Schulbezirke für die Grundschulen geändert
Wer hätte gedacht, dass das Thema des Erhalts unserer Schulstruktur im Kontext unserer gesamtgemeindlichen Entwicklung so schnell wieder auf die Tagesordnung musste? Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am 25. April entschieden, die 3 nördlichen Ortsteile Blauenthal, Wolfsgrün und Neidhardtsthal dem Grundschulbezirk Sosa zuzuordnen. Bei den Grundschulen besteht ja für die staatlichen Schulen die gesetzliche Schulbezirkspflicht für die Schüler bzw. Familien. D.h. jedes Kind muss die Grundschule besuchen, in dessen Schulbezirk es wohnt. Die einzige Ausnahme stellt der Besuch einer freien Schule dar. Damit vergrößert sich das Einzugsgebiet für die Sosaer Grundschule. Die Entscheidung ist zugleich mit der Hoffnung verbunden, auch in den nächsten Jahren, die gesetzlich erforderliche Mindestschülerzahl von 15 Schülern pro Jahrgang zu erreichen. Im Augenblick kommt es für Sosa auf jeden Schüler an. Für Eibenstock ist es insgesamt sehr wichtig, beide Grundschulen zu haben. Abgesehen davon, dass man mit nur einer Grundschule massiv den Schülertransportaufwand erhöhen würde, ist die Gefahr groß, dass man zunehmend auf freie Schulen ausweicht. Deshalb wird auch weiterhin in das Schulgebäude in Sosa investiert, um beste Voraussetzungen für eine attraktive Schule zu schaffen.
Dennoch muss ein realistischer Blick in die Zukunft gerichtet werden. Die demografische Entwicklung ist nach wie vor nicht so, wie wir sie uns alle wünschen. Der Rückgang der Kinderzahlen in den Kindertagesstätten in den letzten Jahren ist eine (logische) Folge des 2. Geburtenknicks, den wir gerade erleben. Nun ist jene Generation, die während des ersten Geburtenknicks und der Abwanderungswelle in den Nachwende-Jahren geboren wurde, in der Phase der Familiengründung. Diese findet heute ja ohnehin schon in einem höheren Lebensalter statt, als das früher der Fall war. Deshalb bleibt auch die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen pro Jahr weiter hoch, was ja den ungebremsten Rückgang unserer Bevölkerung zur Folge hat. Mit dem Blick auf unsere Schulen wird dieses Problem am Ende auch in unsere Oberschule durchwachsen. Dort kommt in naher Zukunft auch noch erschwerend hinzu, dass ein Generationswechsel beim Lehrerpersonal ansteht. Auch wenn dies aktuell noch nicht akut ist, muss jetzt bereits reagiert werden. Ohne eine Oberschule wird die Stadtentwicklung zum Stillstand kommen. Mit einem Schlag würde unser gesamter Standort erheblich an Attraktivität verlieren. Die Folgen für unsere Region im oberen Erzgebirge wären sicher eine weitere Abwärtsspirale und die Verhinderung der Ansiedelung junger Menschen. Das wäre auch für die Wirtschaft schlecht, denn obwohl Arbeitsplätze Gott sei Dank vorhanden sind, fehlen dann die Arbeitskräfte. Die Erhaltung unserer Schullandschaft muss deshalb im Interesse aller gesellschaftlichen Kräfte in unserer Stadt sein. Sie ist eine existenzielle Frage. Es braucht daher schnellstmöglich die Entwicklung einer langfristigen Strategie. Wir müssen uns dabei gleichzeitig mehrere Fragen stellen. Wie gelingt es uns, weiter junge Familien im Ort anzusiedeln? Welche Möglichkeiten zur weiteren Profilierung unser Schulen können wir nutzen? Wie können wir gutes Lehrerpersonal für eine Tätigkeit in unserem Ort finden? Wie können Eltern, Schulen gemeinsam mit Wirtschaft und Kommunalpolitik eine „Willkommenskultur“ und „Bildungsansprüche“ entwickeln, um für alle Schulen ein positives Image zu erhalten? Welche flankierenden familienfreundliche und -unterstützende Angebote brauchen wir noch für Eibenstock? Alle diese Fragen zeigen, unsere Schulen müssen uns allen wichtig sein. Die Änderung der Grundschulbezirke ist nur ein kleiner Schritt, bei dem sich alle im Klaren sind, dass er möglicherweise nicht ausreichend ist. Schulstandortsicherung ist deshalb eine vordringliche Aufgabe, der wir uns mit großem Engagement stellen wollen.
Uwe Staab (Bürgermeister)