Stadtzentrum ist neue Schwerpunktaufgabe
Beim jüngsten Wintergipfel in Dresden wurden die Möglichkeiten der Weiterentwicklung des Tourismus in Sachsen durch Großsportveranstaltungen im Winter bzw. durch weitere Infrastrukturentwicklung beraten. Dabei hat man regierungsseitig sowie auch auf der Ebene der Landkreise und der Tourismusverbände den Ganzjahrestourismus im Blick. Dies ist sicher richtig und muss auch weiter forciert werden. Eibenstock wird in Bezug auf die Tourismuswirtschaft oftmals auch als Vorzeigeort mit einer besonders guten Entwicklung wahrgenommen. Das sehen viele Bürger und auch wir im Stadtrat ähnlich. Wenn man als unmittelbar Betroffener und Ortsansässiger einen genaueren Blick auf die Situation vor Ort hat und in die Zukunft schaut, so tauchen nunmehr am Horizont größere Wolken auf, die das Gesamtbild trüben. Dabei zeigen sich für Eibenstock drei wesentliche Probleme. Das erste Problem ist die Schließungswelle bei der Ausflugsgastronomie, was zu vermehrter Kritik unserer Gäste führt. Das zweite Problem stellt der nicht zu stillende Arbeitskräftebedarf in der Tourismusbranche dar. Fast alle größeren Unternehmen suchen händeringend Mitarbeiter, die man mittlerweile auch nicht mehr im erweiterten Umfeld unserer Stadt bzw. im grenznahen Raum in Tschechien findet. Über diese beiden Probleme hatte ich zuletzt bereits geschrieben. Nunmehr taucht ein drittes Problem auf, das sich ebenfalls bereits in der Kritik unserer Gäste breitmacht. Das immer dünner werdende Angebot im Stadtzentrum von Eibenstock kratzt auch an unserem neu gewonnenen positiven städtebaulichen Image. Die Ladenschließungen in 2018 und in 2019 sorgen dafür, dass wir keine attraktive Innenstadt mehr haben. Das können auch die Bemühungen der Stadt mit der Revitalisierung der beiden Forstämter, der Ansiedlung des Marktes und auch dem Neubau des Stadtparkes nur wenig kompensieren. Seit Jahren gibt es gemeinsam mit dem Gewerbeverein unserer Stadt das Bemühen, das Stadtzentrum attraktiver zu gestalten. Es muss sich parallel zu den vielen tollen touristischen Einrichtungen, wie Badegärten, Touristenzentrum „Am Adlerfelsen“, Museum, Sportanlagen und auch der Parkanlagen, mit entwickeln. Das Ziel muss ja sein, vor allem die Gäste im Ort zu halten und durch eine gute Aufenthaltsqualität die Kundschaft zu binden. Dies ist für Bürger und Gäste gleichermaßen wichtig. Stadt und Gewerbeverein können jedoch nur begleitend tätig sein. Viele Maßnahmen sind dazu bereits durchgeführt worden. Aber um attraktive Geschäfte und Gastronomie in einem Zentrum zu haben, bedarf es auch der dazu erforderlichen privaten Initiative. Ebenso wie auch das Annehmen der Angebote im Stadtzentrum durch die Bürgerschaft. Beides bedingt einander. Darüber hinaus ist es auch erforderlich, dass die Hauseigentümer, gerade im Stadtzentrum, sich ihrer Verantwortung für das Gesamtsystem bewusst sind. Dies ist sicherlich im Einzelfall nicht einfach und mit Befindlichkeiten verbunden. Dennoch muss es uns gelingen, in den nächsten Jahren junge Unternehmer zu gewinnen, die mit guten Ideen und der Unterstützung von Stadt, Gewerbeverein und Bürgerschaft ein Angebot entwickeln, ein Geschäft eröffnen oder auch eine Gastronomie schaffen. Wir möchten dies begleiten, indem wir die dazu nötige öffentliche Infrastruktur weiter attraktiveren und mithelfen, Gebäude optisch aufzuwerten. Es ist auch klar, dass es kurzfristige Lösungen nicht gibt. Wir stehen vor einem langfristigen und auch schwierigen Umbau unserer Angebotsstruktur im Stadtzentrum. Es gibt viele positive Beispiele, wo Gebäudeeigentümer bereits tolle Angebote entwickelt haben. An diesen können wir uns orientieren. Wer Ideen hat, kann sich gerne an den Gewerbeverein oder auch an die Stadt wenden, jeder Vorschlag wird geprüft und unterstützt. Ohne eine Trendwende in der Entwicklung dieser drei oben genannten Probleme, werden wir dauerhaft eine weitere Steigerung unserer Tourismuswirtschaft nicht schaffen. Insofern ist es eine Aufgabe, die uns als Bürgerschaft und Unternehmer alle angeht.
Uwe Staab (Bürgermeister)