Welterbe-Titel ist Würdigung und Verpflichtung zugleich
Mit der Eintragung der „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Kru`snoho`ri“ in die UNESCO-Welterbeliste hat die ICOMOS-Kommission dem Bergbau und der daraus entstandenen Traditionen im Erzgebirge eine internationale Würdigung verliehen. Nach jahrelangem Antragsverfahren und zähem Ringen mit den Verantwortlichen hat es der Verein „Welterbe Montanregion Erzgebirge“ e. V., zu dem auch die Stadt Eibenstock als eine von 32 Städten und Gemeinden gehört, geschafft, diesen Titel zu erringen. Die Trauben hingen sehr hoch, was allein schon dadurch unterstrichen wird, dass wir die Eintragung erst im zweiten Anlauf erhielten. Nun ist mit der Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste ein wichtiger Schritt gelungen, er stellt aber lediglich einen Anfang dar. Nun muss diese Würdigung auch mit Leben erfüllt werden. Die konkrete Umsetzung und Ausgestaltung liegt nun in der Hand der Erzgebirger. Uns obliegt nun die Aufgabe, die „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Kru`snoho`ri“ als eine Kulturlandschaft nach außen zu präsentieren und den tiefgreifenden und nachhaltigen Einfluss des Bergbaus im Erzgebirge auf die Entwicklung des gesamten Landes und Europas darzustellen. Die Stadt Eibenstock gehört zu den insgesamt 17 Objekten des Sächsischen Erzgebirges, weitere 5 liegen auf tschechischer Seite. Das Bergbaugebiet in der Grün (am Gerstenberg) weist auch heute noch zahlreiche sichtbare Relikte des frühen Bergbaus auf. Dafür sind wir mit ausgewählt worden. Als gesamte Stadt müssen wir nun unseren Beitrag leisten und auch liefern. Dies ist eine große Verpflichtung und erfordert eine breite Unterstützung unserer Bürgerschaft bzw. der Vereine. Überall, wo es möglich ist, muss man dem Welterbetitel begegnen und auch die spezielle Bergbaugeschichte der Stadt Eibenstock erleben können. Ich sehe darin eine Chance, insgesamt das Thema „Bergmännische Tradition“ in und für Eibenstock wieder mehr zu beleben. Hier haben wir ja in der Vergangenheit verschiedene Versuche unternommen, aber nicht mit der nötigen Konsequenz weiterverfolgt. So ist zwar Ende der 90er-Jahre ein toller Bergbaulehrpfad entstanden. Dieser ist aber nach über 20 Jahren seiner Existenz überall verwittert und kaputt gegangen. Aus Verkehrssicherungsgründen haben wir alles zurückbauen müssen, um nun einen neuen Anlauf zu starten und das Projekt nachhaltig wiederzubeleben. Die Aufträge für den 1. Bauabschnitt des neuen Bergbaulehrpfades in der Grün sind ausgelöst und kommen im nächsten Jahr zur Umsetzung. Dies reicht aber bei Weitem nicht aus, um dem Anspruch des UNESCO-Welterbetitels gerecht zu werden. Ich sehe da weiteren Handlungsbedarf. So muss die Bergbauabteilung im Stickereimuseum deutlich erweitert werden und auf die spezifischen Besonderheiten des Eibenstocker Bergbaus orientiert werden. Der Bergmannsgruß „Glück auf!“ fand seine erste urkundliche Erwähnung in Eibenstock. Bisher gibt es keinen noch älteren Nachweis zur Verwendung dieser Wortkombination. Auch hier können wir viel mehr daraus machen. „Glück auf!“ – Turm und Kulturzentrum „Glück auf!“ sind die ersten Ansätze. Die Wortschöpfung „Glück auf!“ muss in unserer ganzen Stadt erlebbar sein. Darüber hinaus muss die Anknüpfung an das Hüttenwesen auch im weiteren Umfeld des Bergbaugebietes Grün geschafft werden. In diesem Zusammenhang müssen wir auf jeden Fall das Köhlerhandwerk in Sosa und die Erlebnisköhlerei ebenso mit einbeziehen, da ja auch sie bergmännischen Ursprungs ist. Die Bergbrüderschaft Sosa e.V. ist ja der einzige Verein in unserem Ort, der die Bergbautradition auch lebt und deshalb sollte er auch gestärkt werden. Die Bergbauhistorie sollte insbesondere bei den Heimatvereinen unseres Ortes eine wesentliche Rolle spielen. Auch muss es uns gelingen, junge Leute für die einzelnen Projekte zu gewinnen, die die Bergbautraditionen weitertragen. In den Schulen könnten Projekte und auch permanente Aktionen das Bewusstsein für unsere bergmännische Tradition fördern. Auch sollten wir Themen wie die Wiederentdeckung der Erzgebirgischen Trachten, des Erzgebirgischen Brauchtums und der Baukultur intensiv befördern. Nur dann wird man unsere Identität von außen auch wahrnehmbar. Es reicht bei weitem nicht aus, wenn beim Heimspiel des FC Erzgebirge Aue das Steigerlied gesungen wird. Die weißblaue Oktoberfest-Mentalität bestimmt das deutsche Image nach außen. Mit der Montanregion können wir etwas dafür tun, dass es auch noch etwas anderes in Deutschland gibt. Dies ist eine große Aufgabe, die wir nur gemeinsam lösen können. Aber sie ist auch spannend und fördert unsere eigene Identität. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass diese auch Spaß machen kann und den Stolz auf unsere Heimat fördert.
Uwe Staab
Bürgermeister