Hochwasserschutzkonzept wird geändert
In der letzten Stadtratssitzung am 30. Mai 2024 wurde auch das Thema der Überarbeitung des Hochwasserschutzkonzeptes für das Rehmerbachtal behandelt. In der vorhergehenden Sitzung wurde der Beschluss zur Planung des Regenrückhaltebeckens aufgehoben. Hintergrund dieser Entscheidung waren die Abstimmungsberatungen mit dem Landratsamt und weiteren Behörden zur vorgelegten Planung. Aufgrund der Größenordnung der zu tätigenden Investition ist die Stadt Eibenstock auf Fördermittel angewiesen. Immerhin würde die Maßnahme mehr als 1 Mill. EUR kosten. Finanzierungsgrundlage wäre die Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz – RL GH/2018. Als Fördervoraussetzungen sind zum einen eine positive Stellungnahme des Landratsamtes hinsichtlich der Einschätzung des Schadpotentials und der gewählten technischen Maßnahmen zur Abhilfe und zum anderen eine Kosten-Nutzen-Analyse, die ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von > 1 mit einer hinreichend großen Wahrscheinlichkeit nachweist, erforderlich. Sowohl Ersteres als auch Letzteres können wir nicht erwarten, da die Simulationskarten, welche mit vom Freistaat Sachsen herausgegebenen Niederschlagsdaten errechnet wurden, dem widersprechen. Selbst wenn man das Jahrhunderthochwasser (HQ100) zuzüglich 15 % Extremwetterzuschlag annimmt, würden im Rehmerbachtal die Überflutungen nur wenige kleine Flächen mit einem geringen Schadpotential betreffen. Dies wurde auch durch das beauftragte Ing.-Büro in der Stadtratssitzung anschaulich dargestellt. Diese Art von Simulationen berücksichtigen aber nicht eventuelle flankierende Ereignisse, wie sie beispielsweise beim Hochwasser 2013 aufgetreten sind. Dort ist Geröll und Geschiebematerial vom Bach mitgebracht worden und legte sich vor einem Brückenbauwerk quer, wodurch dann eine Anstauung bzw. Überflutung des Straßenareals erfolgte. Diese Ereignisse können jedoch in Hochwassersimulationen nicht ausreichend berücksichtigt werden, stellen aber gerade für das Rehmerbachtal die eigentliche Gefahr dar. Aus diesem Grunde hat sich der Stadtrat entschieden, die Ausrichtung der Planung zu ändern. Nunmehr soll durch mindestens einen Geröllfang im oberen Bachlauf gerade diese geschilderte Gefahr aus dem Tal herausgenommen werden. Das Planungsbüro wurde beauftragt, die entsprechenden Planungsunterlagen zu vertiefen. Parallel dazu soll es dann am Rehmerbach punktuell Vergrößerungen des Durchflussquerschnittes geben. Ab der Auffahrt zum Touristenzentrum „Am Adlerfelsen“ flussabwärts zeigen die Simulationen, dass der von der Stadt ausgebaute Bachlauf auch ein Hochwasser dieser Größenordnung problemlos aufnehmen kann.
Parallel ist die Stadt verpflichtet, sogenannte Hochwasserrisikomanagementpläne für gefährdete Gebiete zu erstellen. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre sind die ausgebauten Bachläufe allein vom Querschnitt her sehr gut in der Lage, ein Jahrhundertregenereignis aufzunehmen. Es wurden alle infrage kommenden Bachläufe (Dönitzbach, Große Bockau, Glashüttenbach, Wilzsch, Sosabach und verschiedene kleinere Bachläufe) betrachtet. Unter dem Strich kann eingeschätzt werden, dass die gebauten Abwasseranlagen und auch die Ausbaumaßnahmen an den Bachläufen in der Fläche bereits eine gute Qualität haben und bisher größere Schadensereignisse verhindern konnten. Daraus wird geschlossen, dass keine weiteren Hochwasserrisikomanagementplanungen erforderlich sind. Diesbezüglich ist man von der Papierform her auf einer relativ sicheren Seite. Dennoch birgt die Natur Gefahren, die wir Menschen nicht zu 100 % einschätzen können. Die Verkettung von ungünstigen Umständen und Ereignissen kann immer dazu führen, dass Extremsituationen und Gefährdungen entstehen. Der beste Hochwasserrisikomanagementplan kann dies auch nicht verhindern. Insofern wird sich der Stadtrat jetzt in naher Zukunft erst einmal um das Hochwasserschutzkonzept des Rehmerbachtales kümmern. Sobald hierzu in den nächsten Monaten die weiteren Planungen vorliegen, sollen kurzfristig Entscheidungen folgen.
Uwe Staab (Bürgermeister)