15. November 2024 Rede zur Ehrungsveranstaltung im Kulturzentrum "Glück auf!"

Rede zur Ehrungsveranstaltung im Kulturzentrum "Glück auf!" in Eibenstock am 15. November 2024

Sehr geehrtes Mitglied des Landtages,

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

Sehr geehrte Gäste,


zur heutigen Verleihung der Stadtpreise der Bergstadt Eibenstock möchte ich Sie alle sehr herzlich begrüßen. Ich bin sehr froh, Ihnen heute auch wieder leibhaftig gegenüber stehen zu dürfen, hatte doch im vergangenen Jahr kurzfristig die Ampel für mich auf „Rot“ geschaltet. Man sieht, Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Aber meine Frau hat aus der Not eine Tugend gemacht. Vielen Dank Marion, dass Du das aus dem Stand so professionell gemeistert hast. Ich freue mich sehr, Sie hier im Kulturzentrum „Glück auf!“ willkommen heißen zu dürfen und denke, dass wir heute wiederum eine sehr würdige Veranstaltung erleben dürfen. 

Die Ehrung von ehrenamtlich tätigen und engagierten Menschen sowie besondere Initiativen und Erfolgen in und für unseren Ort ist uns als Stadt ein sehr wichtiges Anliegen. Die Vergabe der Ehrenmedaillen der Stadt sowie der Stadtpreise ist zu einer schönen und festen Tradition in Eibenstock geworden. Sie ist unser Zeichen an die Bürgerschaft, an die Unternehmen und an die Vereine, dass wir die geleistete Arbeit und die erreichten Ergebnisse besonders würdigen möchten. Nicht zuletzt deshalb haben wir auch den Rahmen einer alljährlich stattfindenden Festveranstaltung gewählt. Deshalb freue ich mich auch, dass Sie so zahlreich unsere Einladung angenommen haben. 

Bevor wir nun zu den einzelnen Ehrungen kommen, sei mir gestattet, einige Worte zum aktuellen Zeitgeschehen an Sie richten zu dürfen. Das letzte Jahr hat jedem halbwegs interessierten Menschen ganz schön in Atem gehalten. Selbst noch in den letzten Tagen gab es kaum erwartete Entwicklungen. Zweifellos ist die bevorstehende Auflösung des Deutschen Bundestages etwas, was uns als Gesellschaft direkt und zeitnah etwas angeht. Dass unsere Regierung auseinandergebrochen ist, hat sicherlich vielfältige Ursachen. Es steht mir nicht zu, hier und heute in der Öffentlichkeit darüber zu urteilen. Aber ich darf sagen, es ist schwer geworden gute Politik zu machen. Und das gilt für alle Ebenen von der kommunalen über nationale Regierungen bis nach Europa. Selbst Kompromisse sind leider bei den sich immer weiter verhärtenden Standpunkten kaum noch möglich. 

So ist es wenig verwunderlich, wenn sich die Bürgerschaft vom politischen Gezänk abwendet. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung finden nach einer neuen Umfrage unser demokratisches System noch gut. Während wir nach den 2 Wahlen in diesem Jahr in Sachsen auf der Ebene des Gemeinderates, und ich hoffe, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, Sie stimmen mir da zu, schnell einen guten Modus zu einer sachgerechten und zielorientierten Arbeit gefunden haben, erleben wir zur Zeit im Landtag, wie schwierig es ist, unterschiedliche politische Standpunkte in eine konkrete Regierungsarbeit umzusetzen. Zweifellos gibt es fundamental unterschiedliche Interessenlagen in den unterschiedlichen politischen Lagern. Wenn wir aber einen Plan für unser Land entwickeln wollen, brauchen wir verantwortungsvolle und ideologiefreie Politik. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat vor einigen Wochen in einer Talk-Show einen Satz gesagt, der mir sehr bedeutsam erscheint: 

„Wir müssen aufhören, in der Politik von rechts oder von links zu reden, sondern damit beginnen über richtig oder falsch zu sprechen.“

Genau das sollte auch unser zukünftiger Ansatz strategisch ausgerichteter Politik werden. 

Und viele Probleme, die wir heute in Deutschland und in Europa haben, sind auf Ursachen und Einflüsse zurückzuführen, die außerhalb von Europa geschehen.  Ich habe es schon oft bei vielen Gelegenheiten immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass sich unsere Welt dramatisch verändert. 7 Milliarden Menschen haben sich aufgemacht, den etwas mehr als 700 Millionen Menschen der westlichen freiheitlichen Welt mit ihren Themen und Problemen die Stirn zu bieten und den Kampf anzusagen. Die Völker bilden Allianzen gegen verschiedene Entwicklungen in dieser Welt. Sie tun es aus wirtschaftlichen, religiösen oder auch ideologischen Gründen. 

Waren die Folgen vor 10 Jahren noch nicht unmittelbar spürbar, so haben sie spätestens seit der Flüchtlingskrise 2015 unmittelbare Konsequenzen für den Kontinent Europa und unsere über Jahrzehnten gewohnten Verhältnisse. Ich stelle mir die Frage, ob wirklich schon bei jedem angekommen ist, dass wir unsere Sichtweisen, Denkweisen und auch gesellschaftliche Strategieansätze grundlegend überdenken bzw. ändern müssen, wenn wir ein Leben in Frieden, Freiheit und Wohlstand auch für unsere nachfolgenden Generationen sichern wollen. 

Im Moment üben wir uns noch fleißig darin, Individualität, Einzel- und Gruppeninteressen in den Vordergrund zu stellen. Andererseits bekomme ich in vielen Gesprächen mit den Menschen immer wieder eines zu hören. Die da oben haben doch gar keinen Plan. Aber wie geht Plan, wenn jeder seine eigenen Interessen verfolgt? Man braucht kein Gesellschaftswissenschaftler zu sein, um zu erkennen, dass dies von allen autoritär und autokratisch gesteuerten Ländern eiskalt ausgenutzt werden wird.

Es sieht wohl so aus, dass wir aktuell gar keinen Plan haben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein vernünftiger Plan, eine vernünftige Strategie für unsere Gesellschaft bedeutet, dass unser Wohlstand nur zu halten ist, wenn wir uns klar darüber sind, es gibt kein weiter so. Unser gegenwärtiges Niveau, kann schon lange nicht mehr in unserem Land erwirtschaftet werden. Und klar ist auch, die restliche Welt möchte nun endlich auch etwas von dem großen Kuchen abhaben, an dem wir uns über Jahrzehnte so gut genährt haben. 

Wie gelingt es uns also, Wirtschaft und Gesellschaft so zu gestalten, dass jeder Mensch in diesem Land eine Arbeit findet, von der er auch in Zukunft leben kann? Wie sichern wir in Zukunft unsere Energieversorgung? Wie gewinnen wir Rohstoffe in unserem Land, um unabhängiger zu werden? Wie sichern wir Arbeitskräfte in Handwerk und Dienstleistungen? Uns stellen sich viele Fragen.

Wenn wir die Antworten auf diese strategischen Fragen einzelnen Interessengruppen überlassen, wird es sehr schwer für unsere Gesellschaft werden. Nur ein Beispiel - wir finden tausend Gründe, die gegen ein neues Bergwerk sprechen. Wir fragen aber nie danach, woher die Materialien kommen, aus denen die Geräte gebaut werden, die wir im Baumarkt kaufen oder die wir in die Welt exportieren. So geht es meiner Meinung nach nicht. Es gilt daher nicht das „ob“ infrage zu stellen, sondern über das „wie“ zu diskutieren. Wenn wir bei den Rohstoffen nicht von weltpolitischen Entwicklungen abhängig sein wollen, müssen wir sie in unserem Land gewinnen. Und angesichts der Arbeitskräftesituation und auch der Kosten für Arbeit, werden wir in Zukunft für das gleiche Geld wieder mehr arbeiten müssen, als das bisher der Fall ist. 

In der lokalen Politik und auf unserer gemeindlichen Ebene haben wir gerade hier im Erzgebirge fast noch paradiesische Verhältnisse. Wir haben in den vergangenen Jahren mit einer guten Strategie das Mögliche aus den schwierigen Rahmenbedingungen gemacht. Wir haben einen guten gewerblichen Mix, ein reichhaltiges kulturelles Leben und eine breite ehrenamtliche Basis. Unsere Traditionen sind nach wie vor ein gutes Fundament für ein gutes Miteinander der Menschen in unseren Städten und Gemeinden. 

Wir freuen uns deshalb sehr, heute wieder Menschen ehren zu dürfen, die sich in den verschiedensten Bereichen des Lebens verdient gemacht haben. Angefangen vom sozialen Bereich über Kultur und Sport bis hin zur Wirtschaft ist wieder eine breite Palette vorhanden. In diesem Jahr hatte es der Stadtrat mit außergewöhnlich vielen Vorschlägen und Einreichungen für die Ehrungen zu tun. Die Diskussion ist deshalb auch nicht ganz einfach gewesen. Wir hoffen sehr, mit den heute zu ehrenden Personen die richtige Auswahl getroffen zu haben. 

Das Anliegen des Stadtrates war, die Ehrungen auch weiter als etwas Besonderes für unseren Ort zu betrachten. Wenn die Vergabe von Preisen inflationär wird, verlieren sie ihre Bedeutung und auch für die Geehrten selbst die persönliche Bedeutung. Die Basis der Entscheidungen ist die Satzung der Stadt Eibenstock zur Ehrung des ehrenamtlichen Engagements, die wir uns seit 2017 gegeben haben. 

Die Idee, die Preise im Rahmen einer zentralen Veranstaltung durchzuführen, ist auch in dieser Satzung verankert worden. Und nunmehr ist die Durchführung der Ehrungsveranstaltung eine feste Tradition im Jahreskalender unserer Bergstadt Eibenstock. Ich möchte mich sehr herzlich bei allen bedanken, die zum Gelingen des heutigen Abends mit beigetragen haben. Den Bandonionverein haben wir heute schon gehört. Vielen Dank auch den beiden charmanten Moderatorinnen der Oberschule Eibenstock. Vielen Dank dem Team des Kulturzentrums „Glück auf!“ und nicht zuletzt auch ein großes Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die bei der Vorbereitung mitgewirkt haben. 

Im Anschluss an die Veranstaltung lade ich Sie herzlich zu einem kleinen Stehbuffet ein und wünsche mir sehr, dass wir noch ein wenig bei guten Gesprächen miteinander verweilen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns einen schönen Abend mit interessanten Gästen und mit würdigen Preisträgern der Stadtpreise in Eibenstock im Jahr 2024.

Ihnen allen ein herzliches „Glück auf!“

Uwe Staab
Bürgermeister