Stickereimuseum um ein weiteres Kleinod erweitert
Im Jahr 1997 wurde das Stickereimuseum Eibenstock neu in der Bürgermeister-Hesse-Straße 7 eröffnet. Es war damals eigentlich eine Flucht nach vorn, weil das alte Heimatmuseum am Platz des Friedens weder baulich noch räumlich eine Zukunft hatte. Viele Jahre der Planung und der Sammlung von Stickereitechnologie gingen dieser Umverlagerung des Museums voraus. Man kann mit Recht behaupten, dass die Stickereiausstellung die einzige fast vollständige Darstellung der Entwicklung der Stickereitechnologie in Europa ist. Viele Gäste bestätigen nach dem Besuch unseres Museums, über welch ein besonderes Kulturgut wir hier verfügen. In den vergangenen 20 Jahren seiner Existenz wurde die Einrichtung schrittweise erweitert. Ein Höhepunkt war dabei die Übernahme der „Trumpold’schen Sammlung“ und deren Präsentation im Erdgeschoss des Gebäudes Bürgermeister-Hesse-Straße 9. Hier haben wir die Einrichtung um einen weiteren Ausstellungsinhalt ergänzt. In den vergangenen Jahren hat sie auch dazu beigetragen, dass die Besucher mit großem Erstaunen in dieser Einrichtung zu Gast waren.
Am 11. Mai 2018 wurde im Obergeschoss des Gebäudes Bürgermeister-Hesse-Straße 9 nunmehr ein weiterer Ausstellungsbereich eröffnet. Die neue Dauerausstellung zeigt zum einen eines der künstlerisch anspruchsvollsten Lebenswerke eines erzgebirgischen Schnitzers. Der aus Oberjugel stammende Schnitzer Gottfried Krauß hat sein gesamtes künstlerisches Schaffen an die Stadt Eibenstock übertragen, damit es im Stickereimuseum zu einem festen Bestandteil der Ausstellung und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Zum anderen zeigt die Ausstellung die „Mechanische Landschaften“ von Peter Uhlig aus Chemnitz. Sein Lebenswerk wurde ebenfalls von der Stadt von der Familie übernommen. Die Exponate befanden sich zuvor in einem Gebäude auf dem Marktplatz in Geyer und konnte dort nicht bleiben, weil sie niemand betreut hat. Auch hier waren wir uns schnell einig, dass diese „mechanischen Landschaften“, die mit einer großen Modelleisenbahnanlage vergleichbar sind, eine ideale Bereicherung für unser Museum sind. Ich möchte mich deshalb noch einmal an dieser Stelle sowohl bei Familie Krauß aus Oberjugel als auch bei Familie Uhlig aus Chemnitz/Berlin bedanken, dass sie diese Werke der Stadt Eibenstock zur Verfügung gestellt haben. Auf dieser Etage gibt es noch weitere Schnitzexponate und eine traditionelle „Schnitzerstub“ zu sehen.
Die Umsetzung dieser Ausstellung erfolgte im Rahmen des EU-Projektes „Traditionelle Handwerke in der Euregio Egrensis“. Als LEAD-Partner dieses Projektes ist der tschechische Vierseitenhof Statek Bernard mit einem Imkermuseum und als weitere Projektpartner der Museumsverein Schönberg mit der Erweiterung der Lederproduktionsausstellung sowie der Erzgebirgische Köhlerverein e. V. mit der Schauköhlerei Sosa beteiligt. Dieses Projekt wird von der EU mit 85 % gefördert und wurde als eines der ersten in dieser Förderperiode bewilligt. Insgesamt wurden für die Errichtung der Ausstellung 168.500 EUR ausgegeben. Rund 107.000 EUR flossen dabei in Baumaßnahmen, rund 26.500 EUR verwendeten wir für die Ausstattung mit Vitrinen, Beleuchtung und dergleichen. Die restlichen Kosten verteilten sich auf das Projektmanagement, die Arbeitskosten und die Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Einrichtung dieser Dauerausstellung zur erzgebirgischen Volkskunst ist der Ausbau des Stickereimuseums Eibenstock zum Abschluss gebracht worden. Räumlich sind dabei alle Möglichkeiten, die das Gebäude bietet, ausgeschöpft. Als es zu seiner Eröffnung den Schwerpunkt der Stickerei hatte, war der Name für unser Museum sicherlich angebracht. Heute sollte man vielleicht überlegen, ob man nicht den Namen ein wenig anders wählt, um nicht von vornherein den Eindruck zu erwecken, es ginge hier nur um Stickerei. Man muss schon im Namen darauf verweisen, dass man in dieser Einrichtung mittlerweile ein großes Stück Erzgebirge zeigt.
Für das Team des Stickereimuseums ist es sicherlich auch eine Bereicherung ihrer Arbeit. Für die Aufbauarbeit möchte ich allen Beteiligten auch im Namen des Stadtrates auf das Herzlichste danken. Das Stickereimuseum Eibenstock gehört mit der Neueröffnung dieser Ausstellung zu den größten Museen des Erzgebirges, nicht nur in der räumlichen Größe, sondern auch in der kulturellen Bedeutung. Darauf können wir als Ort sehr stolz sein.
Uwe Staab
Bürgermeister