AB 18/2022 - Worauf müssen wir uns einstellen

Worauf müssen wir uns einstellen?

Es vergeht kein Tag, an dem nicht das Thema „Wärme- und Energieversorgung“ präsent ist und intensiv debattiert wird. Wie auch immer sich die weltpolitische Lage entwickeln wird, wir vor Ort können nur Schlussfolgerungen für uns ziehen, worauf wir uns einzustellen haben. Eines scheint sicher zu sein, die Preise für Strom und Wärme werden erheblich ansteigen und das nicht nur für kurze Dauer. Für die Stadt und ihre Aufgaben gilt das natürlich genauso, wie für jeden einzelnen Bürger und Gebäudebesitzer. Jede Strategie muss deshalb aus einer kurzfristigen und einer langfristigen Planung bestehen. Für die Kommune wird es kurzfristig nur die Möglichkeit geben, Energie auf allen Ebenen einzusparen. Mittlerweile gibt es hierzu auch bereits entsprechende Dossiers von Bund und Land, rechtliche Ermächtigungen hierzu sind angekündigt. Einsparungspotentiale zu erschließen, ist gar nicht so einfach. So wollen wir u.a. versuchen, Strom bei der Straßenbeleuchtung einzusparen. Konkret heißt dies, die Nachtabschaltung ab 22 Uhr auch in den Bereichen umzusetzen, wo dies bisher noch nicht geschehen ist. Auch planen wir, die Umstellung der Leuchtmittel auf LED in diesem Jahr vorzeitig abzuschließen. Die entsprechenden Mehrausgaben sollen aus Einsparungen in anderen Bereichen finanziert werden. Ebenfalls ein Thema ist die Senkung der Treibstoffkosten bei den Fahrzeugen. Dies heißt natürlich, dass auch seitens des Bauhofes die überall geleisteten Aufgaben im Stadtgebiet eingeschränkt werden müssen. Klar ist aber auch, dass beispielsweise beim Winterdienst keinerlei Einsparungen möglich sein werden, zumindest vorläufig nicht. Ein großes Thema wird auch die Raumtemperatur in den öffentlichen Gebäuden sein. So soll in den Verwaltungsgebäuden die Raumtemperatur auf 19 Grad abgesenkt werden. In den Sporthallen sollen 17 Grad eingestellt werden, während in Schulgebäuden die 19- bis 20-Grad-Grenze angestrebt wird. Ich bitte deshalb Eltern und Schüler, sich darauf einzustellen und die entsprechende Kleidung in der Schule zu tragen. Um dies auch wirksam umzusetzen, prüfen wir den Einsatz neuer moderner Thermostate zur zentralen Steuerung der Raumlufttemperaturen. Wie mit der Weihnachtsbeleuchtung in der Adventszeit umgegangen werden soll, müssen wir sicher politisch entscheiden. Darüber hinaus werden noch viele kleinere Einzelmaßnahmen durchgeführt, um an allen möglichen Stellen Strom und Wärme einsparen zu können. 

Die langfristige Strategie kann auch für unsere Kommune nur heißen, möglichst viel eigenen Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Im Rückblick kann man heute sagen, dass wir als Kommune schon seit mehr als einem Jahrzehnt auf dem richtigen Weg waren. Mit dem Holzhackschnitzel-Nahwärmezentrum haben wir eigentlich eine zukunftsfähige Technologie etabliert. Leider sind wir an den vielen Kinderkrankheiten und natürlich auch an den höheren Kosten gegenüber dem billigen Gas gescheitert. Doch im Moment haben wir mit der Heizanlage in der Oberschule ja noch einen Holzhackschnitzelkessel am Netz. Das Heizen mit Holzhackschnitzeln oder anderen erneuerbaren Energien wird auch für uns möglicherweise eine Alternative sein, an der wir nicht vorbeikommen. Vielleicht besteht auch die Notwendigkeit, weitere Wärmenetze in unserer Stadt zu etablieren, wo wir uns wirklich unabhängig von fossilen Brennstoffen machen. Dazu hat die Stadt bereits Anfang des Jahres noch vor dem Ukraine-Krieg ein Quartierskonzept für die Energieversorgung in unserer Stadt (speziell Stadtgebiet Oberstadt) in Auftrag gegeben. Die Datenerhebungen hierzu sind fast abgeschlossen. Uns wird in Kürze ein Grundkonzept vorgelegt, wie wir zukünftig in einigen verdichteten Stadtbereichen eine Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien umsetzen können. Es ist durchaus vorstellbar, dass diese Frage mittlerweile nicht nur für die großen Verbraucher (öffentliche Gebäude, Pflegeheim u. a.) interessant ist, sondern auch für private Wohngebäude. Auch wenn vielleicht Wärme aus erneuerbaren Energien etwas teurer ist, als Gas oder Öl (wenn sich der Markt wieder beruhigt hat), so ist beispielsweise Wärme aus Holzhackschnitzeln wahrscheinlich das stabilere Fundament einer nachhaltigeren Energiepolitik in unserer Gemeinde. Im Moment können wir noch davon ausgehen, dass genügend Energieholz in unseren Wäldern zur Verfügung steht. Die Stadt selbst verfügt ja auch über etwas Wald und möchte diesen in den nächsten Jahren weiter mehren. Sobald das Quartierskonzept vorliegt, wird es eine entsprechende Einwohnerversammlung geben, wo darüber informiert wird. Vielleicht gelingt es uns ja, gemeinsam aus den vorhandenen Ressourcen eine zukunftsfähige Wärmeversorgung für unseren Ort zu entwickeln. Generell aber müssen wir uns alle darauf einstellen, dass ein „Zurück“ zum alten Status eher unwahrscheinlich ist. Ein „Weiter so“ wird es definitiv nicht mehr geben. Im Verlaufe unserer Geschichte hat es solche Zeiten immer wieder gegeben. Dennoch sollten wir dies als eine Chance sehen und aus der Not heraus gemeinsam nach zukunftsfähigen Lösungen suchen.

 

Uwe Staab (Bürgermeister)