Bürgerschaftliches Engagement für Sauberkeit im Ort
In meiner täglichen Praxis erlebe ich sehr häufig, dass Bürger und Gäste mir Hinweise zu Verunreinigungen oder illegalen Müllablagerungen in unseren Ortsteilen mitteilen. In der Regel versuchen wir, diese auch möglichst schnell zu beseitigen, um einen sauberen Grundzustand unseres Ortes zu gewährleisten. Viel seltener, um nicht zu sagen, sehr selten, kommt es vor, dass aus der Bürgerschaft heraus angepackt wird, um die Hinterlassenschaften einiger Menschen zu beseitigen. Seit mehr als einem Jahr gibt es im Ortsteil Eibenstock eine Initiative von mehreren Familien, die sich regelmäßig einen Teil ihrer wertvollen Freizeit nehmen, um an Straßenrändern, in Parkanlagen oder auch in Freizeitbereichen in Eibenstock Hand anzulegen. Es wird Müll aufgesammelt und gesäubert. Viele Menschen im Ort haben mittlerweile die Aktivitäten der Frauen und Jugendlichen bereits registriert bzw. werden sehr positiv aufgenommen und wertgeschätzt. Deshalb möchte ich mich auch an dieser Stelle bei dieser Initiativgruppe sehr herzlich bedanken. Sie praktizieren genau das, was einen Ort wie den unsrigen letztendlich ausmachen sollte. Hier wird nicht darauf gewartet, dass irgendjemand kommt und den Dreck wegräumt, sondern es wird tatkräftig angepackt. Dies kann man nicht hoch genug anerkennen. Wenn alle Bürger eines Ortes sich so in die Gemeinschaft einbringen, dann bekommt das gesellschaftliche Zusammenleben in einer kommunalen Gemeinschaft wieder dessen ursprünglichen Sinn zurück. Menschen haben sich seit den Zeiten der Besiedelung gemeinsam Orte gegründet, um gemeinsam ein lebenswertes und letztendlich auch sauberes Umfeld für ihr Zusammenleben zu schaffen.
Dennoch kommt man nicht umhin, auch der Frage nachzugehen, warum es überhaupt notwendig ist, solche Initiativen starten zu müssen. Wenn niemand etwas achtlos wegwerfen oder auch gezielt Müll in abgelegene Flächen und Wälder entsorgen würde, bräuchte auch niemand ihnen hinterherlaufen und es wieder wegzuräumen. Was unser städtischer Bauhof pro Jahr an Müll und Verunreinigungen entsorgt, nimmt auch kostenseitig mittlerweile enorme Ausmaße an. Es hat keiner das Recht, irgendetwas wegzuwerfen oder zu entsorgen. Und da muss auch der Punkt gesetzt bleiben! Alles andere ist nicht tolerierbar und schädigt die Allgemeinheit. Leider ist die Realität eine ganz andere. Machen wir uns deshalb bewusst, dass die Sauberkeit eines Ortes in der Hand jedes einzelnen Menschen und letztendlich jeder einzelnen Familie liegt. Es beginnt bereits damit, dass Kinder von klein auf dazu angehalten werden sollten, dass nichts achtlos weggeworfen wird und endet damit, dass alle Bürger auch die städtischen Satzungen zum Thema „Ordnung und Sauberkeit“ einhalten. Dieser Prozess ist laufend und sollte auch immer wieder jedem Einzelnen bewusst gemacht werden. Als ein Beispiel hierfür möchte ich die Straßenreinigungssatzung anführen. Ich hatte im Frühjahr angekündigt, dass wir die Kehrmaschine für das Säubern der Schnittgerinne nicht mehr in vollem Umfang einsetzen können. Das in die Jahre gekommene Fahrzeug ist sehr reparaturanfällig. Deshalb sollte es nur noch für seinen ursprünglichen Anschaffungszweck, zur Reinigung der städtischen Anlagen (Plätze, Parkanlagen und dergleichen), eingesetzt werden. Trotz Aufforderungen kamen aber nicht wenige Grundstückseigentümer ihrer Reinigungspflicht nicht nach. Manch einer meinte, er zahle ja dafür Grundsteuer. Entsprechend schlecht sah an manchen Stellen auch unser Stadtbild aus. Wenn unsere Kehrmaschine ganz ausfallen wird, werden wir eine Neuanschaffung wahrscheinlich nicht erwirtschaften können. Spätestens dann wird die Umsetzung der Straßenreinigungssatzung die einzige Alternative für ein sauberes Stadtbild sein. Die finanzielle Situation wird alle Städte und Gemeinden dazu zwingen, lieb gewordene zusätzliche bzw. freiwillige Leistungen zurückzufahren. Um auf die Grundsteuer zurückzukommen, sie reicht mittlerweile nicht einmal mehr für die Finanzierung des städtischen Anteils der Kindertagesstätten. Deshalb ist es zwingend notwendig, das bürgerschaftliche Engagement wieder auf seine Ursprünge zurückzubringen. Insofern sind die Aktivitäten der oben genannten Initiativgruppe als doppelt vorbildlich anzusehen. Sie zeigen, dass man nicht immer alles von Staat und Stadt erwarten kann, sondern dass auch die Eigenverantwortung der Menschen eine wesentliche Grundlage für das Funktionieren unserer Städte und Gemeinden ist. Wenn wir alle gemeinsam in unserem unmittelbaren Umfeld an diesen Aufgaben wieder so mitwirken, wie es Satzungen und auch ein allgemeingültiger Verhaltenskodex vorgeben, dann wird es für den Einzelnen auch nicht zu viel an Aufwand. Wir als Stadt wollen deshalb auch im kommenden Jahr versuchen, neue Wege zu gehen, um dieses Bewusstsein in unserer Bürgerschaft mehr in den Vordergrund zu rücken. So wird es im Frühjahr des nächsten Jahres einen allgemeingültigen Stadtreinigungstag geben, wo wir gemeinsam die Verschmutzungen des Winters beseitigen möchten. Wir als Stadtverwaltung werden diesen Tag tatkräftig unterstützen und auch die notwendigen Entsorgungsleistungen erbringen. Darüber hinaus wollen wir auch an Schulen und Kindertagesstätten gehen, um bereits bei Kindern und Jugendlichen für ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit einer sauberen und ordentlichen Stadt zu werben. Wenn wir alle gemeinsam dieses Ziel verfolgen, sollte es möglich sein, das unsere Ortsteile stets für Bürger und Gäste gleichermaßen ein sauberes und lebenswertes Umfeld bieten.
Uwe Staab (Bürgermeister)