AB 07/2022 - Stabilisierung der Vereinsstrukturen dringend erforderlich

Stabilisierung der Vereinsstrukturen dringend erforderlich

Unsere Stadt hat in den vergangenen 30 Jahren ein sehr breit gefächertes und überaus aktives Vereinsleben hervorgebracht. Auf unsererem Territorium gibt es aktuell 64 eingetragene Vereine. Viele davon sind sehr aktiv und wirken im öffentlichen Leben unserer Stadt mit großer Außenwirksamkeit auf den verschiedensten Gebieten, wie z.B. Kultur, Musik, Brauchtumspflege und Sport. Auch bei der Erfüllung von sozialen Aufgaben und Herausforderungen haben wir gut agierende Vereine in unserem Ort. Es gäbe das von außen sehr geschätzte intensive Veranstaltungsangebot nicht, würden sich nicht Vereine und Interessengruppen darum bemühen, immer wieder neue tolle Angebote für unseren Ort zu entwickeln. Bei allem Positiven, was da in den vergangenen Jahren entstanden ist, kann man nicht verkennen, dass einige Wolken am Horizont auftauchen. Der Generationswechsel ist deutlich ins Stocken geraten. Vielen Vereinen fehlt es an Mitgliedern, in der Gesamtheit ist ein nachlassendes Interesse festzustellen. Im Moment kann dies vielleicht noch kompensiert werden. Aber schon in wenigen Jahren werden viele Vereine so ausgeblutet sein, dass eine weitere Existenz keinen Sinn mehr macht. Kürzlich hat ja der Verein „Eibenstocker Märchenweihnacht“ e. V. bereits einen entsprechenden Aufruf im „Auersbergboten“ veröffentlicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann weitere Vereine in diese Situation geraten. Viele Vorstände fragen sich deshalb, woran es wohl liegen mag, dass der Zustrom in die Vereine so akut nachgelassen hat. Gründe dafür gibt es viele. Natürlich ist die negative demografische Entwicklung einer der Hauptgründe, warum in den Vereinen auch die Mitgliederzahlen abnehmen. Darüber hinaus gibt es auch objektive Gründe, wie z. B. die sich verändernde Arbeitswelt und auch das größere individuelle Freizeitbedürfnis der jüngeren Generationen. Auch neigen ältere Mitglieder, wenn sie sich aus der aktiven Mitarbeit im Verein zurückziehen, dazu, auch gleich aus dem Verein auszutreten. In der Summe ergeben diese Gründe einen negativen Cocktail, der das Ehrenamt doch erheblich schwächt. Dennoch haben wir als Ort mit immerhin noch über 7.000 Einwohnern eigentlich genug Potential, auch weiterhin starke Vereine zu haben. Ohne das Heranführen des Nachwuchses an die Mitarbeit an den ehrenamtlichen Aufgaben wird es nicht gehen. Aber es ist möglicherweise zu wenig, über Vereinsinternetseiten, ab und zu einem Bericht im „Amtsblatt“ oder auch einem Zeitungsartikel zusätzliche Mitglieder zu interessieren und für die Vereinsarbeit zu begeistern. Deshalb ist die Frage, wie kann ein Verein neue aktive Mitglieder gewinnen, sehr existenziell. In einem muss man sich klar sein. Von allein werden sicher nur wenige kommen. Deshalb möchte ich dafür werben, dass Vereinsvorstände und Mitglieder intensiv in unserer Bürgerschaft, unter den jungen Menschen und vielleicht schon bei den kleinen Kindern mit entsprechenden Angeboten um neue Mitglieder werben. Die Erfahrung hat gezeigt, dort, wo Vereine und ehrenamtliche Gruppen aktive Jugendarbeit betreiben, sind die Mitgliederverhältnisse ziemlich stabil. Gute Beispiele dafür sind die Feuerwehr, einzelne Sportvereine und auch Musikvereine. Unsere Bürgerschaft möchte ich ermutigen, mitzumachen und sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit in unserem Ort zu engagieren. Ich habe es schon oft gesagt und auch geschrieben, dass die Vielfalt und die Attraktivität unseres Zusammenlebens im Ort nicht von außen geschenkt werden. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer aktiven, interessierten und auch zusammenhaltenden Bürgerschaft. Ich sehe darüber hinaus in der Stärkung der Vereine, gerade in der jetzigen Zeit, auch einen wichtigen Baustein für die Zusammenführung der Menschen nach Jahren von Spaltung durch verschiedenste Krisen, zuletzt durch Corona. Wir sollten uns mehr auf unser eigenes Zusammenleben hier im Ort konzentrieren und dort positive Energien freisetzen. Es kann mit einem abwechslungsreichen, kulturell hochwertigen und sozial engagierten Zusammenleben den vielen schlechten Nachrichten und Entwicklungen in der Welt ein positives Zeichen entgegengesetzt werden. Darin sollten wir ein gemeinschaftliches Ziel sehen, dann werden Grenzen und Vorbehalte untereinander auch schnell wieder aufgelöst.

Uwe Staab (Bürgermeister)