AB 18/2023 - Bevölkerungsentwicklung bleibt großes Problem

Bevölkerungsentwicklung bleibt ein grundsätzliches Problem

Seit 1990 vollzieht sich im Osten Deutschlands eine beispiellose negative demografische Entwicklung. Zuerst war diese durch den Verlust vieler Arbeitsplätze bedingt. Ein hoher Anteil an Fortzügen sorgte dafür, dass Städte und Gemeinden sehr rasch an Einwohnern verloren haben. Am 03.10.1990 hatte unsere heutige Gesamtgemeinde noch 10.551 Einwohner. Am 31.12.2022 hatten wir noch eine Einwohnerzahl von 7.035 Einwohnern. Das heißt, dass wir in der Einwohnerzahl um rund 33 % geschrumpft sind. Dies ist ein sehr starker bzw. dramatischer Rückgang, der sich natürlich auch wirtschaftlich bemerkbar gemacht hat. Eine zurückgehende Einwohnerzahl bedeutet ja nicht nur einen Verlust an Finanzkraft, denn die Schlüsselzuweisungen werden maßgeblich nach der Einwohnerzahl ermittelt. Ein Einwohnerrückgang bedeutet stets auch einen Verlust an Kraft im gesellschaftlichen Leben innerhalb einer Gemeinde. Betrachtet man das Jahr 2022 etwas genauer, so lässt sich nun eine neue Tendenz feststellen. So gab es 279 Zuzüge und 194 Fortzüge. Dies entspricht einem positiven Wanderungssaldo von 85 Einwohnern, d. h., wir hätten mit den deutlich mehr Zuzügen eigentlich wieder wachsen müssen. Jedoch bei den Geburten hatten wir lediglich 47 Neugeborene in unserer Gemeinde zu verzeichnen. Demgegenüber stehen 145 Verstorbene. Das heißt wiederum eine Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen von 98 Personen. Die vorgenannten Zahlen muss man natürlich mit einer gewissen Vorsicht betrachten, da unter den Zuzügen ja auch die in unsere drei Pflegeheime im Ort dabei sind. Gleiches gilt für die Sterbefälle. Dennoch bleibt festzustellen, dass es tatsächlich eine Bewegung in unserem Ort hinein gibt, wo Menschen aus anderen Regionen hierher ziehen, weil es mittlerweile in Eibenstock und Umgebung viel lebenswerter geworden ist. Die Speckgürtel der Großstädte profitieren natürlich viel stärker von den Zuzügen und dem dortigen Arbeitsplatzangebot. Die Zu- und Wegzüge sind im Saldo betrachtet mittlerweile auch kein Problem fehlender Arbeitsplätze mehr. Alle Branchen, auch in unserem Ort, suchen nach wie vor Arbeitskräfte. Unser Problem konzentriert sich also tatsächlich auf die Zusammensetzung unserer Bevölkerung nach Generationen. Uns fehlen jetzt diejenigen, die nach 1990 als junge Menschen unsere Region verlassen haben. Wir erleben im Augenblick den sogenannten zweiten Geburtenknick, der ja ausschließlich dadurch bedingt ist, dass die normalerweise vorhandene Bevölkerungspyramide, gerade in den ostdeutschen Randgebieten, dort ausgedünnt wurde, woraus der Nachwuchs hervorgeht. Und die in den 90er-Jahren fehlenden Geburten führen jetzt dazu, dass die ohnehin weniger vorhandenen jungen Paare natürlich auch weniger Kinder bekommen. Aus diesen nüchternen Zahlen heraus folgt die Erkenntnis, dass ja eine Gegenentwicklung nur dadurch möglich werden kann, wenn es uns gelingt, junge Leute im Ort zu halten bzw. wieder in unserem Ort anzusiedeln. Hierfür gibt es auch vorsichtige Hoffnungszeichen, was man beispielsweise bei der Belegung der Baugebiete sehen kann. Insofern ist die Zinswende gerade für die Kommunen im ländlichen Raum im Moment zu einem Zeitpunkt gekommen, wo wir sie nicht gebrauchen können. Wellenbewegungen, beim Baugeschehen hat es zwar in den vergangenen 33 Jahren immer wieder gegeben, aber im Moment ist doch bei der Neubelegung der Baugebiete ein relativer Stillstand eingetreten. Es ist und bleibt eine gesamtstädtische Aufgabe, mit all unseren Möglichkeiten daran zu arbeiten, unseren Ort mit Arbeitsplätzen, mit Lebensqualität und natürlich auch mit kulturellen Angeboten so lebenswert zu gestalten, dass sich junge Menschen hierher gezogen fühlen und ihren Lebensmittelpunkt in unsere Ortsteile verlegen möchten. Darin liegt eine besondere Aufgabe, aber auch eine besondere Chance. Keiner kann in die Zukunft schauen. Aber klar ist auch, dass sich viele Menschen wieder darauf besinnen, dass das Wohnen im ländlichen Raum sehr attraktiv und zukunftsfähig sein kann. Mit der Lösung solcher Fragen wie Breitbanderschließung, ärztliche Versorgung und auch dem ausreichenden Angebot an Wohnraum, können wir es tatsächlich schaffen, den negativen Trend erst einmal zum Stillstand zu bringen. Jeder Einzelne ist zugleich auch Botschafter unseres gesamten Ortes, um seine Attraktivität nach außen hin zu vermarkten. Jede positive Information, jede noch so kleine Werbung zu unserer Region trägt mit dazu bei, dass man uns Aufmerksamkeit schenkt. Wir können nur hoffen, dass diese Trendumkehr möglichst bald gelingen kann. Dann wird auch eine nachhaltige und stabile Bevölkerungsentwicklung, wie es sie in anderen Regionen Deutschlands gibt, bei uns vonstattengehen.

Uwe Staab (Bürgermeister)