Radwegbau verzögert sich weiter
Der Weiterbau des „Mulderadweges“ auf dem Gebiet des Erzgebirgskreises gestaltet sich weiterhin sehr zäh. Die Gemeinden des Erzgebirgskreises im Muldental haben sich ja zum Zweckverband „Muldentalradweg“ zusammengeschlossen, um diese (gewaltige) Aufgabe gemeinsam zu meistern. Auf dem Abschnitt von Wolfsgrün nach Schönheiderhammer gab es vor Jahresfrist zwar frohe Kunde, aber die Taten sind noch recht verhalten. Am 6. Dezember 2021 erhielt der Zweckverband den Planfeststellungsbeschluss für den Weiterbau ab Wolfsgrün. Parallel dazu erreichte auch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr für den Radwegabschnitt entlang der B 283 vom Gerstenbergweg bis zum Windischweg Baurecht. An letzterem Abschnitt wurde bereits mit dem 1. Los, der Baufeldfreimachung, begonnen. Gegenwärtig laufen die Ausschreibungen für die Baumaßnahmen auf diesem Abschnitt. Damit erfolgt dann auch die direkte Anbindung der Stadt bzw. des Radwegzubringers auf der ehemaligen Bahntrasse. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann an der Überquerung der B 283 noch eine Brücke oder eine Unterquerung errichtet werden. Im Moment kann man davon ausgehen, dass mit dem Weiterbau dieses Radweges ab Gerstenbergweg im Sommer begonnen werden kann. Allerdings weiß man im Moment nicht, wie sich die aktuelle Preisentwicklung auf die Ausschreibungsergebnisse auswirkt. Wir alle hoffen sehr, dass es nicht zur Aufhebung der Ausschreibungen aufgrund zu hoher Preise kommt. In Wolfsgrün liegt immer noch kein Förderbescheid für die Unterquerung der B 283 vor. Wie wichtig dieses Bauwerk ist, weiß jeder, der schon einmal an dieser Stelle aus Richtung Blauenthal kommend versucht hat, die B 283 zu überqueren. Hier steht noch die Genehmigung des Bauvorhabens durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr bzw. die entsprechende vertragliche Vereinbarung mit dem Zweckverband „Muldentalradweg“ aus. Ich gehe aber davon aus, dass diese bis zur Sommerpause unterzeichnet werden kann. Beim Abschnitt des Weiterbaus von Wolfsgrün bis nach Neidhardtsthal erfolgte die Ausschreibung der Planungsleistungen für die HOAI-Phasen 5 bis 7. Sobald der Vergabevermerk vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr genehmigt ist, werden wir das entsprechende Planungsbüro beauftragen, nunmehr die Ausführungsplanung und die Ausschreibungen vorzubereiten. Eine Mittelbereitstellung ist auch hier seitens des Freistaates noch nicht erfolgt. Wir gehen aber davon aus, dass die entsprechenden Mittel gemäß dem unsererseits vorgelegten Bauzeitenplan auch zur Verfügung gestellt werden können. Insofern ist es möglich, dass die ersten Lose auch in diesem Jahr ausgeschrieben werden können. Dazu gehören möglicherweise die beiden Sonderbauwerke (Muldenbrücke Wolfsgrün und Brücke über dem Auslauf der Trinkwassertalsperre Eibenstock).
Etwas besser sieht es im nördlichen Abschnitt des „Mulderadweges“ aus. Hier saniert der Zweckverband mit großem Aufwand die alte historische Steinbrücke im Ortsteil Bad Schlema. Der Verband hat von der Kreisgrenze bis dorthin den Radweg bereits fertiggestellt. Eine Weiterführung in Richtung Aue ist nur möglich, wenn diese Brücke saniert ist. Doch das ist noch eine schwere Aufgabe, denn im Zuge der Baumaßnahme stellen sich immer neue Probleme mit dem fast vom Einsturz bedrohten Bauwerk dar. Auch werden durch die nun zutage tretenden Schäden zusätzliche Kosten erforderlich, die der Verband eigentlich nicht bezahlen kann. Wir sind darauf angewiesen, weitere Denkmalschutzmittel für dieses Projekt zu bekommen. Dies ist aktuell im Klärungsprozess. Der Bau der Brücke selbst stellt eine Puzzle-Arbeit dar. Über 300 Steine, die bei einer früheren Sicherungsmaßnahme um die Brücke herum in den Wiesenlagen gelagert wurden, sind mittlerweile gereinigt, nummeriert und den einzelnen Abschnitten zugeordnet worden. Jetzt kann ich mir viel besser vorstellen, welch Aufwand es war, die vorhandenen Steine der Dresdner Frauenkirche beim Wiederaufbau einzubauen. Auch wenn wir hier im Verhältnis dazu wesentlich mehr alte Steine zur Verfügung haben, ist dies trotzdem eine sehr schwere Aufgabe, die die Baufirma zu lösen hat. Die Bauarbeiten selbst kommen sehr gut voran. Wir rechnen mittlerweile mit Mehrkosten in Höhe von 70.000 EUR. Die anderen Abschnitte zwischen der Steinbrücke und dem fertiggestellten Abschnitt der Eisenbahnbrücke werden nun planerisch angegangen. Dazu wird es seitens des Verbandes in den nächsten Beratungen die entsprechenden Entscheidungen geben. An einen Weiterbau wird voraussichtlich erst im Jahr 2024 gedacht werden können.
Hinsichtlich des Radwegebaus muss trotzdem kritisch angemerkt werden, dass die Genehmigungsverfahren und auch die Finanzierungsbemühungen, die der Zweckverband aufbringen muss, um ein paar Meter voranzukommen, unverhältnismäßig sind. Wenn man das Ziel hat, Radwege vordergründig zu entwickeln und als Verkehrsadern der Zukunft sieht, muss man einfach auch einfachere Verfahren einführen und Erleichterungen bei Genehmigungen anpacken. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Wenn es so weitergeht, werden wir möglicherweise erst in 10 Jahren das ehrgeizige Ziel eines bedarfsgerechten Radweges erreichen. Dies ist für Nutzer und auch für die Kommunen inakzeptabel.
Uwe Staab (Bürgermeister)





