Wir brauchen einen „Gründerboom“
Dies war in der nun eingetretenen Dramatik so nicht vorhersehbar. Innerhalb kürzester Zeit brach in unserer Stadt ein nicht kleiner Teil der Handels-, Dienstleistungs- und touristischen Versorgungsinfrastruktur weg. Dies hat nun unübersehbare Auswirkungen auf unser Stadtzentrum. Ich hatte ja zuletzt bereits darüber geschrieben, dass die Entwicklung des Stadtzentrums eine wesentliche Schwerpunktaufgabe der Arbeit in den kommenden Jahren sein wird und dass der Fachkräftemangel die Tourismusentwicklung in unserem Ort extrem negativ beeinflusst. Dass die Folgen nunmehr so schnell eingetreten sind, ist sicherlich auch auf die gute Entwicklung der anderen Wirtschaftszweige in den vergangenen Jahren zurückzuführen. Dies ist ja an sich auch positiv. Man kann auch nachvollziehen, wenn Menschen nach Jobalternativen suchen. Im Ergebnis aber bleibt, dass die Verödung unseres Stadtzentrums innerhalb kürzester Zeit auch die Attraktivität negativ beeinflusst. Insofern bringt es auch nichts, zu lamentieren oder sich damit zufrieden zu geben, wenn andere in ähnlich dramatischen Situationen sind. Unser Ziel muss ganz klar bleiben, eine attraktive Stadt zum Wohnen und Leben bzw. auch mit großer Gastfreundlichkeit für Urlauber und Erholungssuchende zu sein. Die touristische Freizeitinfrastruktur, die Erlebnisangebote und auch die städtebauliche Entwicklung haben ein hohes Niveau erreicht und dies werden wir sicherlich auch in den nächsten Jahren halten können. Weitere Projekte, wie z. B. die „Märchentour“, die Erlebnisköhlerei, der Bergbaulehrpfad oder auch die Gästeinformationsterminals sind in Arbeit. Der Radwegebau schreitet voran, das Entwicklungsprojekt in Carlsfeld hat einen guten Anfang genommen. Insofern bleiben wir, was diesen Teil der Ortsentwicklung anbetrifft, weiterhin auf Kurs. Hinsichtlich der Dienstleistungsstruktur müssen wir aber feststellen, dass fast kein Monat vergeht, wo keine Einrichtung schließt. Die Schließung des Hotels „Ratskeller“ ist sicherlich einer der schmerzlichsten und auch unerwartetsten Verluste in unserem Ort. Sicher ist die jeweilige individuelle Sachlage für jedes einzelne Unternehmen und Geschäft, was schließt, unterschiedlich. Auch sind hier und da ungünstige Umstände zusammengekommen, die überall immer auftreten können. Fakt aber ist nunmehr, unser Stadtzentrum hat jegliche Attraktivität verloren. Was ist also zu tun? Die Antwort ist einfach und Lösungen zu finden sehr schwer. Wir brauchen eine neue Gründerwelle, wo bedarfsgerecht neue Einrichtungen und Dienstleistungen bzw. Geschäfte entstehen, die zur Belebung des Ortes beitragen. Es ist klar, dass wir einen Gründerboom wie Anfang der 90er-Jahre nicht mehr erleben werden. Die Jobalternativen, insbesondere für junge Menschen, sind überall vorhanden. Warum sollte also jemand ein so hohes Risiko eingehen, indem er ein privates Geschäft gründet? Allein das Beispiel der Entwicklung eines Eiscafés am Postplatz zeigt, wie schwierig es ist Menschen dafür zu interessieren, ein solches Unternehmen in Angriff zu nehmen. Die Stadt kann an dieser Stelle nichts ausrichten, nur begleiten. Ohne private Initiative passiert nichts. Es wird eine mühselige Arbeit der Vermarktung jeden einzelnen Ladengeschäftes sein, um nach und nach wieder eine Belebung des Zentrums zu erreichen. Ich bin überzeugt, wenn es gelingt, Gastronomie am Postplatz anzusiedeln und diese gut zu entwickeln, dass dann auch wieder Impulse für das eine oder andere Handelsgeschäft entstehen. Natürlich sind hier die klassischen Angebote nicht mehr ausreichend. Das Internet und andere Alternativen schränken die Möglichkeiten stark ein. Aber es gibt auch positive Beispiele in Tourismusregionen, wie spezielle Nischenangebote auch im Handel dafür sorgen, dass Ortszentren wieder belebt werden können. Z. B. entwickeln sich Alternativen für die Ernährung in Form von Bioläden, spezielle Souvenirangebote, spezielle Dienstleistungsangebote und auch Kombinationen von Gastronomie und Handel sehr gut geeignet. Insofern sind wir nun auf der Suche nach Ideen. Es kann allerdings nicht allein Aufgabe einer Stadtverwaltung sein, hierfür neue Projekte zu entwickeln. Es führt an der erwähnten Gründerwelle kein Weg vorbei. Es bedarf privater Initiative mit Ideenreichtum und Unternehmergeist. Insofern müssen wir uns alle, Unternehmer, Bürger, Stadt und Gründungswillige als Partner sehen, eine Atmosphäre in Eibenstock zu schaffen, wo solche Projekte gedeihen können. Vielleicht gelingt es uns ja doch, möglichst schnell einen neunen „Gründerboom“ für die Dienstleistungsstruktur in unserer Stadt auszulösen.
Uwe Staab (Bürgermeister)