AB 25/2021 - Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel

Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Wenn man abends durch die stimmungsvoll beleuchteten und geschmückten Straßenzüge in unseren Ortsteilen geht, spürt man ein wenig von der Vorfreude auf Weihnachten, wie wir sie schon so oft erlebt haben. Im Innern hegt man den Wunsch, unbeschwert mit den verschiedensten Ritualen innerhalb der Familien unsere Weihnachtstraditionen leben zu können - dieses „ … still schweigt Kummer und Harm.“ wahr werden zu lassen. . Dabei sind diese Worte des bekannten Weihnachtsliedes in diesem Jahr mehr als nur ein einfacher Wunsch. Denn es liegt wahrlich kein einfaches Jahr hinter uns. Wir starteten im Lockdown und beenden es mit großen Einschränkungen für die Menschen. Dazwischen liegt eine Zeit, in der sich unser Land verändert hat. Die großen Themen dieser Zeit beschäftigen die Menschen jeden Tag aufs Neue. „Corona, Klimawandel, Flüchtlinge …“ - ein paar Stichworte genügen und die Wogen gehen hoch. Die Themen sind wichtig und nicht einfach - keine Frage. Aber wie unversöhnlich die Debatten darüber geführt werden, erreichte eine neue Dimension. Mit der Etablierung der sozialen Medien, wie Facebook & Co., hat sich der Informationsaustausch zwischen den Menschen gravierend verändert. Wie leicht und schnell wird diffamiert, polarisiert oder gar auch gehetzt. Verschiedenste Theorien und Berichterstattungen stehen dem Handeln und Entscheiden gegenüber. Es wird zunehmend schwerer seriöse von unseriösen Informationen zu unterscheiden. Es wird nur noch wenig differenziert oder auch in gesellschaftlichen Zusammenhängen dargestellt. Wie soll man sich da noch zurechtfinden bzw. was ist die Basis für einen so dringend notwendigen gesellschaftlichen Konsens? Ich denke, dass wir uns zu allererst wieder darüber im Klaren werden müssen, was die Begriffe „Freiheit“ und „Demokratie“ für uns Menschen in diesen bewegten Zeiten bedeuten. Diese beiden Begriffe sind eben nicht frei interpretierbar, sondern sollten eigentlich in einer Gesellschaft von jedem Einzelnen im gleichen Sinne verstanden werden. Wie weit darf in einer demokratischen Gesellschaft meine eigene Freiheit gehen? Wie steht es um die Anerkennung von Entscheidungen demokratisch gewählter Verantwortungsträger? Es gibt noch vieler solcher Fragen, von deren Beantwortung abhängt, ob eine Gesellschaft im entwicklungsförderlichen Miteinander funktioniert oder nicht. Wenn wir uns alle wieder darüber einig werden, sehen wir auch den Umgang miteinander wieder aus einem anderen Blickwinkel. Parallel dazu brauchen wir zuerst einen Klimawandel beim Umgang miteinander. Sachlichkeit und Fairness waren schon immer gute Grundwerte im Umgang miteinander. Anonymität im Netz sollte nicht Standard sein, sondern vermieden werden. Jeder, der in den sozialen Medien loswettert, sollte sich fragen, ob ich das so dem anderen auch ins Gesicht sagen würde.

Deshalb bietet vielleicht die nun vor uns liegende Weihnachtszeit und der damit verbundenen Feier von Christi Geburt eine Chance, diesen Klimawandel einzuleiten. Nächstenliebe und Vertrauen sind wichtige Tugenden, die in einer von christlichen Grundwerten geprägten Gesellschaft nicht abhandenkommen dürfen. Die frohe Botschaft der Weihnachtsgeschichte sollte uns deshalb die kollektive Gereiztheit ablegen lassen. Wir alle können froh und dankbar sein, in einem Land zu leben, wo wir uns einer guten Grundordnung und Versorgung sicher sein dürfen. Wie viele Menschen gibt es auf der Welt, die dieses Privileg nicht haben und dies als einen unschätzbaren Wert ansehen. Dies sollten wir uns immer wieder bewusst machen. 

Das vergangene Jahr war auch in unserer Stadt geprägt von vielen neuen Situationen, die wir so vorher nicht kannten. Der Lockdown zu Jahresbeginn legte bis Mitte Mai unsere gesamten Tourismuseinrichtungen lahm. Kulturelle Veranstaltungen fanden so gut wie nicht statt, Vereinsleben und Geselligkeit litten unter den Einschränkungen. Besonders bedauerlich ist auch die Tatsache, dass wir zum 2. Mal in Folge unseren traditionellen Weihnachtsmarkt am 1. Advent nicht durchführen konnten. Die Entscheidung zur Absage wurde aus Verantwortung unter Abwägung aller Argumente Pro und Kontra getroffen. Angesichts der dramatischen Entwicklungen in den Krankenhäusern ist es vernünftig, Maßnahmen einzuleiten, um ein Infektionsgeschehen einzudämmen. Ob jede angeordnete Maßnahme auch Wirkung zeigen wird, bleibt streitbar. Auch ich bin nicht mit allen Einzelentscheidungen zur Umsetzung von Kontaktbeschränkungen einverstanden. Dies wurde auch in vielen Aktivitäten bei den Entscheidungsträgern vorgebracht. So haben wir es beispielsweise geschafft, die Bäder und Hotels früher wieder zu öffnen. Angesichts der auch mir bekannten Fälle von Familienschicksalen respektiere ich aber die staatlichen Entscheidungen zur Gewährleistung seiner Obhuts- und Fürsorgepflicht. 

Das städtische Investitionsgeschehen spielte sich vor allem im Tiefbaubereich ab. Im Ortsteil Carlsfeld konnten mit der Neugestaltung des Dorfplatzes und der Altlastensanierung des alten Glaswerkes zwei wichtige Infrastrukturvorhaben zur Entwicklung des Ortsteils nahezu abgeschlossen werden. Sie bereiten den Boden dafür, dass in den kommenden Jahren wieder Investitionen zur Entwicklung durchgeführt werden können. Im Ortsteil Eibenstock prägte der Bau der Muldenhammerstraße, der Feuerwehrstraße und der Südstraße das Stadtbild. Besonders letztere beide Straßen waren in einem extrem schlechten Zustand und werten das Stadtbild nun gehörig auf. In der Grundschule in Eibenstock konnten wir das neue Heizungssystem unter Klimaschutzaspekten in Betrieb nehmen. Auch kleinere Projekte, wie z. B. der 1. Bauabschnitt des Bergbaulehrpfades oder auch die schrittweise Erneuerung der touristischen Kleininfrastruktur sind kontinuierlich fortgesetzt worden. Die Ausstattung unserer Schulen mit digitaler Infrastruktur ist dank der Unterstützung über den Digitalpakt durch Bund und Land ein großes Stück vorangekommen. Gerade für Schüler und Lehrer waren ja die ersten Monate des Jahres sehr schwer, weil mit dem „Homeschooling“ alle Beteiligten Neuland betraten. Auch die Eltern waren mit gefordert, diesen Prozess erfolgreich zu gestalten. 

Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist das Jahr 2021 nicht schlecht verlaufen. Gab es anfangs noch recht düstere Prognosen, so hat sich doch die Wirtschaft auch in unserem Ort positiv weiterentwickelt. Handwerk und Industrie hatten fast keinen Abbruch, im Gegenteil, die Auftragslage war auf einem hohen Niveau. Allerdings hat es im Tourismusbereich große Einschnitte gegeben, die mit Sicherheit auch langfristige Folgen haben werden. Der ohnehin schon vorhandene Personalmangel wurde durch die pandemiebedingten Schließungen noch verstärkt. Die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre erhielt auf diese Weise einen sehr herben Dämpfer. Für die finanzielle Situation der Stadt gab es aber aufgrund der überwiegend positiven wirtschaftlichen Entwicklung keinen Abbruch. Daher sei auch allen Unternehmen mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die erfolgreiche Arbeit sehr herzlich gedankt.

Die Entwicklung in diesem Jahr hat aber auch im Kleinen und im Miteinander der Menschen vieles Positive gebracht. Von kleinen Initiativen zur Hilfe untereinander bis hin zur Realisierung eines großen Testzentrums über mehrere Monate hinweg durch ehrenamtliche Mitarbeiter, hat unsere Gemeinschaft gezeigt, dass wir auch in Krisensituationen zusammenstehen können. Ich möchte mich deshalb auch bei allen bedanken, die in dieser schwierigen Zeit ihre freie Zeit dafür zur Verfügung gestellt haben, Dienst am Nächsten zu tun. Besonders bedanken möchte ich mich auch bei jenen, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen unter schwierigsten Bedingungen arbeiten mussten. Nicht selten arbeitete man an der physischen und psychischen Belastungsgrenze. Gerade für sie wird ja auch das kommende Weihnachten eine große Herausforderung werden. 

So möge nun die Stille der Weihnachtszeit uns Menschen wieder zusammenführen. Das „Füreinander einstehen“ in schwerer Zeit ist ja eigentlich auch der Kern der erzgebirgischen Weihnachtstradition. Auf diese wollen wir uns wieder besinnen, damit man unser Erzgebirge auch von außen wieder als einen Ort des Friedens und von innen als einen Ort der Eintracht wahrnimmt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes und glückliches neues Jahr 2022. 
 

Uwe Staab (Bürgermeister)