17. November 2023 Rede zur Veranstaltung zur Ehrung öffentlichen Engagements in der Stadt Eibenstock

17. November 2023 Rede zur Veranstaltung zur Ehrung öffentlichen Engagements in der Stadt Eibenstock

Sehr geehrter Wahlkreisabgeordneter des Sächsischen Landtages,
Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
Sehr geehrte Damen und Herren Gäste,

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Man möchte meinen die letzte Veranstaltung zur Ehrung des öffentlichen Engagements in der Stadt Eibenstock ist noch gar nicht so lange her. Nun neigt sich das Jahr seinem Ende entgegen und die traditionellen Veranstaltungen in den Städten und Gemeinden haben Fahrt aufgenommen. Und wir können Stolz darauf sein, dass die Ehrungsveranstaltung hier in Eibenstock mittlerweile auch zu einer kleinen Tradition geworden ist. Ich möchte Sie sehr herzlich hier im Kulturzentrum „Glück auf!“ der Stadt Eibenstock begrüßen und freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. 

Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Zeit. Der Urvater der Komiker Karl Valentin hat einmal gesagt: 

„Das Heute ist die gute alte Zeit von morgen.“

Bis vor 2 Jahren war dieser Satz sicher eine oftmals zutreffende alte Lebensweisheit. Heute bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Ich stelle mir die Frage, was werden wohl in einigen Jahrzehnten unsere Nachfahren über diese Zeit heute sagen. Denn das Hauptthema heute heißt „Krieg“. Wer hätte noch vor 2 Jahren gedacht, dass mitten in Europa die Gefahr eines Krieges wieder allgegenwärtig ist? War doch bisher immer alles so weit weg und konnte uns nichts anhaben. Jetzt sehen wir in eine ungewisse Zukunft und können jetzt vielleicht nachfühlen, wie sich unsere Urgroß- und Großeltern gefühlt haben, als Sie noch jung waren.

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die globalen Veränderungen und Probleme an unseren Haustüren angekommen sind. In jeder Gemeinde, in jedem Unternehmen und in jeder Familie werden wir uns mit den größer werdenden Problemen auseinandersetzen und Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit finden müssen. Wir stehen vor Herausforderungen, die das Zeug haben, unsere Gesellschaft zu verändern. Und keiner kann sagen, wohin die Reise geht.

Deshalb kommt man im Rahmen einer solchen Veranstaltung wie heute nicht umhin, auch einige Probleme anzusprechen, die uns vor Ort bewegen sollten. Sie kennen die Schlagworte alle Migration, Inflation, Rückgang der Wirtschaft, Cyberbedrohungen, Arbeitskräftemangel, demografische Entwicklung u.v.a.m Neben diesen allgemeinen gesellschaftspolitischen Entwicklungen muss die zunehmende Verrohung des Umgangs der Menschen untereinander angesprochen werden. Am meisten ist dies in den Sozialen Medien zu beobachten. Es ist ja auch viel leichter über eine sichere Distanz zu schreiben, als von Angesicht zu Angesicht Konflikte zu bewältigen.

In meiner täglichen Praxis erlebe ich, wie Anspruchsdenken, Individualität, und fehlende Empathie zunehmen. Jedes Mittel ist Recht, um eigene Interessen rücksichtslos durchzusetzen. Gesellschaftliche Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt und Grundregeln ignoriert. Wer macht sich heute noch darüber Gedanken, wie eine Gesellschaft funktioniert, was sie zusammenhält und vor allem wie sie finanziert wird? Natürlich möchten wir alles besser haben, mehr Geld verdienen und mehr staatlichen bzw. städtischen Service in Anspruch nehmen. Das soll aber bitte schön mit weniger Steuern und Abgaben, hohen staatlichen Förderungen oder möglichst zum Nulltarif gewährleistet werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gesellschaft überfordert wird oder gar kollabiert.

Eine große Sorge hier in unserer Stadt ist die Landnahme von Reichsbürgern und sogenannten Exterritorialen. Das Problem weitet sich zunehmend aus und stellt Verwaltungen vor große Probleme. Es ist erschreckend, wie der Rechtsstaat an der Nase herumgeführt wird. Erstaunlich ist dabei, dass diese Menschen unseren Staat ablehnen, dessen Vorzüge aber gerne in Anspruch nehmen, sei es mit ordentlichen Straßen, der Gesundheitsversorgung, der Feuerwehr, der geordneten Müllabfuhr und vielen anderen mehr. Damit ich nicht falsch verstanden werde. Man kann und soll Kritik an Gesetzgebung und Verwaltungshandeln üben dürfen. Aber ich kann nur warnen. Wer unseren Rechtsstaat ablehnt oder gar abschaffen will, ebnet den Weg zu einer Bananenrepublik oder zu einem totalitären Regime. Jeder sollte sich damit beschäftigen, wie es um diese Länder steht, in den funktionierende staatliche Strukturen zerschlagen wurden.

Man könnte noch viele weitere Probleme aufzeigen, was den Rahmen unserer heutigen Veranstaltung sprengen würde. Ich wünsche mir das unsere Zivilgesellschaft wehrhafter gegenüber allen Tendenzen zu Schwächung unseres Gemeinwesens wird. Es darf nicht sein, dass es zum Mainstream wird, dass einer, der ein Gesetz oder eine Regel verletzt der coole und vorbildliche Bürger ist. Und der, der Gesetze vertritt und umsetzt, ist der Gauner und Verachtungswürdige. Für mich ist es ein Widerspruch in sich, dass man bei jedem Problem nach dem Staat oder staatlicher Leistung ruft, aber andererseits von der Politik nicht viel hält. Hier wünsche ich mir eine Trendwende bzw. einen neuen Ehrencodex. Gesellschaftlicher Konsens muss wieder auf sein ursprüngliches Wesen zurechtgerückt werden. 

Umso wichtiger ist es, dass die Zivilgesellschaft vor Ort funktioniert, zusammensteht und ein lebenswertes Umfeld gestaltet. Nicht nur aus den Ehrungsveranstaltungen der vergangenen Jahre sondern aus dem reichhaltigen Angeboten und Aktivitäten über das ganze Jahr hinweg wissen wir, dass es viele engagierte Bürger, Unternehmen, Institutionen und Vereine in unserer Stadt gibt, die das Leben in unserer Gemeinde voranbringen und bereichern. Die Mehrheit unserer Menschen hier fühlt sich mit ihrer Heimat verbunden. Das berechtigt zu Hoffnung und Optimismus.

Das Leben in den Gemeinden wird von ihren Bürgern gestaltet und gestützt. Ich habe diesen Satz schon sehr oft gesagt. Nur das, was die Bürgerschaft leistet, wird auch in der Gemeinde stattfinden. Dies ist eigentlich eine ziemlich einfache Formel, die aber doch im Alltag im Verlauf der Zeiten große Wandlungen erfahren hat. Eines ist aber immer gleichgeblieben. Ohne das Engagement des Einzelnen ist ein zufriedenes Leben in einem Gemeinwesen kaum vorstellbar. Und dazu braucht es Menschen, die ihre Talente einbringen, etwas unternehmen und gestalten. 

Deshalb freue ich mich, dass wir heute hier zusammengekommen sind, um das Positive zu würdigen, was es ja auch nicht wenig in unserer und in anderen Gemeinden gibt. Wir werden auch heute wieder erleben, welche Vielfalt unser doch kleiner Ort herbringt. Wenn Menschen sich in ihren Gemeinden wohlfühlen, sich in ihrer Gemeinde einbringen und auch Stolz auf ihren Ort entwickeln, dann haben sie auch keinen Grund zur Unzufriedenheit oder gar für radikale Ansichten. Es ist deshalb immer wieder neu unser großes Grundanliegen, Menschen für die Arbeit in unserer Gemeinde zu interessieren und zu gewinnen. Vor allem junge Leute sind gefragt, um den Staffelstab für die Vorstandsarbeit in Vereinen, für die Arbeit in der Kommunalpolitik oder auch im sozialen Engagement zu übernehmen. 

Mit der Veranstaltung zur Ehrung öffentlichen Engagements und zur Vergabe der Stadtpreise in der Stadt Eibenstock würdigen wir besondere Initiativen und Erfolge. Es ist eine sehr gute Sache, dass wir nach vielen Jahren des Suchens nun zu einem würdigen Format in der Ehrungskultur gefunden haben. Die im Jahr 2017 vom Stadtrat erlassene Satzung zur Ehrung und Auszeichnung in der Stadt Eibenstock hat sich jetzt schon bewährt. 

Es ist sehr wichtig, dass wir all jenen, die sich auf besondere Weise verdient gemacht haben, auch zwischendurch einmal Danke sagen und ihre Arbeit würdigen. Der heutige Abend soll eine solche Zeit des Innehaltens und des Dankens sein. Natürlich ist es bei Ehrungen nicht immer einfach, eine Auswahl zu treffen. Jede Initiative in unserem Ort hat es verdient, gewürdigt zu werden. Die Ehrungen der Stadt erfolgen deshalb ja auch in jedem Jahr, um regelmäßig immer wieder neue Initiativen zu würdigen. Auch die heutige Ehrung stellt deshalb eine Wertschätzung dar, die die Öffentlichkeit unserer Stadt den Geehrten entgegenbringen will. Wir danken damit aber nicht nur Ihnen, sondern allen in unserem Ort, die sich für die Gemeinschaft einbringen. Wir danken Ihnen allen für Ihre Ideenvielfalt, für Ihre Zuverlässigkeit, für das Mittragen der Schwächeren und für die Aufrechterhaltung unserer Traditionen. 

Für die Gestaltung des heutigen Abends möchte ich mich bei den Mitarbeitern des Kulturzentrums „Glück auf!“, den Mitarbeitern der Stadtverwaltung Eibenstock insbesondere Frau Schlesinger für die Präsentationen, beim Bandonionverein Carlsfeld für die musikalische Gestaltung sowie bei den Firmen Werbung & Design Gläser und beim Partyservice Roßner sehr herzlich bedanken. 

Ich wünsche Ihnen einen ebenso schönen wie interessanten Abend und entbiete Ihnen ein herzliches „Glück auf!“

Uwe Staab
Bürgermeister