Projekte zum „Mulderadweg“ sind auf dem Weg
Das deutlich spürbar gewachsene Interesse am Radfahren erzeugt natürlich eine größere Nachfrage nach geeigneten Radwegen in unserer Region. Nicht zuletzt tragen die E-Bikes erheblich dazu bei, dass Mittelgebirge für das Radfahren mittlerweile sehr attraktiv geworden sind. Insofern hat der Zweckverband „Muldentalradweg“ vor vielen Jahren bereits mit seinen Projekten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass unsere Region auch radtechnisch erschlossen wird. Projekte, wie die „Karlsroute“ oder auch den „Mulderadweg“ zwischen Aue und Wolfsgrün sind ja mittlerweile beliebte Radstrecken geworden. Allerdings ist die Weiterentwicklung der Radwege heutzutage nicht mehr ganz so einfach. Mittlerweile muss sich der Zweckverband mit den verschiedensten Gesetzes- und Interessenlagen auseinandersetzen, die den Weg zum Weiterbau sehr steinig werden lassen. So müssen mittlerweile für Wegeabschnitte, die durch Wälder führen oder wo mittlerweile ein Baumbestand auf den Bahntrassen angewachsen ist, sogenannte Waldumwandlungen durchgeführt werden. Daraus folgt die Notwendigkeit, Ersatzaufforstungen vorzunehmen. Hierfür aber Flächen zu finden, ist mittlerweile auch kaum noch möglich, da auf unserem Gemeindeterritorium mittlerweile fast alle Wiesen a priori per Gesetz unter Schutz stehen. Auch Grundstückseigentümer stellen oft sehr hohe Ansprüche an den Zweckverband, um sich gegenüber dem Radwegebau abzusichern. Gerade beim Abschnitt Wolfsgrün – Gerstenberg konnten nach vielen Jahren jetzt erst die Gestattungs- bzw. Kauf- und Tauschverträge zu Ende gebracht werden. Darüber hinaus muss der Zweckverband für jeden Quadratmeter Asphaltierung im Zuge der Eingriffsregelung Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchführen, die mittlerweile ein Viertel bis ein Drittel der Kosten der Bauvorhaben ausmachen. Radfahren wird zwar ausdrücklich als umweltfreundliche und klimaneutrale Fortbewegungsform begrüßt, der Bau aber von Radwegen ist von den Verfahren her vergleichbar mit dem Bau einer Autobahn. In jüngster Vergangenheit wird man zwischen den verschiedenen Interessen des Naturschutzes, des Artenschutzes, des Klimaschutzes und auch des Trinkwasserschutzes zerrieben. Was kann man machen, wenn das Pflanzen von Wald auf einer Wiese zwar aus Klimaschutzgründen ausdrücklich gewünscht, aber aus Natur- und Artenschutzgründen verwerflich ist? Insofern kann man die oft gestellte Frage, warum es mit dem Radwegebau nicht weitergeht, nur mit den schwierigen Genehmigungsverfahren begründen. Am Geld liegt es in diesem Fall sogar einmal nicht.
Beim „Mulderadweg“ konnte mittlerweile im Bauabschnitt 2 zwischen Wolfsgrün und Schönheiderhammer mittlerweile für zwei Teilobjekte das Planfeststellungsverfahren begonnen werden. Zum einen für den Abschnitt Wolfsgrün bis Neidhardtsthal (Staumauer) und zum anderen für den Abschnitt Gerstenbergweg bis Windischweg parallel zur B 283. Wie lange diese Verfahren dauern, kann im Moment noch nicht eingeschätzt werden. Hinsichtlich der Querung der B 283 in Wolfsgrün haben wir einen Förderantrag über die LEADER-Richtlinie gestellt und auch bereits ein positives Votum des Koordinierungskreises bekommen. Wir rechnen damit, noch in diesem Jahr einen Förderbescheid hierfür zu bekommen. Wenn dies der Fall ist, wird im nächsten Jahr eine Unterquerung der B 283 in Wolfsgrün gebaut. Beim Bauabschnitt 3 zwischen Aue und der Kreisgrenze zu Hartenstein konnten in den vergangenen Jahren mit der Eisenbahnbrücke und zwei kleineren Wegeabschnitten deutlich mehr Erfolge erzielt werden. Gegenwärtig bereitet der Verband ein Schlüsselprojekt vor. Die alte historische Steinbrücke bei Bad Schlema wird saniert und ist ein wichtiges Bindeglied, weil hier die Mulde in Richtung Hartenstein überquert wird. Auch hier hofft der Verband, noch in diesem Jahr einen Förderbescheid zu bekommen. Aufgrund der bereits im Herbst durchgeführten Ausschreibung wurden Mehrkosten festgestellt, sodass ein neuer Förderantrag erforderlich wurde. Im Falle einer Bewilligung könnten auch hier im nächsten Jahr die Bauarbeiten beginnen. Dann wäre ein wichtiger Lückenschluss erfolgt und man könnte quasi ohne Unterbrechung von Aue bis an die Kreisgrenze zu Hartenstein mit dem Rad fahren. Bei weiteren Bauabschnitten laufen gegenwärtig Planungen bzw. Variantenuntersuchungen. Der Zweckverband hat dank der guten Zusammenarbeit mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst eine größere Ausgleichsmaßnahme bekommen, die hilft, neue Asphaltkilometer zu bauen. So wird eine sehr baufällige forstliche Asphaltstraße nordwestlich von Eibenstock zurückgebaut und in eine sandgebundene Decke verwandelt. Diese Straße hat für den Radverkehr keine Relevanz, sodass dies beiden zugutekommt. Neben den großen investiven Maßnahmen erfolgte entlang der „Karlsroute“ von Chemnitz bis zur Staatsgrenze eine komplett neue Ausschilderung, die über das Radwegeprogramm des Freistaates Sachsen zu 100 % gefördert wird. Wenn alles gut läuft, könnten in den nächsten zwei bis drei Jahren nunmehr wiederum bauliche Fortschritte am „Mulderadweg“ sichtbar werden.
Uwe Staab (Bürgermeister)