Öffentliche Anlagen sind keine Selbstbedienungsläden
Es ist sicher nicht schön, alle Jahre wieder ein Thema ansprechen zu müssen, welches ein großes Ärgernis für Verwaltung und Bürgerschaft unseres Ortes ist. Die öffentlichen Anlagen unserer Gemeinde werden in jedem Frühjahr neu bepflanzt bzw. hergerichtet. Kaum sind die neuen Pflanzen eingebracht, werden sie teilweise wieder entwendet. Was aber in diesem Jahr dem Fass den Boden ausschlägt, ist der Diebstahl von großen Pflanzen aus dem noch nicht einmal freigegebenen neuen Stadtpark. So wurden z. B. zwei hochwertige Rhododendronsträucher kurz nach ihrer Pflanzung gestohlen. Abgesehen davon, dass wir diese ja noch nicht einmal fördertechnisch abgerechnet haben, wird eine neue Anlage geplündert, bevor sie überhaupt an die Bürgerschaft übergeben wurde. In den vergangenen Jahren konnte es gelingen, viele schöne Anlagen in unserem Ort zu gestalten und dabei manchen Schandfleck zu beseitigen. Das wird aber von einigen wenigen schamlos ignoriert. Die Frechheit und Unvernunft, die Allgemeinheit durch Diebstahl zu schädigen, ist nicht mehr hinnehmbar. Leider kann die Stadtverwaltung eine 24-Stunden-Kontrolle aller Anlagen und Einrichtungen nicht gewährleisten. Dabei bräuchte es so etwas auch gar nicht, wenn jeder mit Stolz das Geschaffene achten würde. Auch ist wieder festzustellen, dass einige wenige ihren Müll und Unrat fallen lassen und es nicht für nötig halten, diesen entweder in einem Papierkorb zu entsorgen oder wieder mit nach Hause zu nehmen. Wir erleben gegenwärtig einen Trend, der für alle Städte und Gemeinden zunehmend zu einem Problem wird. Es ist nicht mehr allgemein üblich, dass man Kleinabfälle, wie Becher, Plastikflaschen oder auch Verpackungen von Süßigkeiten, ordnungsgemäß entsorgt. Es ist zu einer Selbstverständlichkeit und Normalität geworden, dies einfach auf den Boden zu werfen. Ganze Plastiktüten voller Müll werden abgestellt. Wenn man z.B. Kinder oder Jugendliche darauf anspricht, wird man mit einer aus meiner Sicht erschreckenden Gegenfrage gestraft: „Warum darf ich denn das nicht runterwerfen?“ Und wenn man darauf antwortet, weil es verboten ist, wird man noch einmal belegt, wo dies denn geschrieben steht. Dieselben reagieren dann zumeist überrascht, wenn sie zur Antwort bekommen, dass es eine Polizeiverordnung in der Stadt Eibenstock und in anderen Gemeinden gibt, wo dieses Verbot geschrieben steht. Dieses kleine Beispiel zeigt, welcher Wertewandel in unserer Gesellschaft zunehmend stattfindet. Kleinste Zerstörungen, Entsorgung von Müll oder Diebstahl öffentlichen Eigentums sind bei einer zunehmenden Anzahl von Menschen keine Tatbestände mehr, wo man sich eines Unrechts bewusst ist. Im Gegenteil, wer das Recht einhält und vielleicht noch den einen oder anderen auf die Einhaltung von Recht aufmerksam macht, wird als Störenfried oder Nörgler hingestellt. Es ist sehr schade, dass man dies nur noch mit Bedauern feststellen kann. Wirklich etwas dagegen tun können wir aber nur in begrenztem Maße. Natürlich ist die übergroße Mehrheit unserer Bürgerschaft glücklicherweise noch an diesen Grundwerten und an der Einhaltung dieser Regeln interessiert. Deshalb kann ich immer wieder nur aufrufen, Zivilcourage zu zeigen und in Situationen, wo man diese Regelverletzungen selbst beobachtet, einzuschreiten. Auch nehmen wir Hinweise zu diesem Thema ernst und gehen diesen nach. Es muss uns gelingen, wieder ein Unrechtsbewusstsein zu erzeugen, wenn man sich am öffentlichen Eigentum vergeht. Familien, Schulen und Stadtverwaltung haben gemeinsam den Auftrag, ihre Stadt, in der sie gut leben möchten, auch in einem ordentlichen und sauberen Zustand zu erhalten. Diese gemeinsame Aufgabe sollte alle etwas angehen.
Uwe Staab
Bürgermeister