch daran gelegen haben, dass man unmittelbar nach der politischen Wende 1990 nicht in dasselbe Muster verfallen wollte, Ehrungen und Auszeichnungen zu einer Massenware zu machen. Wir haben zwar in den vergangenen Jahren immer wieder Versuche unternommen, bestimmte Leistungen zu würdigen, aber es fehlte ein Gesamtkonzept. Lediglich mit den Kulturpreis der Stadt über viele Jahre hinweg konstant die ehrenamtliche Arbeit auf dem kulturellen Sektor gewürdigt.

Im Jahr 2017 wurde Satzung für Ehrungen und Auszeichnungen in der Stadt Eibenstock grundlegend überarbeitet und neu erlassen. Wesentliche Punkte waren dabei die Festlegungen zu den einzelnen Preiskategorien und zur äußeren Form der Preisverleihung. Zu Letzterem wurde festgelegt, dass es eine zentrale Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Tag der deutschen Einheit um den 3. Oktober herum geben sollte, wo in würdiger Form die Ehrung und Auszeichnung erfolgt. Heute machen wir gewissermaßen den Auftakt dazu. Bei den Preiskategorien wurde festgelegt, dass es die Ehrenmedaillen in Gold Silber und Bronze, drei Stadtpreise, den Wirtschaftspreis, den Kulturpreis und den Sanierungs- und Gestaltungspreis geben wird. Weitere Elemente der Ehrungen sind die Ehrenbürgerschaft und die Benennung von Straßen, Plätzen und Einrichtungen nach verdienstvollen Bürgern.

Parallel zur Satzung bedurfte es konkreter Kriterien, wonach die Preise vergeben werden sollen. Das war eigentlich die schwierigere Aufgabe. Denn Ehrung verliert den Charakter von etwas Besonderem, wenn Preise oder Medaillen gewissermaßen inflationär vergeben werden. So haben wir konkrete Festlegungen getroffen, wann eine Ehrenmedaille oder auch ein Stadtpfreis verliehen wird. Zum Beispiel ist ein Kriterium für die Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt in Gold, dass sie an Bürger vergeben wird, die mehr als 25 Jahre im Vorsitz für einen Verein getragen haben oder beispielsweise über einen ebenso langen Zeitraum eine Feuerwehr oder Ortsfeuerwehr geführt haben. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir heute viele Ehrungen durchführen. Nach so langer Zeit treffen diese Kriterien für viele engagierte Bürger zu. In den nächsten Jahren wird der Ehrungsumfang sicher etwas kleiner ausfallen. Alle Ehrungen sind damit verbunden, dass eine Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Eibenstock erfolgt. Dies rundet die Würdigung von besonderen Leistungen ab.

Auch dass eine Veranstaltung für Ehrungen im Zusammenhang mit unseren Nationalfeiertag erfolgt hat eine gewisse symbolische Bedeutung. Heute ist dies vielleicht sogar wichtiger denn je. Haben wir doch immer noch Probleme damit, unsere nationale Identität frei zu leben. Ich frage mich oft, woran es liegen mag, dass wir so wenig stolz auf unser eigenes Land sind. Viel zu oft überlassen wir diesen Nationalstolz den radikalen Elementen in unserer Gesellschaft. Und dann wundern wir uns, wenn wir uns mit diesen auseinandersetzen bzw. deren Wiedererstarken ertragen müssen.

Der Tag der deutschen Einheit sollte deshalb uns allen bewusst machen, in welch einem Zustand wir uns gegenwärtig befinden. Unserem Land ging es seit 1990 noch nie so gut wie heute. Die Staatskassen sind voll, die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit der Wende, die öffentliche Infrastruktur hat zumindest in Sachsen ein Niveau erreicht, wo man anderswo in der Welt nur träumen kann und die soziale Absicherung sorgt dafür, dass jeder ein menschenwürdiges Dasein führen kann, wenn er es nur möchte. Als das und vieles mehr wird mit einer großen Selbstverständlichkeit hingenommen. Und doch haben wir eine Unzufriedenheit unter den Menschen, die eher noch weiter wachsen zu scheint.

Wenn man sich manche Talkshows, Medienberichterstattungen und auch die einfachen Diskussionen am Gartenzaun anhört, möchte man meinen, wir stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Man merkt manchmal selbst nicht, wie man dabei in das populistische abgleitet. Zusammenhänge werden dabei kaum diskutiert. Im Gegenteil, wer den Versuch macht, grundlegende Fragen und Zusammenhänge der Gesellschaft sachlich darzustellen, erntet schnell Kritik. Nachhaltiges Denken und das Hinweisen auf mögliche Folgen politischer Experimente wird vom Wähler abgestraft. Langfristige Strategien zur Lösung grundlegender gesellschaftlicher Probleme, wie beispielsweise dem demographischen Wandel, haben keine Chance, weil sie von populistischen Argumenten einzelner Interessengruppen wirksam bekämpft werden. Man muss sich nur laut genug artikulieren, um seinem Argument Aufmerksamkeit zu verschaffen. Fast alle gesellschaftlichen Felder, sei es Innenpolitik, Bildungspolitik, Sozialpolitik usw. werden ähnlich wie auf einem Jahrmarkt verhandelt und am Ende siegt immer der Kompromiss, wo sich jeder wieder findet, aber mit den keiner so richtig leben kann. Ob das unser Land nachhaltig auf die Herausforderung der globalen Entwicklungen vorbereitet, wage ich zu bezweifeln.

Deshalb sollten wir in unserer Gesellschaft vielleicht zuerst einmal wieder zusammenrücken und uns als ein Volk verstehen. Individualisierung und Einzelinteressen müssen Grenzen erfahren. Dass „Wir“ muss wieder vor den „Ich“ stehen. Erst dann wird man wieder zu Lösungen finden, die dem Allgemeinwohl dienen. Erst dann werden in den Städten und Gemeinden auch wieder mehr Menschen sich ehrenamtlich für eine Sache engagieren und somit das Gesamtpaket einer liebens- und lebenswerten Gemeinde stärken. Die Gemeinden sind die kleinsten Zellen der staatlichen Ordnung unserer Gesellschaft. Wenn Menschen sich in ihren Gemeinden wohl fühlen, sich in ihrer Gemeinde einbringen und auch Stolz auf ihren Ort entwickeln, dann haben Sie wohl kaum einen Grund zur Unzufriedenheit oder gar zu Radikalismus. Deshalb ist es wichtig, dass wir mehr Menschen für diese Arbeit gewinnen. Genauso wichtig ist es, junge Menschen in diese Arbeit einzuführen, sei es in gesellschaftliche Tätigkeit im Ehrenamt oder in berufliche Tätigkeit in den Unternehmen unseres Ortes. Jeder einzelne junge Mensch, der hier seinen Platz findet, wird immun sein gegen Radikalismus, gegen Drogen oder auch Egoismus.

Deshalb ist es auch wichtig, dass Menschen, Vereine und Unternehmen gewürdigt werden, die mit ihrer Arbeit das Fundament des gesellschaftlichen örtlichen Lebens darstellen. Ohne deren Initiativen würden alle Orte kulturelle und wirtschaftliche Wüsten sein. Insofern stellt jede Ehrung auch ein Dank an die geleistete Arbeit dar, die ihnen die Öffentlichkeit entgegenbringen will. Wir danken Ihnen allen für Engagement, für Zuverlässigkeit, für das Mittragen der Schwächeren in der Gesellschaft und für die Aufrechterhaltung unserer Traditionen.

Für die Gestaltung des heutigen Abends möchte ich mich bei den Mitarbeitern des Kulturzentrums „Glück auf!“, bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung Eibenstock, beim Bandonionverein Carlsfeld e.V. sowie bei den Firmen Werbung und Design Gläser und Partyservice Roßner sehr herzlich bedanken. Im Anschluss an die Festveranstaltung lade ich Sie herzlich zu einem kleinen Imbiss im Foyer ein. Wir hören nun den Bandonionverein Carlsfeld.

Uwe Staab
Bürgermeister