Rede zur Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Gesamtfeuerwehr Eibenstock am 20. Januar 2024
Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden der FFW Eibenstock,
Sehr geehrte Damen und Herren Gäste,
zur diesjährigen Jahreshauptversammlung möchte ich Sie sehr herzlich begrüßen und willkommen heißen. Ein erstes großes Dankeschön möchte ich an die Feuerwehrkapelle Carlsfeld richten, die traditionell den Jahreshöhepunkt der Freiwilligen Gesamtfeuerwehr Eibenstock eröffnet.
Hinter uns liegt mit 2023 das erste Lockdown freie Jahr nach der Coronapandemie und dieses Jahr hatte es wirklich in sich. So langsam zog wieder Normalität in das Feuerwehrleben, das Ausbildungs- und Einsatzgeschehen ein. Schauen wir deshalb noch einmal zurück und erinnern uns an die Höhepunkte des vergangenen Jahres.
Es begann ja sehr erfreulich mit der Übergabe des TLF 3000 an die Ortsfeuerwehr Sosa am 18. Januar 2023. Mit Kosten von rund 320.000 EURO war das Fahrzeug im Vergleich zu heute geradezu ein Schnäppchen. Würde man es heute neu bestellen, käme eine halbe Million Anschaffungskosten auf die Stadt zu, ohne dass sich an der Förderung in Höhe von 135.000 EURO etwas geändert hätte. Dennoch waren die 185.000 EURO Eigenmittel der Stadt auch eine große Leistung der Kommune in wirtschaftlich immer schwerer werdenden Zeiten. Was mich an der Beschaffung des TLF 3000 besonders erfreut hat, war die Tatsache, dass die Ortswehren gemeinsam entschieden hatten, das Fahrzeug im Gerätehaus Sosa zu stationieren. Das zeigt die gute Zusammenarbeit der Ortswehren untereinander und auch das weiter gewachsene „WIR“-Gefühl in der Gesamtfeuerwehr Eibenstock. Wir sind eine Feuerwehr in einer Gemeinde. Das, finde ich jedenfalls, ist eine Erfolgsgeschichte und beispielgebend für andere Bereiche des kommunalen Zusammenlebens in unserem Ort.
Über das Einsatzgeschehen im vergangenen Jahr hat ja unser Wehrleiter schon ausführlich berichtet. Übungsseitig ragt der Einsatz am 21. März in „Wurzelrudis Hostel“ heraus. Gemeinsam mit der Polizeischule in Schneeberg wurde eine überaus realitätsnahe Übung gefahren, die mich sehr beeindruckt hat. Der hohe Ausbildungsstand der Kameradinnen und Kameraden war sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden. Gleiches gilt auch für die Zusammenarbeit mit anderen Gemeindefeuerwehren wie z.B. Schönheide und Bockau.
Bemerkenswert sind in jedem Fall die Häufung der mittleren, teils großen, Brandeinsätze auf dem Stadtgebiet. Die beiden Brände am 18. Dezember 2023 und 3. Januar 2024 in der Unterstadt in Eibenstock zeigen uns allen auf sehr tragische Weise, es kann jederzeit und überall passieren. Nach vielen Jahren ohne größere Brände hatten wir in den letzten Jahren überdurchschnittlich damit zu kämpfen. Dabei hat sich unser vorbildlicher Ausrüstungsstand bzw. Ausstattungsgrad als extrem wichtig erwiesen. Ohne diesem wäre mancher Schaden viel größer gewesen. Seit langem war auch wieder ein Brandopfer zu beklagen. Eine 72-jährige Frau verstarb durch eine Rauchvergiftung noch am Brandort. Das bedauern wir alle sehr und wir möchten der betroffenen Familie unser aufrichtiges Mitgefühl entgegenbringen. An dieser Stelle möchte ich ein Lob der Familie an Sie weitergeben. Weil sehr minimalinvasiv vorgegangen wurde, konnte ein größerer Schaden am Haus vermieden werden, was die Sanierungschancen deutlich erhöht hat
Auch hatten wir wieder die Aufgabe, die geschädigten Personen zu evakuieren und vorübergehend in Übergangswohnungen unterzubringen. Das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr, Wohnungsbaugesellschaft und Stadtverwaltung hat dabei bestens funktioniert. Es konnte zwar mit einigen Zeitaufwand gelingen, alle Geschädigten unterzubringen. Dieses Mal war es aber nicht wirklich einfach. Die Ereignisse zeigen, dass wir als Stadt uns schon darüber Gedanken machen sollten, ein bis zwei Wohnungen für solche Ereignisse vorzuhalten.
Ein Ereignis, was sich allen Beteiligten noch in den Gliedern steckt, ist der Unfall des HLF 20 am 7. August 2023. Der Unfall, der sich auf einer Einsatzfahrt nach Neidhardtsthal ereignete, zeigte uns, wie gefährlich jeder einzelne Einsatz sein kann und wie wichtig trotz aller Motivation, trotz allem Zeitdruck und allem Pflichtbewusstsein ein großes Maß an Besonnenheit erforderlich ist, um stets die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Zum Glück war es nur ein Meldereinlauf ohne tatsächliches Schadensereignis. Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn tatsächlich beispielsweise ein mittlerer Brand stadtgefunden hätte.
Bei aller Dramatik habe ich auch eine sehr wichtige Erkenntnis für mich mitgenommen. Die große Feuerwehrfamilie hält zusammen. Die große Welle der Solidarität war mehr als beeindruckend und war sicher auch für Sie eine mehr als positive Erfahrung. Dass 4 Tage später mit dem LF 16/12 aus Lengenfeld bereits wieder ein einsatzfähiges Löschfahrzeug im Gerätehaus stand, kann ich heute noch kaum fassen. Daher möchte ich mich noch einmal ausdrücklich beim Bürgermeister und der Freiwilligen Feuerwehr von Lengenfeld für die schnelle und unkomplizierte Hilfe bedanken. Das ist nicht selbstverständlich und aller Ehren wert.
Die zahlreichen Einsätze des vergangenen Jahres konnten fast immer mit ausreichend Einsatzstärke absolviert werden. Sie waren stets einsatzbereit und haben im Verbund aller Ortswehren jedes Schadensereignis erfolgreich bekämpfen können. Dafür möchte ich mich im Namen des Stadtrates, aber auch im Namen der Bürgerschaft unserer Stadt und auch ganz persönlich bei Ihnen bedanken. Sie können stolz auf sich sein und die Stadt kann stolz auf Sie sein.
Wenn wir auf das Innenleben unserer Ortswehren schauen, kann man sich über viele positive Entwicklungen freuen. Es ist eine große Freude zu erleben, wie viele Kinder und Jugendliche sich für die Feuerwehr interessieren. Dies ist vor allem das Ergebnis einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten und Schulen sowie den vielfältigen Aktivitäten bei der Öffentlichkeitsarbeit in den Feuerwehren selbst. Jeder Tag der offenen Tür, jede Veranstaltung, die die Feuerwehr durchführt, trägt dazu bei, das Interesse für die Feuerwehr zu wecken. Auch die teilweise sehr guten Auftritte in den Sozialen Medien erreichen vor allem die jungen Menschen.
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle auch bei allen Jugendfeuerwehrwarten und ihren Mitstreitern für die fleißige und zielstrebige Arbeit bedanken, die sie verrichten. Es ist uns allen klar, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen heute etwas anderes ist, als möglicherweise noch vor 20 Jahren. Die heutige Nachwuchsgeneration wächst unter anderen Bedingungen auf und hat deshalb auch nicht mehr in jedem Fall die Konzentrationsfähigkeit, wie sie vorausgegangene Generationen noch hatten. Deshalb möchte ich euch ermutigen, die erfolgreiche Arbeit fortzuführen und damit auch einen Beitrag dazu zu leisten, dass es auch bei jungen Menschen noch mehr geben kann, als der Konsum von Handy und Medien. Ein Dankeschön möchte ich ausdrücklich auch von der „Glück auf!“-Oberschule überbringen. Sie hoffen, dass die OFW Eibenstock am 23. Mai diesen Jahres wieder zum Schul- und Hoffest dabei ist.
In Sachen Ausrüstung hatte ich ja bereits die Anschaffung des neuen Tanklöschfahrzeug TLF 3000 für die Ortsfeuerwehr in Sosa erwähnt. Nun steht die Ersatzbeschaffung des HLF 20 für die Ortsfeuerwehr Eibenstock an. Nachdem die Ausschreibung erfolgt ist, wird der Vergabebeschluss in der Stadtratssitzung am 1. Februar 2024 gefasst. Das Fahrzeug kostet nach dem Ausschreibungsergebnis 532.000 EURO. Die Finanzierung bedeutet wiederum eine große Kraftanstrengung für unsere Kommune. Wir dürfen uns über 194.000 EURO Fördermittel vom Freistaat Sachsen freuen, die uns der Landkreis dank einer schnellen Intervention im Sächsischen Innenministerium quasi organisiert hat. Wenn wir noch die Erstattung der Versicherung in Höhe von 80.000 EURO und den Verkaufserlös in Höhe von 23.000 EURO abziehen, müssen wir aus dem kommunalen Haushalt 235.000 EURO aufbringen, um die Anschaffung tätigen können. Dafür müssen nun erst einmal andere Maßnahmen zurückstehen, wofür wir aber mit viel Verständnis rechnen dürfen.
Darüber hinaus sind weitere große und kleinere Maßnahmen geplant. Es sind dies im Einzelnen:
- das hydraulische Rettungsgerät für die OFW Sosa mit 40.000 EURO
- der Neubau der Garage für den MTW der OFW Sosa für 40.000 EURO
- die Erneuerung der Elektrik für das Gerätehaus Eibenstock für 50.000 EURO
- 3 Notstromaggregate für die 3 Gerätehäuser in Höhe von insgesamt 10.000 EURO
- Beschaffung Kleingerät in Höhe von 7.500 EURO
Hinsichtlich der Unterbringung des MTW in Sosa haben wir nun eine Lösung gefunden, die alle Seiten befriedigt. Das Beispiel der MTW-Garage zeigt aber, wie schwer manchmal ein Entscheidungsprozess sein kann. Es gilt immer abzuwägen, was sinnvoll, wirtschaftlich und auch verhältnismäßig ist.
Unter dem Strich ist es überdurchschnittlich viel Geld, was wir vermutlich zum letzten Mal in dieser Größenordnung ausgeben können. Wir alle wissen, dass die zukünftigen Haushalte unserer Stadt vor großen Herausforderungen stehen werden. Sowohl die steigenden Energie- und Personalkosten als auch die sinkenden Einnahmen insbesondere bei den Steuern sorgen dafür, dass der Spielraum in Zukunft enger werden wird. Erneut muss ich alle Bereiche der Stadtverwaltung dazu aufrufen, Einsparpotentiale zu erschließen. Nur wenn wir sparen, können wir auch investieren. Diesen Grundsatz verfolgen wir in Eibenstock nun schon seit mehr als 30 Jahren. Am Ende hat uns das Erreichte Recht gegeben. Deshalb sollten wir diese Strategie auch weiter fortsetzen. Ich bitte deshalb auch weiterhin um die Unterstützung aus den Feuerwehren und auch um den sorgsamen Umgang mit allen euch überlassenen Ressourcen.
Erfreulich ist auch, dass die jungen Ortswehrleitungen schnell in Ihre Aufgaben hineingefunden haben. Es ist immer richtig, wenn junge Menschen sich für die Verantwortung zur Verfügung stellen und auch Flagge zeigen. Eine Ortsfeuerwehr oder auch eine Stadtfeuerwehr zu leiten, ist mit einer hohen Verantwortung und auch mit einem hohen Fachwissen verbunden. Die Persönlichkeit des Wehrleiters und seiner Stellvertreter muss integrieren und Vorbild sein. Deshalb wünsche ich mir, dass alle Kameraden diesen Personen den nötigen Respekt und auch den nötigen Gehorsam entgegenbringen. Kritik sollte niemals persönlich sein, sondern sachdienlich. Wenn wir das beherzigen, werden sich die Führungsstrukturen unserer Wehren weiter gut entwickeln. Ich persönlich glaube, dass Kontinuität ein wichtiger Garant für das Funktionieren einer Feuerwehr ist. Unterstützen Sie deshalb die jetzigen Führungskräfte in ihrer verantwortungsvollen Arbeit.
Zum Schluss möchte ich noch ein wenig in die Zukunft schauen. Die Zeit der ganz großen Anschaffungen wird auf absehbare Zeit vorbei sein. Das Ziel, im Jahr 2023 ein Notfalldokument, ein Waldbranddokument und das Sonderlagenkonzept zu erarbeiten, um die Grundlagen für verschiedene Investitionsentscheidungen zu schaffen, haben wir nicht erreicht. Nur wenn diese Konzepte als theoretische Arbeitsgrundlagen vorliegen, können wir auch entsprechend fundierte Investitionsentscheidungen treffen. Das müssen wir uns nun für 2024 vornehmen.
Im Anschluss an meine Worte werden wir wieder Ehrungen und Beförderungen vornehmen. Ich möchte allen Kameraden für ihre langjährigen Tätigkeiten in der Feuerwehr sehr herzlich danken und allen, die befördert werden, sehr herzlich gratulieren.
Ich bedanke mich auch bei Ihren Familien, die immer mit zur Stange halten, wenn Sie Dienst für die Stadt Eibenstock und die Freiwillige Feuerwehr tun. Wir bedanken uns auch für die zahlreichen Nichtdienstlichen Einsätze zu Weihnachtsmarkt, Marathon und vielen anderen Veranstaltungen in der Stadt. Wir möchten deshalb diesen Abend auch als ein großes Dankeschön an Sie gestalten. Nehmen Sie es als Zeichen unserer Wertschätzung! So wünsche ich Ihnen nun ein erfolgreiches Jahr 2024 und uns gemeinsam einen schönen und gemütlichen Abend hier im Kulturzentrum „Glück auf!“
Ihnen allen ein herzliches „Gut Wehr“
Uwe Staab
Bürgermeister





