AB 02/2024 Städtisches Flächenmanagement

Städtisches Flächenmanagement als zentrale Entwicklungsaufgabe

Die ältere Generation unserer Bürgerschaft wird sich noch sehr gut daran erinnern, dass vor 1990 in allen unserer Ortsteile chronischer Flächenmangel sowohl bei den Wohn- als auch bei den Gewerbeflächen herrschte. Nach 1990 änderte sich dies schlagartig. Innerhalb von zwei Jahren fielen überall so viele Gebäude und Flächen leer, dass man Angst haben musste, zu einer Geisterstadt zu werden. Folgerichtig wurde schon zum damaligen Zeitpunkt durch die Stadt ein aktives Flächenmanagement angegangen. Dies bedeutete, leer stehende Gebäude und Gewerbeflächen entweder einer neuen Nutzung zuzuführen, indem man neue Käufer gesucht oder die Bestandsgebäude zurückgebaut hat, um eine neue Entwicklung auf der Fläche anzustoßen. Von kleineren Gebäuden bis hin zu großen Industriebrachen ist alles angepackt worden. In Carlsfeld und Eibenstock mussten besonders viele leer stehende Wohngebäude zurückgebaut werden. Dabei konnten die staatlichen Förderprogramme zum Rückbau sehr gut ausgenutzt werden. Im Ortsteil Eibenstock brachte dies auch den zusätzlichen Mehrwert, dass unsere Wohnungsbaualtschulden mit dem Wohnflächenrückbau ein wenig getilgt werden konnten. Die weit schwierigere Aufgabe war der Rückbau und die Revitalisierung von Industrieanlagen. Zum Beispiel der Teilrückbau der RENAK in Carlsfeld oder auch des oberen Bahnhofs bzw. des ehemaligen LPG-Geländes an der Auersbergstraße in Eibenstock bedeuteten die Beseitigung großer städtebaulicher Missstände. Jüngstes Beispiel für eine große Rückbaumaßnahme ist das ehemalige Sägewerk in Blauenthal. Für viele dieser Objekte konnten Nachnutzer gefunden werden, was sich positiv auf das Stadtbild ausgewirkt hat. Unzählige Grundstücksverträge begleiteten diese Aktivitäten, die ja letztendlich auch die wirtschaftliche Entwicklung unseres Ortes beeinflussten.

 

Diese positive Entwicklung hat dazu geführt, dass wir heute kaum noch Brachen auf unserem Gemeindeterritorium haben. Einerseits kann das als ein großer Erfolg angesehen werden, andererseits aber geraten wir nun in eine neue Situation. Bauflächen werden rar. Als Gebirgsgemeinden verfügen wir ja nicht unbegrenzt über Flächen, die wir entwickeln können. Auch ist der Verbrauch von Grünland nicht unbedingt verantwortungsvoll der nachfolgenden Generation gegenüber. Somit wollen wir auch weiter der Strategie folgen, Altanlagen zurückzubauen und darauf städtische Entwicklung provozieren. Gute Beispiele hierfür sind aus jüngster Zeit das alte Glaswerk in Carlsfeld oder die Entwicklung des Baugebietes „Waldblick“ im Ortsteil Eibenstock. Bei Letzterem sind mittlerweile 13 von 22 Parzellen verkauft. In Carlsfeld hoffen wir darauf, dass das Feriendorfprojekt in naher Zukunft realisiert wird. Für diese Strategie werden wir auch von außerhalb sehr gelobt. Dennoch kann es passieren, dass unsere Stadtentwicklung ins Stocken kommt, da wir aufstrebende Firmen, touristische Innovationen und auch den Wohnungsbedarf nicht mehr unterstützen können, weil es an Entwicklungsflächen fehlt. Nachteilig ist auch, dass ein geringer Prozentsatz von Flächen durch Spekulationskäufe erworben wurde, wo später die Stadt mühselig über Auktionen oder Vollstreckungsmaßnahmen diese Gebäude zunächst erst einmal ins städtische Eigentum zurück überführen muss. Auch heute noch gibt es vor allem im Ortsteil Eibenstock Gebäude, die leer stehen und Eigentümern gehören, die sich um diese Objekte überhaupt nicht kümmern. Die Bereitschaft, diese zu realistischen Preisen zu veräußern, ist zudem sehr gering. Aus diesem Grunde bleibt ein städtisches Flächenmanagement eines der bedeutendsten Felder der wirtschaftlichen Weiterentwicklung unseres Ortes. Dazu zählt u. a. die Flächenbevorratung in gleicher Weise wie auch die Vermarktung von ungenutzten Immobilien. Dies funktioniert aber auch nur dann, wenn die finanzielle Situation der Stadt weiterhin geordnet bleibt und immer genügend finanzielle Ressourcen vorhanden sind, um dieses Management auch finanzieren zu können. Bei Immobilien reden wir ja nicht über kleine Beträge. Auch ist das Vorhandensein von Flächen im städtischen Eigentum ein sehr wichtiges Instrument, den Immobilienmarkt auf einem Niveau zu halten, wo Gewerbe- und Wohnungsbau in unserer wirtschaftlich schwierigen Region bezahlbar bleiben. So sind z. B. die Flächentausche für die touristischen Anlagen in Eibenstock und Carlsfeld mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst nur deshalb möglich gewesen, weil die Stadt zuvor ihr Eigentum an Wald vergrößert und so Spielräume für einen Flächentausch hatte. . Im Moment haben wir die Situation, über zu wenige Flächen zu verfügen, die entwicklungsfähig sind. Wenn beispielsweise jetzt eine große Firma bei uns anfragen würde, um sich hier anzusiedeln, würden wir in arge Bedrängnis kommen. Damit zeigt sich auch, dass Flächenmanagement eine Angelegenheit ist, die mit Weitblick betrieben werden muss Ein verantwortungsvolles und abgestimmtes Handeln von Immobilieneigentümern und Stadt ist deshalb eine zwingende Voraussetzung dafür, die Entwicklung unserer Stadt weiter voranzubringen.

Uwe Staab  (Bürgermeister)