26. November 2022 Rede zur Eröffnung des Eibenstocker Weihnachtsmarktes

Rede zur Eröffnung des Eibenstocker Weihnachtsmarktes am 26.November 2022 

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger
Liebe Gäste aus Nah und Fern

Es ist sehr schön, Sie alle hier am Kirchplatz vor der Ortspyramide am Vortag des 1. Advents hier in Eibenstock so zahlreich versammelt zu sehen. Ich möchte Sie auf das Herzlichste begrüßen und zum Auftakt des Eibenstocker Weihnachtsmarktes mit dem traditionellen Pyramidenanschieben Willkommen heißen. Es ist schon ein wenig anders, wenn nach 2 Jahren Ausfall nun endlich wieder alles so laufen kann, wie man es eigentlich gewohnt ist. Um so mehr freue ich mich, dass Sie so zahlreich wieder hierher gekommen sind. Mit den Klängen der Bergkapelle Johanngeorgenstadt haben wir Sie hier bereits eingestimmt. Ein herzliches Dankeschön gilt daher den Musikern der Bergkapelle Johanngeorgenstadt. Wir freuen uns sehr, dass ihr jedes Jahr hier diesen Auftakt mitgestaltet. 

Hinter uns liegen 3 Jahre, wo es nicht nur keinen Weihnachtsmarkt und keinen Märchenumzug gab, sondern Jahre, wo viele Entscheidungen für Verwirrung und Unsicherheit sorgten. Erst sollten die Weihnachtsmärkte stattfinden, dann kam alles ganz anders. Am Ende haben alle versucht die Entscheidungen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und in Verantwortung für die Bürgerschaft bzw. das Gemeinwesen zu treffen. Das Für und Wider wurde sorgfältig abgewogen. Ob diese am Ende richtig oder falsch waren, lässt sich heute nur schwer nachvollziehen und beurteilen. Im Rückblick kann man natürlich immer trefflich darüber streiten, was notwendig gewesen wäre oder was übertrieben war. Am Ende bringt dies auch nichts mehr. 

Auch müssen wir heute feststellen, dass wir in einer anderen Welt leben, als wir sie vorfanden als wir uns das letzte Mal hier versammelt haben. Vor 3 Jahren waren wir voller Optimismus, voller Tatendrang und sind Schritt für Schritt vorwärts gegangen. Stets hatten wir schon die nächsten Ziele vor Augen. Keiner hätte es für möglich gehalten, dass wir 3 Jahre später existenzielle Sorgen haben. Viele Menschen begleitet mittlerweile jeden Tag die Angst vor der Zukunft. Unsere selbstverständlich gewordene Sicherheit ist plötzlich nicht mehr da. So wundert es nicht, wenn auch der Umgang der Menschen untereinander, die Akzeptanz von Staat und Verwaltung und auch das allgemeine Wertegefüge sich in kürzester Zeit radikal verändern. Dies droht unseren Staat in den Grundfesten zu erschüttern. Letztendlich ist auch das ein Fakt, der vielen Menschen Angst bereitet. 

Die Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr und das nicht nur in ein oder zwei Gruppen, sondern in vielfältige Interessensbereiche, die zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen. Es ist an der Zeit, darüber zu reden und nach Lösungen zu suchen. Etwas Positives kann man jetzt schon aus den ganzen Entwicklungen gewinnen. Unsere Gesellschaft muss sich erneuern und neue Anker finden. Wie die einmal aussehen werden, ist heute sicher noch nicht absehbar. Aber wir in Deutschland haben es immer wieder geschafft, Krisen zu meistern und aus scheinbar ausweglosen Situationen wieder als ein starkes Land zurück zu kommen. 

Die Welt hat erkannt, dass man den Riesen Europa mit Entzug von Energie in die Knie zwingen kann. Warum dies geschieht, liegt klar auf der Hand. Europa hat jahrelang auf Kosten anderer ärmerer Länder seinen Reichtum vermehrt. Sicher gibt es noch Länder, die noch mehr Reichtum angehäuft haben. Man braucht nur den Blick auf den jetzigen WM-Standort zu richten. So braucht man sich nicht zu wundern, wenn andere jetzt auch etwas davon abhaben möchten. Unsere Antwort kann deshalb nur heißen, nicht zu spalten, sondern zusammenzuführen, um den Schulterschluss in der Gesellschaft wieder zu finden und gemeinsam anzupacken, um auch die Krisen der heutigen Zeit zu meistern. 

Trotz aller schlechten Botschaften sind wir alle heute hier versammelt, um gemeinsam die Vorweihnachtszeit einzuleuten. Zu Weihnachten gedenken wir ja an die beste Botschaft, die es je gegeben hat. Gott ist Mensch geworden und zu uns in die Welt gekommen. Er ist gekommen, um Frieden und Versöhnung zu bringen. Er hat uns aber nicht versprochen, dass es uns immer gut gehen wird. Deshalb sollten wir gerade in diesem Jahr zu Weihnachten ganz besonders an diese Botschaft denken. Es gibt überall auf der Welt Menschen, denen es viel schlechter geht als uns. Auch das sollte uns immer bewusst sein, wenn wir Weihnachten feiern.

Wir sind stolz auf das Weihnachtsland Erzgebirge. Wir Menschen im Erzgebirge zeigen mit dem vielen Licht in den Fenstern und Wohnungen sowie auf den Straßen und Vorgärten ja eigentlich, dass wir dieser Botschaft ein Licht bereiten. Lassen Sie uns das gerade in diesem Jahr sehr ernst nehmen. Ich danke allen, die auch in diesem Jahr trotz Energiekrise und Ungewissheit ihre Lichter wieder angezündet haben. Sie vereinen uns Erzgebirger und sie vereinen alle, die in diesem Jahr Weihnachten viel bewußter feiern werden als sonst in den vergangenen Jahren. Sie sollen aber auch denen leuchten, die bei uns leben, weil Sie vor Krieg und Elend geflohen sind. Auch wenn sie in manchen Dingen anders sind wie wir, gehört zu einem friedvollem Weihnachtsfest sich auch ihnen zuzuwenden.

Der Eibenstocker Weihnachtsmarkt beginnt wieder mit dem traditionellen Märchenumzug, der in wenigen Minuten hier an uns vorbeiziehen wird. Die vergangenen 2 Jahre haben auch in den ehrenamtlichen Strukturen unserer Stadt tiefe Spuren hinterlassen. So war es auch für den Märchenumzug nicht einfach, Darsteller und Helfer zu finden. Vieles auch an unserem Weihnachtsmarkt musste neu gedacht werden. Zudem ist er deutlich kleiner geworden, weil für jeden Händler und Gewerbetreibenden die Luft dünner geworden ist. Inflation, Personalmangel und auch Versorgungsengpässe bereiten große Probleme. Deshalb freue ich mich trotzdem, dass wir Ihnen einen kleinen Weihnachtsmarkt präsentieren können, der aber in Sachen Kultur den vorangegangenen nicht nachsteht. Unser Anspruch bleibt auch in diesem Jahr Kultur statt Kommerz. 

Es wird auch ein Novum zu unserem diesjährigen Weihnachtsmarkt geben. Die heißen Getränke gibt es von nun an im Eibenstocker Märchenpott. Er sollte ja schon im vorigen Jahr aus Nachhaltigkeitsgründen eingeführt werden, was ja Corona verhinderte. Nun aber gibt es die Premiere. In unregelmäßigen Abständen soll es dann immer ein neues Märchen auf dem Pott geben.

Ich bedanke mich im Namen unserer Bürgerschaft ganz besonders bei allen, die in den vergangenen Wochen an der Vorbereitung mitgewirkt haben. Ein besonderes Dankeschön möchte ich zuerst dem Bauhof unserer Stadt entgegenbringen, da dieser vieles neu gestalten musste, wodurch ein viel größerer Aufwand entstanden ist. Auch danke ich Günter Schmidt für die Vorbereitung des Kulturprogrammes, dem Erzgebirgischen Heimatverein, der Firma LEC und dem Gewerbeverein für die Unterstützung. Das größte Lob aber möchte ich unserem Tourist-Service-Center Eibenstock aussprechen. Sie  behielten unter schwierigsten Umständen die Gesamtorganisation des Weihnachtsmarktes in ihren Händen und mussten vieles neu denken, was früher routiniert abgelaufen ist.

Freuen wir uns nun darauf, an diesem Wochenende gemeinsam den 1. Advent auf dem Eibenstocker Weihnachtsmarkt verbringen zu können. Ich wünsche Ihnen und ihren Familien für die bevorstehende Vorweihnachtszeit, zu Weihnachten und auch für das neue Jahr alles Gute, Gottes Segen sowie Glück und Freude in ihren Familien. Beginnen wir nun den Eibenstocker Weihnachtsmarkt mit dem Anschieben unserer Pyramide. 

Mit herzlichem „Glück auf!“

Uwe Staab
Bürgermeister