Rede zur Übergabe des Dorfplatzes in Carlsfeld am 25. Juni 2022
Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
Liebe Carlsfelderinnen und Carlsfelder,
Liebe Verwaltungsmitarbeiter,
Sehr geehrte Vertreter der Baufirmen und Planungsbüros,
es ist ein sehr freudiges Ereignis, das uns heute hier in Carlsfeld auf diesem schönen Platz hier zusammenkommen lässt. Ich darf Sie ganz herzlich zur Übergabe des Dorfplatzes hier in Carlsfeld begrüßen. Ich danke dem Bandonionverein Carlsfeld für den musikalischen Auftakt und darf Ihnen versichern, dass Sie heute zu diesem 1. Open-Air-Konzert in Carlsfeld noch mehr zu hören bekommen. Gestatten Sie mir, vorher noch ein paar Worte an Sie richten zu dürfen.
Dass wir heute an diesem Tag auf diesem Platz feiern dürfen, ist durchaus nicht selbstverständlich und bedurfte einer wahrlich langen Vorbereitungszeit. Deshalb soll der Blick kurz auf die Vergangenheit zurück gerichtet werden. Ich möchte Sie an die beiden großen Einwohnerversammlungen im Jahr 2017 im „Grünen Baum“ erinnern, als wir gemeinsam das „Touristische Entwicklungskonzept“ für den Ortsteil Carlsfeld beraten haben. Im Ergebnis entstand ein ehrgeiziges Entwicklungskonzept, das dem Ort Carlsfeld einen großen Schub in der touristischen Entwicklung bringen sollte. Über 13 Einzelmaßnahmen und darüber hinaus viele gute Hinweise fanden sich darin wieder. Ich spürte damals in Ihren Gesichtern eine sehr große Erwartungshaltung, waren doch sehr ambitionierte und auch mutige Projekte vorgeschlagen worden. Heute kann ich ja ehrlich zugeben, dass mir schon ein wenig bange dabei war, die Hoffnungen auf Realisierung dieser Zielstellungen auch erfüllen zu können. Wenn Sie sich erinnern, waren ja auch eine Menge Zahlen konkret in diesem Projekt benannt worden, die meisten davon 7-stellig.
Aber wir waren alle motiviert, diesen Weg zu gehen und alle damit verbundenen Mühen auf uns zu nehmen. Es ist sicher leicht, Ziele zu benennen. Aber Projekte dann auch in die Tat umzusetzen, gehört mittlerweile unter den heutigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu einer schweren Aufgabe, an der man hartnäckig und zäh wie ein Stehauf-Männchen arbeiten muss. Ich will Ihnen heute und hier weitere Details zu Rückschlägen und Problemen bei der Realisierung ersparen. Die Freude und der Stolz über das Erreichte soll überwiegen.
Wir übergeben heute nicht nur den Parkplatz hier in Carlsfeld an dieser Stelle, wo wir gerade stehen. Am 17. Juni 2022 wurde hier hinter uns auf dem Gelände des ehemaligen Glaswerkes das Projekt der Altlastensanierung endgültig abgenommen und an die neuen Grundstückseigentümer und Investoren übergeben. Dieses Projekt war im Gesamtmaßstab gesehen mit 4,75 Mio. EUR das größte Altlastenbeseitigungsprojekt auf unserem Gemeindeterritorium, das es je gegeben hat. Wir haben dafür 3.391.858 EUR Fördermittel bekommen, was einen kommunalen Eigenmittelaufwand von 848.295 EUR mit sich brachte. Einen solchen Betrag im Haushalt zur Verfügung zu haben, ist auch kein Alltagsgeschäft. Manchmal werden wir ja für unsere Sparmaßnahmen immer ein wenig kritisiert, vielleicht in Einzelfällen sogar beschimpft. Aber wenn wir nicht über Jahrzehnte immer wieder an bestimmten Stellen rigoros sparen würden, hätten wir nicht die investiven Mittel zur Verfügung, um auch solche großen Entwicklungsprojekte zu stemmen.
Der Dorfplatz hier in der Ortsmitte von Carlsfeld ist ein weiteres großes Projekt dieses eben genannten Entwicklungskonzeptes, das wir nun fertig realisiert haben. Es besteht aus zwei Platzteilen, die durch die Wilzsch getrennt sind. Unmittelbar gegenüber der Kirche entstand ein neuer Parkplatz. Hier auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände entstand ebenfalls ein großer Parkplatz, der aber so angelegt wurde, dass auch Veranstaltungen, wie z. B. dieses Open-Air-Konzert heute, stattfinden können. In die Platzstruktur wurden auch die Bahnanlagen des ehemaligen Bahnhofs Carlsfeld mit integriert. Ich muss zugeben, dass die Gespräche mit dem Förderverein „Historische Westsächsische Eisenbahnen“ e. V. nicht immer einfach waren, weil doch bestimmte Interessen und natürlich auch Kostenfragen gegeneinander liefen. Die Kompromisse, die mit allen Nutzungen für diesen Platz geschlossen werden mussten, würde ich als gelungen bezeichnen. Einen Parkplatz so hinzubekommen, dass am Ende auch eine Platzgestaltung herauskommt, ist auch dem Geschick und den Gedanken des Planungsbüros Architektur Concept Zwickau zu verdanken. Ich bedanke mich hier besonders bei Frau Staudte und Herrn Meier für die stets konstruktive und zielgerichtete Arbeit, die wir gemeinsam hier erledigen konnten. Ein großes Dankeschön möchte ich auch der Verwaltung, insbesondere unserem Bauamt, aussprechen, das ja bei allen Maßnahmen, die wir abzuarbeiten haben, den Hauptanteil an der Arbeit trägt. Am Ende fehlen mit der Pyramide und dem geplanten Bandonion-Denkmal noch zwei Hingucker, die in den nächsten Monaten noch vollendet werden sollen.
Das Projekt kostete am Ende 903.050 EUR, wovon der Freistaat Sachsen aus dem Programm „GRW-Infra“ 760.230 EUR beisteuerte. Die Eigenmittel in Höhe von 142.820 EUR waren im Vergleich zur Altlastensanierung am alten Glaswerk sehr überschaubar. Wer schon einmal mit Förderantragstellungen und Genehmigungsverfahren zu tun hatte, der weiß, welche Arbeit hier geleistet wurde. Was als kleiner Ort jedes Jahr an großen Projekten stemmen und abarbeiten, ist schon höchst erstaunlich und schon gar nicht selbstverständlich.
Mit dem heutigen Tag haben wir also ein Etappenziel unserer touristischen Entwicklungsplanung geschafft. Die weiteren Projekte sind nun im Werden. Ich bedanke mich auch bei der Simmel Carlsfeld GmbH für die Übernahme der Investition zur Errichtung des Feriendorfes Carlsfeld auf dem Gelände des alten Glaswerkes und für die Errichtung und Sanierung des ehemaligen Werkstattgebäudes zu einem kleinen Versorgungszentrum. Leider sind unsere Förderantragstellungen zum Nordic Park den gesellschaftlichen Veränderungen zum Opfer gefallen. Mittlerweile liegen für das Loipenhaus, genauer gesagt Funktionsgebäude, und für die Zufahrtsstraße die entsprechenden Baugenehmigungen vor. Aber bei der Finanzierung befindet sich unser Fördermittelantrag über die „GRW-Infra“ nach wie vor auf Eis. Im Moment kann nicht gesagt werden, ob wir jemals eine Förderung hierfür in den nächsten Jahren bekommen werden. Wir werden alles daran zu setzen, auch dieses Geld noch zu bekommen.
Gestatten Sie mir deshalb, zum Abschluss noch einen Satz zur Zukunft unserer Entwicklung zu sagen. Wie Sie sicher schon oft in diesen Tagen zu hören bekamen, die Welt ist eine andere und wir wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Gar nicht weit von uns entfernt herrscht Krieg, wo ganze Städte in Schutt und Asche gelegt werden. Bei aller Freude wollen wir deshalb auch daran denken, wenn innerhalb von Minuten kaputt gebombt wird, was über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Gewohnte Versorgungswege und Lieferketten sind unterbrochen. Wir alle merken es an Energiepreisen, an Baupreisen und natürlich am Ende auch an Lebensmittelpreisen.
Ob Investitionen in den nächsten Jahren so ohne Weiteres noch möglich sind, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand vorhersehen. Dennoch müssen wir auch in dieser Krise den Mut haben, auf alle Veränderungen zu reagieren. Wir im ländlichen Raum haben die große Chance, eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu etablieren. Deshalb wollen wir uns Mut machen, dass wir dieses „Touristische Entwicklungskonzept“ für Carlsfeld, wie auch immer, in den nächsten Jahren weiter vorantreiben. Ihr bürgerschaftliches Engagement ist genauso gefragt, wie auch eine stabile finanzielle Situation unserer gesamten Stadt. Für die Erholungsort-Bestandsprädikatisierung ist der heutige Tag ein Meilenstein. Als nächstes soll nach der Fertigstellung aller privaten und öffentlichen Investitionen der Antrag auf den Titel Luftkurort für Carlsfeld gestellt werden. Wenn dies gelänge, wäre es ein Schub für die gesamte Ortsentwicklung.
Für den heutigen Tag wünsche ich Ihnen nun viel Spaß bei der Premiere des Open-Air-Konzertes hier auf dem Dorfplatz in Carlsfeld. Ich wünsche mir sehr, dass dies nicht das einzige Platzkonzert bleiben wird, sondern dass daraus eine gute Tradition entsteht, die hoffentlich viele, ja sehr viele Menschen aus Nah und Fern anziehen wird. Ich bedanke mich deshalb bei allen Beteiligten für die Vorbereitung dieses Festtages. Besonderer Dank gilt dem Bandonionverein Carlsfeld e. V., dem Bauhof Eibenstock, dem Ortschaftsrat Carlsfeld und natürlich auch allen ehrenamtlichen Helfern aus dem Ort. Ich wünsche Ihnen und uns heute einen schönen Nachmittag hier auf dem neuen Dorfplatz Carlsfeld, den ich Ihnen hiermit nun auch offiziell übergebe.
Mit herzlichem „Glück auf!“
Uwe Staab
Bürgermeister