20. Januar 2023 Rede zur Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Gesamtfeuerwehr Eibenstock

Rede zur Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Gesamtfeuerwehr Eibenstock am 20. Januar 2023

Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden der FFW Eibenstock,

Sehr geehrte Damen und Herren Gäste,

zur diesjährigen Jahreshauptversammlung möchte ich Sie sehr herzlich begrüßen und willkommen heißen. Es ist erst das zweite Mal, dass diese traditionelle Veranstaltung hier im Kulturzentrum „Glück auf!“ stattfindet. Dieser Ort eignet sich ja sehr gut für diese Veranstaltung. Ein großes Dankeschön möchte ich an die Feuerwehrkapelle Carlsfeld richten, die uns hier wieder so erfrischend begrüßt hat.

Die letzte Jahreshauptversammlung am 6. November 2021 war ja eine der wenigen größeren Versammlungen, die auf unserem Gemeindeterritorium in den letzten beiden Jahren stattfinden konnte. Grund dafür war das kleine Zeitfenster, das uns das Corona-Virus zu diesem Zeitpunkt gelassen hatte. Wie Sie alle wissen, erfolgten ja wenige Tage später die ersten Festlegungen zu neuen Einschränkungen. Weihnachten 2021 fand schon wieder im Lockdown statt. 

Auch wenn Sie diesen Gedanken sicher schon in den verschiedensten Situationen und Veranstaltungen gehört haben, so gehört er doch auch zwangsläufig in meinen kleinen Rückblick mit hinein. Die coronabedingten Einschränkungen haben nicht nur das kulturelle Leben auch in unserer Stadt enorm beeinträchtigt, sie haben generell alle vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Auch Sie als Feuerwehr waren davon betroffen und konnten nur eingeschränkt ihren Dienst ausüben. Kompliziert wurde es vor allem bei den Einsätzen, die unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden mussten. Oftmals ließen sich die Vorschriften gar nicht anwenden, ging es doch in erster Linie darum, Schadensereignisse zu bekämpfen. Sie haben das hinbekommen und das Mögliche möglich gemacht. Dafür möchte ich Ihnen unseren Respekt und die Anerkennung aussprechen. 

Über das Einsatzgeschehen im vergangenen Jahr hat ja unser Wehrleiter schon ausführlich berichtet. Ich meine, es war ein außergewöhnliches Jahr mit besonders großen Einsätzen. 2 größere Brandereignisse innerhalb weniger Tage - das ist sehr ungewöhnlich. Dennoch haben Sie alle Aufgaben mit Bravour gemeistert. Die beiden durch die Brandereignisse geschädigten Gebäude werden zurzeit wieder aufgebaut, was ja auch bei allem Unglück eine gute Nachricht ist. 

Erstmals hatten wir seit Jahren wieder die Aufgabe, die geschädigten Personen zu evakuieren und vorübergehend in Übergangswohnungen unterzubringen. Das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr und Stadtverwaltung hat dabei bestens funktioniert.

Die effiziente Bekämpfung von Schadensereignissen ist in unseren Ortswehren deshalb so gut möglich, weil wir über einen hervorragenden Ausrüstungs- und Ausbildungsstand verfügen. Da ich ja auch schon eine Weile dabei bin, kann ich rückblickend auf die Zeit nach 1990 sagen, dass in den letzten Jahren die kontinuierliche Arbeit an der Ausrüstung unserer Feuerwehren zu einem sehr hohen Ausstattungsniveau geführt hat. Die vorhandenen Ortswehren verfügen über neue Gerätehäuser, in denen sich hoch entwickelte Technik befindet. Viele Kameraden erreichten einen hohen Ausbildungsgrad, um diese Technik letztendlich auch bedienen zu können. Sie sind stets einsatzbereit und haben im Verbund aller Ortswehren jedes Schadensereignis erfolgreich bekämpfen können. Dafür möchte ich mich im Namen des Stadtrates, aber auch im Namen der Bürgerschaft unserer Stadt und auch ganz persönlich bei Ihnen bedanken. Sie können stolz auf sich sein und die Stadt kann stolz auf Sie sein.

Ein großer Wermutstropfen war trotz aller Bemühungen, die Auflösung der Ortsfeuerwehr in Wildenthal. Es ist sehr schmerzlich, wenn eine so traditionsreiche Feuerwehr, wie die Wildenthaler, ihren Dienst aufgeben muss. Aber sowohl in der personellen Besetzung als auch im Ausbildungsstand war die Ortsfeuerwehr nicht mehr zu halten. Dies ist sehr schade, zumal wir uns immer wieder bemüht hatten, auch die Ortsfeuerwehr Wildenthal in einem guten Ausrüstungsstand zu halten. Ganz objektiv betrachtet wird dabei sehr deutlich, dass der demografische Wandel, der sich in unserer Gemeinde nach wie vor zulasten des Anteils der jüngeren Bevölkerung vollzieht, auch in den Feuerwehren seine Spuren hinterlässt. Ich meine, dass die Überalterung der Ortsfeuerwehr in Wildenthal am Ende auch der Hauptgrund dafür war, dass der Dienst eingestellt werden musste.

Insofern ist es auf der anderen Seite sehr erfreulich, in den drei verbleibenden Ortsfeuerwehren die Entwicklung der Jugendfeuerwehren zu beobachten. Es ist eine große Freude, wie viele Kinder und Jugendliche sich für die Feuerwehr interessieren. Dies ist vor allem das Ergebnis einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten und Schulen sowie den vielfältigen Aktivitäten bei der Öffentlichkeitsarbeit in den Feuerwehren selbst. Jeder Tag der offenen Tür, jede Veranstaltung, die die Feuerwehr durchführt, trägt dazu bei, das Interesse für die Feuerwehr zu wecken. Auch die teilweise sehr guten Auftritte in den Sozialen Medien erreichen vor allem die jungen Menschen.

Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle auch bei allen Jugendfeuerwehrwarten und ihren Mitstreitern für die fleißige und zielstrebige Arbeit bedanken, die sie verrichten. Es ist uns allen klar, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen heute etwas anderes ist, als möglicherweise noch vor 20 Jahren. Die heutige Nachwuchsgeneration wächst unter anderen Bedingungen auf und hat deshalb auch nicht mehr in jedem Fall die Konzentrationsfähigkeit, wie sie vorausgegangene Generationen noch hatten. Deshalb möchte ich euch ermutigen, die erfolgreiche Arbeit fortzuführen und damit auch einen Beitrag dazu zu leisten, dass es auch bei jungen Menschen noch mehr geben kann, als der Konsum von Handy und Medien.

In Sachen Ausrüstung machten wir ja gleich zu Jahresbeginn einen großen Schritt nach vorn. Mit dem neuen Tanklöschfahrzeug TLF 3000 für die Ortsfeuerwehr in Sosa schließen wir eine weitere Lücke in unserer Gesamtstruktur. Mit dem neuen Fahrzeug und dem Tankvolumen von 4.500 Litern können wir auch bei größeren Schadensereignissen eine längere Zeit des Aufbaus der Wasserstrecke überbrücken. Selbst bei Waldbrandeinsätzen ist dieses neue Fahrzeug bestens geeignet. Dieses Fahrzeug kostete 320.000 EUR, wobei 135.000 EUR vom Freistaat Sachsen über den Landkreis gefördert wurden. 

Trotzdem musste die Kommune einen sehr hohen Eigenanteil erwirtschaften. Dies ist nicht selbstverständlich und bedeutete auch für den Haushalt der Stadt eine große Kraftanstrengung. Möge das neue TLF 3000 auch Ansporn für die Sosaer Ortsfeuerwehr sein und einen weiteren Schub geben. Jetzt verfügen sie über 15 Plätze auf den Fahrzeugen. Gemäß dem Brandschutzbedarfsplan benötigt die Wehr doppelt so viele Kameraden. Dass heißt, zu den jetzt 24 aktiven Kameraden müssen noch ein paar dazu kommen. 

Neben dem großen Fahrzeug wurden noch viele kleinere Anschaffungen im letzten Jahr getätigt. Im Einzelnen sind dies:
-  der neue Kommandowagen für 23.000 EUR,
-  die Bekleidung für die Atemschutzträger,
-  sowie viel Kleingerät wie Sägen, Schleifer usw.

Daran erkennt man, dass wir auch im laufenden stets um Ersatzbeschaffungen und Verbesserungen bemüht sind. 

Hinsichtlich der Unterbringung des MTW in Sosa haben wir noch keine Lösung gefunden, die alle Seiten befriedigt. Das Beispiel der MTW-Garage zeigt aber, wie schwer manchmal ein Entscheidungsprozess sein kann. Es gilt immer abzuwägen, was sinnvoll, wirtschaftlich und auch verhältnismäßig ist. Ich bin mir sicher, wir bekommen eine gute Lösung hin.

Wir alle wissen, dass die zukünftigen Haushalte unserer Stadt vor großen Herausforderungen stehen werden. Sowohl die steigenden Energie- und Personalkosten als auch die schwankenden Einnahmen sorgen dafür, dass der Spielraum in Zukunft enger werden wird. Erneut muss ich alle Bereiche der Stadtverwaltung dazu aufrufen, Einsparpotentiale zu erschließen. Solange ich Bürgermeister bin, musste ich immer wieder neue Initiativen ergreifen, um sparsam und effizient die städtischen Finanzmittel einzusetzen. Nur wenn wir sparen, können wir auch investieren. Diesen Grundsatz verfolgen wir in Eibenstock nun schon seit mehr als 30 Jahren. Am Ende hat uns das Erreichte Recht gegeben. Deshalb sollten wir diese Strategie auch weiter fortsetzen. Ich bitte deshalb auch weiterhin um die Unterstützung aus den Feuerwehren und auch um den sorgsamen Umgang mit allen euch überlassenen Ressourcen. 

Gestatten Sie mir, auch eine Sorge äußern zu dürfen. Mich bewegt die große Fluktuation in der Besetzung der Stadt- und Ortswehrleitungen. Seit mehr als einem Jahrzehnt wechseln die handelnden Personen in ungewöhnlicher Häufigkeit bzw. treten Führungskräfte immer wieder zurück. Der Grund liegt zumeist im Bereich des Persönlichen, Dies ist deshalb von außen nur sehr schwer zu beurteilen. Mittlerweile haben sehr viele junge Kameraden die Aufgaben übernommen. 

Es ist immer richtig, wenn junge Menschen sich für die Verantwortung zur Verfügung stellen und auch Flagge zeigen. Eine Ortsfeuerwehr oder auch eine Stadtfeuerwehr zu leiten, ist mit einer hohen Verantwortung und auch mit einem hohen Fachwissen verbunden. Die Persönlichkeit des Wehrleiters und seiner Stellvertreter muss integrieren und Vorbild sein. Die Kameraden sollten diesen Personen den nötigen Respekt und auch den nötigen Gehorsam entgegenbringen. In den vergangenen Jahrzehnten haben oft erfahrende, langjährig gediente Kameraden die Verantwortung solcher Aufgaben übernommen. Im Verlaufe ihrer Diensttätigkeit haben sie sich dabei viele Erfahrungen angeeignet, die sie dann an Jüngere weitergeben konnten. Normalerweise ist deshalb die Wahl eines Ortswehrleiters oder Stadtwehrleiters auch eine Wahl der fachlichen Eignung. Persönliche Dinge sollten eine untergeordnete Rolle spielen. Kritik sollte stets konstruktiv und darauf gerichtet sein, Verbesserungen zu erreichen. Kritik sollte niemals persönlich sein, sondern sachdienlich. Wenn wir das beherzigen, werden wir auch in die Führungsstrukturen unserer Wehren wieder mehr Ruhe hineinbekommen. Ich persönlich glaube, dass Kontinuität ein wichtiger Garant für das Funktionieren einer Feuerwehr ist. Unterstützen Sie deshalb die jetzigen Führungskräfte in ihrer verantwortungsvollen Arbeit.

Zum Schluss möchte ich noch ein wenig in die Zukunft schauen. Die Zeit der ganz großen Anschaffungen wird auf absehbare Zeit vorbei sein. Dennoch werden wir versuchen, immer wieder genügend Geld im Haushalt zur Verfügung zu stellen, um die Feuerwehren auf einem technisch hohen Niveau zu halten. Das Jahr 2023 soll vor allem dazu dienen, die Grundlagen für verschiedene Investitionsentscheidungen zu schaffen. So möchten wir als Stadt verschiedene Dokumente erarbeiten. Im Einzelnen sind dies:

1.    Das Notfalldokument der Stadt Eibenstock.
2.    Das Waldbranddokument der Stadt Eibenstock.
3.    Das Sonderlagenkonzept für die Stadt Eibenstock.

Wenn diese Konzepte als theoretische Arbeitsgrundlagen vorliegen, können wir auch entsprechend fundierte Investitionsentscheidungen treffen. Wir werden die Feuerwehren bei der Erarbeitung dieser Konzepte eng mit einbeziehen. Wir legen sehr viel Wert auf Ihren fachlichen Rat. Wir hoffen sehr, Ende des Jahres alle wesentlichen Dokumente zur Verfügung zu haben. 

Im Haushalt 2023 werden trotz aller Sparmaßnahmen kleinere Investitionen eingestellt. Die größten Positionen sind dabei:
-    1 oder 2 Spreizer für die Fahrzeuge in Carlsfeld und Sosa für 40.000 EURO,
-    27 Atemschutzgeräte für 46.000 EURO, wobei 34.500 EURO gefördert werden,
-    PC-Technik für alle Ortsfeuerwehren für 4.500 EURO.

Im Anschluss an meine Worte werden wir wieder Ehrungen und Beförderungen vornehmen. Ich möchte allen Kameraden für ihre langjährigen Tätigkeiten in der Feuerwehr sehr herzlich danken und allen, die befördert werden, sehr herzlich gratulieren. 

Ich bedanke mich auch bei Ihren Familien, die immer mit zur Stange halten, wenn Sie Dienst für die Stadt Eibenstock und die Freiwillige Feuerwehr tun. Wir möchten deshalb diesen Abend auch als ein großes Dankeschön an Sie gestalten. Nehmen Sie es als Zeichen unserer Wertschätzung! So wünsche ich Ihnen nun ein erfolgreiches Jahr 2023 und uns gemeinsam einen schönen und gemütlichen Abend hier im Kulturzentrum „Glück auf!“

Uwe Staab
Bürgermeister