6. November 2021 - Rede zur Jahreshauptversammlung der FFW Eibenstock

Rede zur Jahreshauptversammlung der FFW Eibenstock am 6. November 2021

Liebe Kameradinnen und Kameraden der FFW Eibenstock,
Sehr geehrte Damen und Herren Gäste,


dass wir heute nach 2 Jahren wieder eine Jahreshauptversammlung der Gesamtfeuerwehr Eibenstock durchführen können, ist wohl in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen können wir uns freuen, nach so langer Zeit pandemiebedingter Einschränkungen endlich wieder eine solche Veranstaltung vorbereiten und durchführen zu dürfen. Zum anderen ist es wohl geradeso noch möglich, sie heute in diesem Rahmen auch durchführen zu können. Angesichts der Entwicklung der Coronazahlen müssen wir also mit der neuen Corona-Schutz-Verordnung ab Montag und der dann geltenden  2G-Regel wieder mit erheblich mehr Einschränkungen leben. 

So freue ich mich, Sie heute hier im Hotel Blauen Wunder zu dieser traditionellen wichtigsten Jahreshauptversammlung begrüßen zu dürfen. Ich möchte Ihnen die herzlichen Grüße des Stadtrates von Eibenstock und der Ortschaftsräte von Carlsfeld, Wildenthal und Sosa überbringen. Es gibt ja nur sehr wenige Möglichkeiten, wo die Vertreter der Kommunalpolitik in unserer Stadt die Gelegenheit haben, sich auch einmal offiziell und in aller Öffentlichkeit bei Ihnen für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit und Ihre Einsatzbereitschaft zu bedanken. 

Unser Wehrleiter hat vorhin in seiner Rede bereits über das Einsatzgeschehen in den letzten beiden Jahren gesprochen. Trotz Pandemie ist ja das tägliche Leben weitergegangen und das Einsatzgeschehen hat gezeigt, dass auch unter diesen erschwerten Bedingungen Einsätze gefahren werden müssen. Andererseits aber waren die Jahre 2020 und 2021 für die Freiwilligen Ortsfeuerwehren auch von erheblichen Einschränkungen und auch Vorsichtsmaßnahmen geprägt. Die regelmäßigen Dienste mussten teilweise ausgesetzt werden. Bei den Einsätzen waren große Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, um Sie als Kameradinnen und Kameraden auch zu schützen. 

So wie es in allen anderen Bereichen unseres Gemeinwesens auch geschehen ist, hat das natürlich auch mit der Feuerwehr etwas gemacht. Die deutlich reduzierten Kontakte führten dazu, dass Kommunikation, Ausbildung und natürlich auch die gemeinschaftlichen teambildenden Maßnahmen kaum noch stattfand. Ob in Vereinen, Unternehmen, Schulen oder eben auch in den Feuerwehren – die Einschränkungen machten uns plötzlich deutlich, wie wichtig doch Kontakte untereinander sind. Wenn sich Kinder in die Schule sehnen, dann hat das auch eine gewisse Symbolkraft. Man merkt plötzlich, dass das gegenseitige Miteinander doch etwas sehr Wertvolles ist. Und dies trifft natürlich auch für die Feuerwehren im Besonderen zu. 

Deshalb möchte ich Ihnen ganz besonders danken, dass Sie diese Zeit so gut und auch so diszipliniert bewältigt haben. Das ist durchaus nicht selbstverständlich und verdient höchsten Respekt. Zu Beginn des Sommers haben wir nach vorn geschaut und angesichts der angelaufenen Impfaktionen auch in keinster Weise damit gerechnet, dass wir nun zum Ende dieses Jahres erneut auf eine dramatische Situation zulaufen. Auch das Infektionsgeschehen in einzelnen Ortsteilen in Eibenstock hat für meine Begriffe und nach meinem Wissen bereits erhebliche Ausmaße angenommen. Diese haben natürlich wiederum auch Auswirkungen auf die Arbeit der FFW. Sowohl im Bereich der regelmäßigen Dienste, aber auch im Besonderen bei den Einsätzen selbst ist wieder höchste Vorsicht geboten. 

Sie erwarten deshalb sicherlich von mir auch, dass ich hierzu auch eine klare Position beziehe, wie man aus politischer Sicht nunmehr mit dieser Situation umgehen soll. Davor möchte ich mich auch nicht herumdrücken. 

Als die 4. Welle angelaufen ist, war ich auch noch relativ entspannt, da sich die Krankenhauszahlen doch relativ langsam nach oben bzw. auf niedrigstem Niveau bewegten. Ich war darüber sehr erfreut, da dies ja eine klare Folge der Immunisierung unserer Bevölkerung war. Seit wenigen Tagen stellt sich die Situation aber völlig verändert dar. Die Krankenhäuser sind wieder prall gefüllt mit Coronapatienten, die Zahl der schweren Verläufe, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, nimmt dramatisch zu. Das Krankenhauspersonal ist jetzt schon wieder am Limit, notwendige andere Behandlungen von Patienten müssen wieder zurückgestellt werden, auch wenn sie noch so lebensbedrohlich sind. Am Donnerstag bekam ich die Information von der Bundeswehr, dass sie nun in den Krankenhäusern und bei der Unterstützung des Gesundheitsdienstes wieder mit Dienst tun. Auch wenn unterschiedliche prozentuale Angaben in Deutschland, in Sachsen oder auch in unserem Landkreis existieren, so muss man doch eindeutig feststellen, dass eine signifikante Mehrzahl der intensivmedizinisch behandelten Patienten ungeimpfte Personen sind. 

Auch auf die Gefahr hin anzuecken, ich habe hierfür kein Verständnis mehr. Es gibt genügend Impfstoff, nach der Impfung von mehr 7 Milliarden Menschen auf der Erde haben sich Nebenwirkungen bei den Impfungen auf niedrigstem Niveau bewegt (niedriger als bei anderen Impfungen) und der Impfstoff erwies sich als hoch wirksam. Noch im Frühjahr hatte auch ich für Jeden Verständnis, der vor einer Impfung skeptisch war und vielleicht auch Angst hatte. Ich gebe zu, dass ich auch zu diesen Menschen gehört habe. Aber ich habe mich überwunden - einmal zu meinem eigenen Schutz, aber vor allem aus Solidarität mit den anderen Menschen. Jetzt, 6 Monate später, ist die Datenlage eindeutig. Es stellt ein geringes gesundheitliches Risiko dar, sich impfen zu lassen. Und somit würden wir als gesamte Bürgerschaft und Gesellschaft gut daran tun, gegenseitig Solidarität zu zeigen, und diejenigen, die sich ohne Weiteres und ohne Folgen impfen lassen können, dies auch tun. 

Wir tun dies in allererster Linie für die, die sich eben nicht impfen lassen können und da würde ich aus meiner Sicht auch beispielsweise junge Frauen dazu zählen, für die ein Kinderwunsch besteht oder kranke Menschen. Aber genau um dies zu ermöglichen, sollten alle anderen diese Solidarität zeigen. Und dies geschieht nicht. Im Gegenteil, die Spaltung unserer Bevölkerung trägt verhärtete Züge. Ich stelle mir die ganz einfache Frage, was würden die Impfgegner tun, wenn die Krankheit gerade für 30- bis 50-Jährige ein eine hohe Mortalitätsrate hätte und jeden 3. oder 4. dahinraffen würde? 

Neben der Endsolidarisierung unserer Gesellschaft finde ich auch die Doppelmoral in unserer Bürgerschaft für sehr beklagenswert. Wenn es früher vor Coronazeiten darum ging, nach Afrika, Südamerika oder auch andere Länder in den Urlaub zu fahren, wurden widerspruchslos und ohne Diskussion Impfungen hingenommen, weil sie Voraussetzung dafür waren, in diese Länder einreisen zu dürfen. Wenn im Supermarkt für das nächste Grillfest Waren eingekauft werden, wird nicht danach gefragt, wie viel Konservierungsstoffe, Antibiotika oder andere Gifte in den Nahrungsmitteln vorhanden sind. Da geht das persönliche Vergnügen vor. Wenn aber eine staatliche Maßnahme erforderlich ist, um stark gefährdete Gruppen der Bevölkerung zu schützen, dann wird bis ins letzte Detail hinterfragt und auch teilweise mit Informationen aus fragwürdigsten Quellen operiert, um gegen diese staatliche Maßnahmen zu opponieren. Auch da sollten wir mit etwas mehr Demut in uns gehen. Mehr möchte ich zu diesem Thema auch aus dem guten Anlass des heutigen Tages nicht sagen.

Aus kommunaler Sicht haben wir trotzdem das Geschehen in den Feuerwehren auch in den letzten beiden Jahren nach bestem Wissen und Gewissen unterstützt. Es gelang uns, den Haushalt für die Feuerwehr doch recht großzügig wieder zu ermöglichen. Darüber hinaus haben wir bei vielen kleinen Anschaffungen, Reparaturen und dergleichen das, was notwendig war, auch ermöglicht. 

Eine große Leistung war und ist die Anschaffung des Tanklöschfahrzeuges für den Standort bei der Ortsfeuerwehr Sosa. Der Auftrag ging offiziell im März 2021 an die beauftragte Firma. Die Kosten werden insgesamt 320.000 EUR betragen. Dafür erhalten wir Fördermittel aus der Feuerwehr-Förderrichtlinie in Höhe von 135.000 EUR als Festbetragsfinanzierung. Das heißt, dass unsere Gemeinde mit rund 185.000 EUR einen erheblichen Eigenanteil aufbringen muss, um dieses Fahrzeug anzuschaffen. Das Fahrgestell wird allerdings erst im Februar 2022 fertig, bis der Aufbau dann komplett installiert ist, wird es wohl bis Ende 2022 dauern. Also brauchen wir noch etwas Geduld, bis wir dieses Fahrzeug dann in unsere Einsatzplanung aufnehmen können. 

Positiv ist auch, dass wir 24 neue hochwertigste Einsatzbekleidungssätze anschaffen konnten, die wiederum auch zur Hälfte vom Landkreis gefördert wurden. Der Gesamtwert dieser Anschaffung beträgt allein 25.000 EUR. Hier wollen wir ja vorrangig und im Besonderen die Atemschutzträger unterstützen und ausstatten. Sie tragen ja im Einsatz auch die höchsten Risiken.

Darüber hinaus sind viele kleine Dinge gleich immer erledigt worden, wenn sie angefallen sind. Auch an den Gerätehäusern haben wir die notwendigen Reparaturen und Wartungsarbeiten im Rahmen des Möglichen durchgeführt. Die Ortsfeuerwehr Eibenstock hatte ja mit dem Straßenbau der Feuerwehrstraße das gesamte Jahr über hinweg mit Einschränkungen zu leben. Mit der Verbreiterung der Feuerwehrstraße zur Karlsbader Straße ist nun endlich ein jahrzehntelanger Wunsch der Feuerwehr in Erfüllung gegangen. Ich kann mich noch an meine erste Veranstaltung in der alten Bretterbude an der Feuerwehrstraße erinnern, wo mir damals als junger Bürgermeister dieses Anliegen schon benannt wurde. Auch wenn es etwas länger gedauert hat, ich bin ja auch darüber grau geworden, nun ist es realisiert und darüber können wir uns sehr freuen. 

Bemerkenswert ist auch, dass wir in 2020 ja eine neue Feuerwehrsatzung beschlossen haben. In ihr wurden vor allem auch die Anforderungen an die einzelnen Ortswehren noch einmal präzisiert und an die neuen gesetzlichen Grundlagen angepasst. Auch haben wir uns auf den Weg gemacht, die Notfallplanung für unsere Gemeinde in Angriff zu nehmen. Dazu wollen wir im nächsten Jahr entsprechende Dokumente erstellen und diese natürlich in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Wehrleitung der FFW abstimmen. Die Notfallplanung bezieht sich nicht nur auf akute Rettungseinsätze, sondern auch auf Vorsorgemaßnahmen, die für die Bevölkerung zu treffen sind, z. B. Evakuierungsmaßnahmen, Bereitstellung von Trinkwasser und dergleichen. Dies wird deshalb eine sehr umfangreiche und detaillierte Planung, die letztendlich aber auch für die Bevölkerung ein wichtiges Instrument zur Vorsorge vor Schadensereignissen darstellt. Unser Ziel ist, Ende 2022 diese Planung fertig zu haben. Sie wird ja letztendlich dann auch Auswirkungen auf die kommenden Haushalte haben, da im Zuge der Bereitstellung ja auch Investitionen erforderlich werden. 

Die Entwicklung der personellen Strukturen in unseren Ortswehren ist durchaus ein Punkt, der uns allen nach wie vor gemeinsam große Sorgen bereiten muss. Ich bedaure sehr, dass wir gerade jetzt in dieser Zeit mit Wildenthal eine traditionsreiche Ortsfeuerwehr außer Dienst stellen müssen. Dies wird nächstes Jahr im Herbst dann endgültig geschehen, da die Einsatzbereitschaft dort nicht mehr gewährleistet werden kann. 

Ich bedanke mich noch einmal ausdrücklich bei den Kameradinnen und Kameraden der Ortsfeuerwehr in Wildenthal und hoffe sehr, dass sie weiter Mitglieder in unserer Feuerwehr bleiben und natürlich auch in der Alters- und Ehrenabteilung weiter ihren Dienst tun. Bereits Anfang April dieses Jahres haben wir ja das Fahrzeug von Wildenthal nach Eibenstock umgesetzt. Auch für mich ist es ein sehr schmerzlicher Prozess, da ich dies ja schon einmal Ende der 90er-Jahre begleiten musste, als die Ortsfeuerwehr Blauenthal ebenfalls außer Dienst gestellt wurde. 

Die demografische Entwicklung ist sicherlich die eine Seite, die die Entwicklungen in den Feuerwehren sachsenweit negativ beeinflusst. Andererseits ist aber auch die sich verändernde Arbeitswelt ein großer Hinderungsfaktor zur Gewinnung von Feuerwehrnachwuchs. Aus diesem Grunde möchte ich wiederum auch allen Kameradinnen und Kameraden, die sich gerade für die Jugend- und Nachwuchsarbeit in der Feuerwehr engagieren, im Besonderen für ihre Arbeit danken. Sie ist unerlässlich für die Regeneration unserer Ortsfeuerwehren. Hier wird eine sehr gute Arbeit geleistet. Insofern möchten wir Sie auch weiter unterstützen und Ihnen den Rücken stärken, diese Arbeit fortzusetzen.

Die heutige Jahreshauptversammlung soll auch unsererseits wieder ein Zeichen der Wertschätzung an Sie sein und ich freue mich, dass Sie dies auch so zahlreich hier wahrnehmen. Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit für unser Gemeinwesen. Ein besonderes Dankeschön gilt wieder der Feuerwehrkapelle Carlsfeld für die tolle musikalische Umrahmung. 

Gestatten Sie mir zum Schluss meiner Ausführungen, Ihnen für die nun bevorstehende Weihnachtszeit und den Jahreswechsel alles Gute für Sie und Ihre Familien zu wünschen. Möge Gott Sie schützen. Ihnen allen ein „Gut Wehr!“.

Uwe Staab
Bürgermeister