Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,
Weihnachten steht vor der Tür, der Jahreswechsel ist nicht mehr weit. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist überall spürbar. Gestatten Sie mir, ein kleines Grußwort an Sie richten zu dürfen und ein wenig auf das vergangene Jahr zurückzublicken.
Hinter uns liegt ein Jahr, was unsere Hoffnung auf bessere Zeiten eher nicht erfüllt hat. Das Geschäftsmodell Deutschlands gerät erheblich ins Wanken, die schlechten Nachrichten dazu häufen sich. Für die Menschen im Osten des Landes werden Erinnerungen wach, wenn plötzlich große Unternehmen und ganze Lieferketten in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen. Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist bei vielen Menschen wieder da. Was mich dabei aber überrascht, ist der plötzliche Analyse-Aktionismus, den Medien, Wirtschaftsweise und die große Politik seit kurzem an den Tag legen. Dass der Standort Deutschland in Gefahr ist, wissen wir schon seit einem Jahrzehnt. Getan hat sich nichts, denn das „Weiter so“ hat doch prima funktioniert. Fast täglich hören wir Schlagwörter wie Bürokratieabbau, Verfahrensbeschleunigung, Steuererleichterungen, Bildungsoffensive oder Digitalisierung o.v.a.m. Mittlerweile muss ich dazu schmunzeln. Sie hören sich gut an, eignen sich für politische Reden und sind ja im Grunde auch nicht falsch. Wer aber die gesellschaftlichen Zusammenhänge dahinter sieht, dem werden die Antworten zu deren Umsetzung schnell in die Magengrube fahren. Um unseren Wohlstand zu erhalten, werden wir uns sehr umstellen müssen. Man kann sicher zu jeder einzelnen Aufgabe viel sagen. Beispielhaft möchte ich fragen, wie Verfahren beschleunigt werden sollen, wenn immer mehr Einzelinteressen Berücksichtigung finden sollen. Ich denke nur an die Diskussion um das Thema Verkehr bei der Bergwerkseröffnung in Pöhla. Oder wie wollen wir wieder ein besseres Bildungsniveau erreichen, wenn die Anforderungen immer weiter abgesenkt werden. Leistung hat nicht mehr das Primat, sondern das wozu ich gerade Lust habe. Ich fürchte, es wird bald nicht mehr darum gehen, was uns gefällt oder was wir gerade mal nicht schön finden. Die Realität wird uns lehren, dass Wertschöpfung die zwingende Voraussetzung für das Funktionieren des Sozialstaates ist. Ansonsten wird bald vieles nicht mehr bezahlbar sein.
2024 war für unsere Stadt ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch voller bemerkenswerter Erfolge, die wir nur gemeinsam erreichen konnten. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit plagen uns wieder finanzielle Sorgen. Der Aufwuchs der Einnahmen erreichte ein vorläufiges Ende, was man von den Ausgaben ja nicht sagen kann. Trotzdem gelangen uns bemerkenswerte Schritte. Zum Ende des Jahres sind wir als Stadt nunmehr schuldenfrei. Große Investitionen wie das Parkhaus, die Karlsbader Straße 4, die Solaranlage auf der Oberschule, die Zufahrtstraße zum Hirschkopf oder die Radunterführung in Wolfsgrün sind fertiggestellt worden. Einiges ist noch im Bau wie das Hirschkopfhaus, die Erweiterung IV der Badegärten oder der Hüblerweg. Für manche zukünftige Investitionen liegen bereits die Förderbescheide vor. Auch konnten wir einige größere Werterhaltungsmaßnahmen stemmen. Dies alles war nur möglich, weil wir in den guten Jahren einige Rücklagen bilden konnten. Obwohl das Jahr mit einem hohen Haushaltsdefizit geplant war, werden wir es wohl schaffen, dieses deutlich geringer zu halten.
Die Zeichen der Zeit stellen sich auch für uns als Kommune um. Die Zeit der großen Investitionen wird nun für längere Zeit vorbei sein. Vieles an Wünschen und Forderungen müssen wir zurückstellen, wollen wir nicht in eine Schieflage geraten. Ich hoffe sehr, die notwendige Prioritätensetzung wird von unserer Bürgerschaft anerkannt, denn ohne genügend Einnahmen können wir nichts ausgeben. Wir werden gezwungen sein, bei der Aufgabenerfüllung neue Wege zu gehen.
Der Zusammenhalt in unserer Gemeinschaft hat uns durch schwierige Zeiten getragen. Ob in den Unternehmen, Schulen, den Vereinen oder in den Nachbarschaften – überall haben wir gesehen, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein. Ihr Engagement, sei es in Form von ehrenamtlicher Arbeit, Nachbarschaftshilfe oder einfach nur durch ein offenes Ohr, hat Eibenstock zu einem Ort gemacht, an dem man sich wohlfühlt und aufeinander zählen kann. Ich kann es immer wieder nur aufs Neue betonen. Unser Ort hat ein reichhaltiges kulturelles Angebot, wie kaum ein anderer in dieser Größe. Darauf können wir gemeinsam Stolz sein. So möchte ich mich bei allen ehrenamtlich Tätigen, bei allen, die Verantwortung übernehmen und tatkräftig anpacken, sowie bei allen Vereinen sehr herzlich im Namen unserer Bürgerschaft und auch ganz persönlich bedanken. Ein großer Dank gilt auch den Unternehmen und Freiberuflern in unserer Stadt. Mit Ihrer Risikobereitschaft, mit ihrer Wirtschaftskraft und mit ihrem unternehmerischen Engagement legen sie jedes Jahr aufs Neue den Grundstein für das Funktionieren unseres Ortes.
In einer Zeit, in der viele Menschen mit Unsicherheiten und Herausforderungen konfrontiert sind, ist es umso wichtiger, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen. Jeder von Ihnen trägt auf seine Weise dazu bei, dass Eibenstock ein lebendiger und einladender Ort bleibt. Ich lade Sie ein, sich auch 2025 im ausgerufenen Clara-Angermann-Jahr aktiv in unsere Stadt einzubringen. Ihre Ideen und Ihr Engagement sind der Schlüssel zu einer positiven Entwicklung. Unsere Vereine, Musik- und Kulturgruppen können neue Mitstreiter bzw. Nachwuchs gut gebrauchen. Nur wenn wir das hohe Niveau bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens auch halten, bleiben wir auch für Zuzug attraktiv. Wer will schon in einen Ort ziehen, in dem nichts los ist. Nicht zuletzt fördern ein reichhaltiges kulturelles Angebot und gelebte Traditionen auch den Zusammenhalt und das „Wir“-Gefühl in unserer Stadt.
Nun klingt das Jahr 2024 aus. Möge die bevorstehende Weihnachtszeit etwas Ruhe und familiäre Atmosphäre bringen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest. Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Gottes Segen, Kraft und Gesundheit für bevorstehende Aufgaben sowie Freude und Glück in ihren Familien.
Uwe Staab (Bürgermeister)