AB 06/2024 Brachenbeseitigung weitestgehend abgeschlossen

Brachenbeseitigung weitestgehend abgeschlossen

Brachen gehörten zu den typischen Bildern der letzten drei Jahrzehnte in den neuen Bundesländern. In fast jeder Ortschaft hat man Brachen der verschiedensten Art wahrgenommen. Die wirtschaftliche Transformation nach 1990 ließ überall Altlasten und schlechte Bausubstanz zurück. In vielen Gemeinden prägen sie auch heute noch das Ortsbild. In den vergangenen Jahrzehnten ist in den Ortsteilen der Stadt Eibenstock diesbezüglich sehr viel geschehen. Durch das proaktive Handeln der Gemeinde und eine aktive Planungsarbeit der Stadtverwaltung gelang es, viele große und kleine Brachen zu beseitigen. Mit der Fertigstellung des Rückbaus des alten Sägewerkes in Blauenthal ist eine der letzten großen Industriebrache auf unserem Gemeindeterritorium beseitigt worden. Die Liste der Objekte ist sehr lang. Viele werden sich vielleicht an das eine oder andere Gebäude gar nicht mehr erinnern. Sie reichen von Carlsfeld mit dem ehemaligen Renak-Werk und dem alten Glaswerk, über Wildenthal mit dem ehemaligen Kinderferienlager, über Eibenstock mit dem alten LPG-Werkstattgelände an der Auersbergstraße, dem Oberen Bahnhof, der ehemaligen Textilfabrik Bodo, das Bürstenwerk Fries, über Sosa mit der alten BLEMA bis nach Wolfsgrün sowie Blauenthal mit den Bahnhofsgeländen und dem eben genannten alten Sägewerk. Dies sind nur einige Beispiele. Nicht vergessen sollte man auch die vielen kleineren Objekte bis hin zu vielen leer gefallenen Wohnhäusern. Gerade die großen Projekte konnte die Stadt dank eines reichlichen Fördermittelsegens zurückbauen. Doch eigentlich gehört es gar nicht zu den klassischen Pflichtaufgaben einer Gemeinde, Brachen zu übernehmen, diese zurückzubauen und auch einer Wiederverwertung zuzuführen. Wenn man aber im Rückblick sieht, was gerade solche Objekte wie das alte Glaswerk in Carlsfeld oder auch das Sägewerk in Blauenthal an Altlastenbeseitigung mit sich brachten, wird schnell klar, dass kein Privatmann oder ein Unternehmen ein solches Objekt anfassen würde, um darauf vielleicht einen Betrieb oder eine Wohnanlage zu errichten. Wenn nicht die Gemeinde in Vorleistung geht und alle damit verbundenen Risiken eingeht, werden solche Brachen nicht aus dem Ortsbild entfernt und einer Wiedernutzung zugeführt werden können. Insofern ist es dann doch eine Aufgabe der Gemeinde, sich um diese Objekte zu kümmern. Durch den Stadtrat wurden alle Projekte beschlossen bzw. initiiert. Natürlich ist der Abriss immer relativ unspektakulär und läuft meistens geräuschlos ab. Den meisten ist auch nicht bewusst, welch großer Aufwand schon beim Grunderwerb für solche Projekte entsteht. Oftmals sind durch die Aktivitäten in der DDR-Zeit Grundstücksgrenzen überbaut worden, haben Teilenteignungen stattgefunden bzw. sind auch Grundstücke verschmolzen worden, worauf im Nachhinein Restitutionsansprüche lagen. Es gab nichts, was der Stadtverwaltung erspart geblieben ist. Ich erinnere nur an den Erwerb des Sägewerks in Blauenthal, wo wir über ein langwieriges Nachtragsliquidationsverfahren einer bereits abgemeldeten englischen Ltd. das Grundstück abtrotzten. Manche Vorgänge sind so einmalig gewesen, dass es in keiner anderen Gemeinde vergleichbare Beispiele gab. Doch dies läuft ja meistens im Verborgenen ab und braucht eine jahre- bis jahrzehntelange Vorbereitungszeit. Insofern können wir jetzt dankbar sein, die schlimmsten Objekte aus dem Stadtbild entfernt und die Flächen einer Wiederverwertung zugeführt zu haben. Auch hier gibt es sehr positive Beispiele wie z. B. die Bebauung des Oberen Bahnhofs oder auch des Bahnhofs in Blauenthal, das Pflegeheim der Diakoniestation in Sosa u. v. a. m. Nicht vergessen werden sollen in diesem Kontext die zahlreichen privaten Aktivitäten. Positive Beispiele sind hierfür z. B. der Abbruch des Werks 3 der Elektrowerkzeuge und die Wiederbebauung mit einem Wohnhaus oder die Umgestaltung des Sticktex-Geländes zum Kunsthof. Auch hier gibt es viele große und kleine Aktivitäten, die letztendlich unsere städtebauliche Qualität positiv beeinflusst haben. Man muss klar sagen, dass erst die Fördermöglichkeiten, die der Freistaat Sachsen und die Bundesrepublik Deutschland ermöglicht haben, der Schlüssel für die Umsetzung der einzelnen Projekte waren. Natürlich bedeutete alles einen sehr großen Verwaltungsaufwand. Aber wir konnten die durch die Fördermöglichkeiten gegebenen Chancen nutzen. Unter heutigen Umständen ist eine derartig gewaltige Aufarbeitung der Brachen nicht mehr möglich. Das heutige Bild unserer Ortsteile ist uns bereits so selbstverständlich geworden, dass man sich an die alten Situationen kaum noch erinnert. Das wiederum sollte uns als Bürgerschaft stolz machen. Die Brachenbeseitigung war ein wesentliches Element der städtebaulichen Gesamtentwicklung unserer Ortsteile.

Uwe Staab  (Bürgermeister)