AB 11/2024 Carlsfeld soll Prädikat „Luftkurort“ verliehen werden

Carlsfeld soll Prädikat „Luftkurort“ verliehen werden

Nachdem im vergangenen September der Stadt Eibenstock mit den Ortsteilen Sosa, Carlsfeld, Wildenthal und Eibenstock der Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen wurde, richtet sich der Blick in Sachen touristische Weiterentwicklung unseres Ortes weiter nach vorn. Die ursprünglich bereits in den 90-er Jahren für Eibenstock angedachte Kurortentwicklung konnte ja nicht umgesetzt werden, weil die entsprechenden Voraussetzungen nach dem sächsischen Kurortegesetz nicht erfüllt werden konnten. Die damalige Absicht „Kneippkurort“ zu werden, scheiterte sowohl an den natürlichen als auch an den infrastrukturellen Gegebenheiten im Ortsteil Eibenstock. Nach mehr als 20 Jahren konzentrierter Infrastrukturentwicklung in der gesamten Stadt besteht nun die Möglichkeit für den Ortsteil Carlsfeld das Prädikat „Luftkurort“ zu erringen. Hierzu weilte am 16. Mai der Geschäftsführer des sächsischen Heilbäderverbandes, Hellfried Böhme, in Carlsfeld. Er erläuterte die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen zur Erlangung dieses Titels und räumte dem Ortsteil sehr gute Chancen ein. Übrigens trug Carlsfeld schon früher einmal diesen Titel. Allerdings sind hierfür einige Wichtige Voraussetzungen zu erfüllen. Zuallererst muss über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr eine regelmäßige Messung der Luftqualität erfolgen. Dazu wurden gegenüber der Kirche im kleinen Park, wo auch der Maibaum aufgestellt wurde, eine Messstation angebracht. Eine weitere Station befindet sich im Ortsteil Weitersglashütte. Wöchentlich werden dabei die Daten ausgelesen und die entsprechenden Beprobungsunterlagen- bzw. Materialien an den Deutschen Wetterdienst geschickt. Dieser wertet dann das gesamte Datenmaterial aus und erstellt daraus ein lufthygienisches Gutachten, was zwingende Voraussetzung für die Antragstellung ist. Seit Anfang des Jahres laufen nunmehr diese Messungen und werden im Frühjahr 2025 abgeschlossen. Der Ortsvorsteher und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung müssen regelmäßig die Anlage betreuen bzw. die Auswertungsmaterialien wöchentlich einschicken. Eine weitere wesentliche Voraussetzung ist die Kurortentwicklungskonzeption. Diese soll aufbauend auf dem touristischen Entwicklungskonzept für die gesamte Stadt Eibenstock aus dem vergangenen Jahr heraus erarbeitet werden. Die Anforderungen für die Kurortentwicklungskonzeption sind höher als bei der Erholungsortkonzeption. Das Konzept soll noch im Laufe dieses Jahres geschrieben werden und zu Beginn des nächsten Jahres vom Stadtrat verabschiedet werden. Parallel dazu muss seitens der Stadtverwaltung für den Antrag ein umfangreiches Fragen- und Formularpaket abgearbeitet werden. Eine nicht weniger wichtige Voraussetzung für die Kurortentwicklung ist am Ende natürlich auch das Vorhandensein einer entsprechenden Infrastruktur. Diese muss deshalb nach und nach vervollständigt werden, um die späteren Kurgäste auch entsprechend versorgen zu können. Eine wesentliches Basisinfrastrukturelement wird aktuell mit dem Funktionsgebäude „Hirschkopfhaus“ und der entsprechenden Zufahrtsstraße geschaffen. Dieses Areal wird mehr oder weniger dann auch das Herzstück der Kurortangebote sein müssen. Ähnlich wie im Ortsteil Eibenstock bedarf es einer solchen Basisinfrastruktur, weil erst dann auch private Initiativen eine gute Entwicklungschance haben. Leider haben sich die Rahmenbedingungen für die Infrastrukturentwicklung negativ entwickelt. Sowohl für private Investoren als auch für die Stadt selbst werden Fördermittel immer schwerer zu bekommen sein. Wir können froh und dankbar sein, für die Vorhaben des Dorfplatzes und des „Hirschkopfhauses“ noch Mittel bereit gestellt bekommen zu haben. Auch wenn die Programme noch vorhanden sind, so sind sie dank der guten Entwicklung im gesamten Freistaat Sachsen allerdings sehr stark überzeichnet. Gerade deshalb ist es wichtig, gute Konzepte zu haben, um in der Förderpriorität weiter oben zu bleiben. Auch werden Genehmigungsverfahren immer komplexer und damit natürlich auch aufwendiger. Oftmals scheitern Vorhaben an Kleinigkeiten bzw. an formellen Voraussetzungen oder an fehlenden naturschutzfachlichen Ausgleichsmöglichkeiten. Die Verfahren nehmen große Zeiträume in Anspruch, was aber oft dem Windhundprinzip bei Förderantragstellungen zuwiderläuft. 

Am Ende kommt es natürlich auch darauf an, genügend qualitativ hochwertige Übernachtungsangebote zu schaffen, um die Kurgäste auch entsprechend versorgen zu können. U.a. gibt es hierzu ja mit dem Bebauungskonzept für das alte Glaswerk in Carlsfeld gute Ansätze. Für Privatvermieter verbessern sich mit dem neuen Titel die Chancen ebenfalls. Wie immer im Tourismus beginnt natürlich jede Entwicklung auch bei der Akzeptanz der Projekte im eigenen Ort. Die Menschen sind gefragt, diese Chance zu erkennen und daraus vielfältige Aktivitäten zu entwickeln. Kurort zu werden, ist für die ortsansässige Bevölkerung eine große Verpflichtung. Die auf den Titel bezogen erwarteten Gäste haben ganz andere Ansprüche als beispielsweise ein erlebnisorientierter Urlaubsgast. Deshalb soll bei der Gestaltung der Kurortentwicklungskonzeption auch die Bürgerschaft des Ortsteils eng mit einbezogen werden. Für unsere Gesamtentwicklung kann mit einem Kurorttitel im Portfolio ein weiterer großer Baustein gesetzt werden.
 

Uwe Staab  (Bürgermeister)