21. Dezember 2024 Grußwort zur Mettenschicht am Frölich-Stolln in Sosa

Grußwort zur Mettenschicht am Frölich-Stollen in Sosa am 21. Dezember 2024

Liebe Bergbrüder der Bergbrüderschaft Sosa,
Sehr geehrte Sosaer und Sosaerinnen,
Sehr geehrte Damen und Herren,


zur diesjährigen Mettenschicht hier am Frölich-Stollen in Sosa möchte ich Sie wieder im Namen unserer Stadt, im Namen des Stadtrates, im Namen des Ortschaftsrates Sosa und natürlich auch ganz persönlich sehr herzlich begrüßen. Ich freue mich sehr, dass Sie zu dieser schönen und traditionellen Veranstaltung wieder so zahlreich den Weg hier an den Frölich-Stollen nach Sosa gefunden haben. Ein besonderer Gruß gilt auch den Gästen unseres Ortes, die hier mit dabei sind. 

Neulich las ich, dass Mettenschichten ein Feierabend der erzgebirgischen Art sei. Das klingt doch recht niedlich und lässt eine gewisse Gemütlichkeit vermuten. Auch sind bestimmte Mettenschichten auch hier im Erzgebirge richtige Show-Veranstaltungen, wo man teilweise so gar nicht wenig Eintritt bezahlen muss. Für die Gäste des Erzgebirges ist das sicher ein tolles Erlebnis und gehört auch in unsere touristischen Angebote dazu. Viele kommen in den Adventswochen zu uns, weil sie das Weihnachtsland Erzgebirge besuchen wollen. Das ist auch alles in Ordnung und aus touristischer Sicht auch gewollt.

Aber die Tradition der Mettenschichten kommt ja aus einer ganz anderen Lebenslage heraus. Die Bergleute feiern die letzte Schicht des Jahres gemeinsam und gedenken dem, was über das gesamte Jahr hinweg geschehen ist. So wie wir es heute auch von den Bergbrüdern gehört haben. Die Rückschau ist ein zentrales Element der letzten Schicht, die dann mit ganz unterschiedlichen kulturellen und kulinarischen Elementen untersetzt wurde. 

So wollen auch wir ein wenig Rückschau halten über das, was sich in unserem Land und in unserer Gemeinde getan hat. Ich habe so das Gefühl, dass die Menschen nicht sehr positiv über die Geschehnisse des letzten Jahres, vielleicht auch der letzten Jahre denken. Dies hat sicherlich auch Ursachen in den verschiedenen Entwicklungen unserer Gesellschaft. Es geht Ihnen sicher allen so, dass Sie in sehr regelmäßigen Abständen an Gesprächen und Diskussionen beteiligt sind, wo über dieses oder jenes sehr kritisch gesprochen wird. Probleme in unserer Gesellschaft werden benannt und sie sind uns eigentlich auch allen bewusst. Jedem ist klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann, was ja auch mittlerweile von niemanden mehr bestritten wird. Wenn wir dann aber ins Private zurückkehren, müssen wir uns sagen lassen, dass wir eigentlich nur sehr wenig bereit sind, die notwendigen Veränderungen auch bei sich selbst herbeizuführen. 

Ich stelle mir auch oft die Frage, wann unsere Gesellschaft an dem Punkt ankommt, wenn wir die immer weiter wachsenden Ansprüche an Staat und Gesellschaft nicht mehr finanzieren können. Die Kassen von Staat, Bund, Land, Landkreis und nun auch in den Gemeinden sind leer. Ich selbst sehe mich in meiner täglichen Arbeitspraxis aber immer wieder mit Forderungen nach dieser oder jener Verbesserung gegenüber, die wir rein aus finanziellen Gründen kaum noch erfüllen können. Dies ist aber nur wenigen so in dieser Dramatik bewusst. 

Deshalb werden es auch Menschen, allen voran diejenigen Politiker schwer haben, die mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme sagen, wir müssen den Gürtel enger schnallen und wir werden uns in Zukunft vieles nicht mehr leisten können und vielleicht wird sogar unser Wohlstand zurückgehen. 

Sind wir mal ehrlich, wenn ein Politiker diese Wahrheit ausspricht, hat er dann überhaupt eine Chance gewählt zu werden. Wenn irgendeiner das Wort „Kürzung“ in den Mund nimmt, ganz gleich auf welcher Ebene, sind wir mal ehrlich, dann ist er schon abgewählt. Aber vielleicht sind es ja gerade diese Menschen, die mit Bewusstheit versuchen, unsere Gesellschaft wieder in ein Fahrwasser zu führen, wo es am Ende dann auch wieder aufwärts gehen kann. 

Ich denke, diese Gedanken hatten die Bergbrüderschaften auch schon vor mehreren 100 Jahren gehabt, denn auch sie mussten sich mit Problemen, Rückschlägen und auch Fehlentwicklungen auseinandersetzen bzw. entsprechend reagieren. Der Unterschied von damals zu heute ist aber, dass es damals um das nackte Überleben ging. Heute geht es vielleicht hier und da um eine Einschränkung oder auf ein wenig Verzicht. Insofern glaube ich, sollten wir uns alle gerade jetzt zu dieser Zeit ein wenig erden und vielleicht nicht in das gleiche Horn der Negativdiskussionen hineinblasen, sondern anerkennen, was ich persönlich für meine Gesellschaft tun kann, um sie vor einem Crash zu bewahren.

Dabei gibt es so viel Positives auch in diesem Jahr in unserer Gemeine zu berichten. Hier in Sosa haben wir mit der Sanierung der Grundschule einen großen Schritt nach vorn getan. Mit dem Bereich des Jugendkellers, der Sanierung der Außenfassade und der Außenanlagen haben wir einen Komplex in Ordnung gebracht, der nun auf Jahre seinen Bestand haben kann und unseren Kindern beste Bedingungen bietet. Wir konnten auch in den anderen Ortsteilen verschiedene Investitionen beginnen bzw. abschließen. Darüber hinaus sind viele kleine Dinge in Ordnung gebracht worden bzw. neu geschaffen worden, die unser Ortsbild bereichern bzw. auch unseren Ort attraktiver machen. 

Eine große Freude ist auch das neue Baugebiet vor den Toren des Ortes, wo viele Familien sich ein neues Zuhause hier in Sosa geschaffen haben. Fast alle Eigenheimplätze sind bebaut, was ja ein gutes Zeichen für den Ort ist. Erfreulicherweise konnte es auch gelingen, dass unsere finanzielle Situation geordnet geblieben ist. Wir konnten es als Gesamtgemeinde schaffen, in diesem Jahr schuldenfrei zu werden. Auch wenn jetzt vielleicht im nächsten Jahr für ein neues Projekt wieder ein paar Schulden aufgenommen werden müssen, sind wir finanziell im Moment noch sehr gut durchgekommen. 

Dies wird sich mit dem Jahr 2025 sicherlich ändern. Es ist jetzt bereits absehbar, dass unsere Einnahmen dramatisch zurückgehen werden, während die Kosten natürlich weiter steigen. Es ist sogar möglich, dass wir nunmehr einige Jahre vor uns haben, wo wir wirklich jeden Cent umdrehen müssen und wo wir auch keine neuen Projekte beginnen können. Aber anknüpfend an mein vorher Gesagtes, das ist auch nicht weiter schlimm. Es wird nicht den Untergang unserer Gemeinde bedeuten, sondern vielleicht nur etwas Verzicht, um Kraft und Geld für Neues wieder zu sammeln. Sehen wir dies als etwas Positives und nicht als ständiger Grund für negative Diskussionen. 

Insofern wollen wir dieses Jahr mit positiven Gedanken und mit Gottvertrauen beenden. Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich auch in diesem Jahr wieder im Ehrenamt für die Gemeinschaft im Ort in Vereinen, Kirchgemeinden und auch in privaten Organisationen engagieren. Durch Ihre vielfältigen Aktivitäten und Projekte würde es das reichhaltige kulturelle und sportliche Leben in unseren Ortsteilen nicht geben.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien nun gesegnete Weihnachten und für das Jahr 2025 alles Gute, viel Kraft und Gesundheit für die Erfüllung Ihrer Ziele und natürlich auch Glück in Ihren Familien und in Ihrem persönlichen Leben.

Glück auf!

Uwe Staab
Bürgermeister