AB 16/2024 5 Jahre Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge

5 Jahre Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge

Wie doch die Zeit vergeht. Es ist nun schon wieder 5 Jahre her, als in Baku der Antrag der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH Annaberg bzw. der Landkreise positiv beschieden wurde. Die Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří ist nun offiziell UNESCO-Weltkulturerbe. Das unsere Region im Montanwesen seit mehr als 800 Jahren die Entwicklung mitprägte und nicht zuletzt auch Basis für den Aufstiegs Sachsens war, fand nun Bestätigung in dieser Würdigung. Mit der Titelverleihung waren ja viele Ambitionen verbunden, der wirtschaftlichen Entwicklung in unserer doch sehr angeschlagenen Region einen Schub verleihen zu können. Dazu wurden auch die entsprechenden Strukturen gebildet. Alle Kommunen und Landkreise, die sich auf diesem Gebiet engagieren, sind im „Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V.“ zusammengeschlossen. Auch die Stadt Eibenstock ist Mitglied dieses Vereins und leistet jährlich dazu einen angemessenen finanziellen Beitrag. Mit der Bergbaulandschaft am Gerstenberg ist unser Ort einer der 17 sächsischen Welterbestätten. 5 weitere Welterbestätten gibt es auf tschechischer Seite. Es laufen allerorts große Bemühungen, die Welterbestätten herzurichten und für ein breites Publikum erlebbar zu gestalten. Wir leisten unseren Beitrag, indem wir den Bergbaulehrpfad am Gerstenberg komplett neu gestalten. Der erste Bauabschnitt wurde ja bereits übergeben, der zweite folgt in diesem Jahr. An dieser Stelle möchte ich mich bei Thomas Helm für die Überplanung des Lehrpfades und die Bauleitung sowie beim Erzgebirgischen Heimatverein Eibenstock e.V. insbesondere bei Matthias Schürer und Günter Schmidt für die Übernahme der Trägerschaft bedanken. Die zwei LEADER-Projekte zur Gestaltung des Lehrpfades ringen allen Beteiligten viel Kraft und Engagement ab. Die Stadt Eibenstock sichert die finanzielle Neutralität der Projekte für alle Beteiligten ab. Ein herzlicher Dank gilt auch dem Forstbezirk Eibenstock, der dieses Vorhaben unterstützt, indem er auf eine rein auf waldwirtschaftlichen Ertrag ausgerichtete Bewirtschaftung zugunsten der Welterbestätte verzichtet. Nicht alles lief sorgenfrei ab, aber am Ende sind immer wieder Lösungen gefunden worden. Mit dieser bemerkenswerten Symbiose konnten wir sehr viel Geld für das Welterbegebiet erkämpfen und eine optimale Anlagengestaltung realisieren. Auch die anderen Städte und Gemeinden kämpfen um ihre Stätten. Nach und nach wird vom Welterbe immer mehr zu sehen sein. Das Logo und die verschiedenen Publikationen sind bereits überall gut zu sehen. Der Verein plant darüber hinaus den Bau von 4 Welterbezentren als Besucher- und Informationszentren. Darunter soll auch eines in Schneeberg errichtet werden, was wir besonders unterstützen möchten. Die Planungen hierzu laufen bereits. Weitere Zentren entstehen in Annaberg, Marienberg und Freiberg. 


Nach 5 Jahren lässt sich auch schon ein wenig resümieren. Man kann feststellen, dass der Welterbetitel allgegenwärtig ist und sowohl nach außen als auch nach innen sehr gut wahrgenommen wird. Die Identifikation der Menschen im Erzgebirge mit diesem Titel steht außer Frage. Der Stolz und das Traditionsbewusstsein auf die Bergbaugeschichte unserer Region sind enorm gewachsen und in unserem Alltag präsent. Angefangen vom Fußball bis hin zur Tatsache, dass der Steigermarsch als Hymne bei allen Ereignissen gesungen wird, begleitet dies das öffentliche Leben. Auch in unseren Schulen ist das Thema angekommen und wird wieder den Kindern stärker vermittelt. Man grüßt voller Stolz mit „Glück auf!“. Zu meiner Schulzeit bekam man noch einen Betragenseintrag, wenn man den Lehrer damit grüßte. Insofern ist mit dem Welterbetitel vieles in Bewegung gekommen, was ohne diesem sicher nicht diese Dynamik bekommen hätte. Wir haben noch Reserven beim Engagement des Einzelnen für die Bergbautradition. Die Bergbrüderschaften, Traditionsvereine und die Musikgruppen haben nach wie vor große Nachwuchssorgen. Es wäre wünschenswert, wenn junge Menschen die gekreuzten Hämmer nicht nur im Fußballstadion zeigen, sondern sich auch in ihren Orten für die Erhaltung der Traditionen einsetzen. Ein weiterer Aspekt ist auch die touristische Wirksamkeit des Titels. Es sind ja große Hoffnungen entstanden, dass unser Tourismus beflügelt wird. Der Tourismusverband Erzgebirge baut eine seiner Hauptvermarktungslinien auf diese Bergbautradition auf. Dies ist auch wichtig. Es zeichnet sich aber auch die Erkenntnis ab, dass dieses Thema nicht zu dem gewünschten großen Schub geführt hat. Das Erzgebirge kämpft mit rückläufigen Gästezahlen. Wir müssen erkennen, unsere Konkurrenzfähigkeit lässt sich nicht über den Welterbetitel definieren. Für die überwiegende Mehrheit der Gäste stehen andere Gründe voran, warum sie zu uns in den Urlaub fahren. Das ist an sich nichts Schlimmes, aber wir müssen uns darauf einstellen. Infrastruktur, Servicequalität und Angebotsvielfalt sind immer noch Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche touristische Entwicklung. Daran muss immer wieder gearbeitet werden. Das sollten wir ja auch vom Bergbau lernen, denn am Ende war er auch zuallererst ein Geschäft.

 

Uwe Staab  (Bürgermeister)