AB 18/2021 - Notfallvorsorge geht alle an

Notfallvorsorge geht alle an

Es geht Ihnen sicherlich auch so, dass einen die Bilder von den Zerstörungen nach der Jahrhundertflut an der Ahr in Rheinland-Pfalz nicht loslassen. Gerade wir im Erzgebirge können nach den beiden Flutjahren 2002 und 2013 sehr gut nachvollziehen, was im Moment in dieser Region stattfindet. Man kann durchaus sagen, dass wir damals im Gegensatz zur Katastrophe dort noch glimpflich weggekommen sind, obwohl es auch bei uns erhebliche Schäden gegeben hat. Wer ein wenig die Berichterstattung zum Wetter verfolgt, ist sicherlich noch sehr gut in Erinnerung, dass noch ausgangs des Winters für dieses Jahr eine Jahrhundertdürre und das weitere Absterben unserer Wälder vorausgesagt wurde. Nunmehr haben wir einen Sommer hinter uns, der zu den regenreichsten der letzten Jahrzehnte gehört. Daraus kann man zwei Schlüsse ziehen. Zum einen sind langfristige Wetterprognosen mit größter Vorsicht zu betrachten, auf Panikmache sollte man abgeklärt reagieren. Zum anderen aber muss man auch erkennen und feststellen, dass Extremwetterereignisse jederzeit und überall auftreten können. Wir im Erzgebirge sind in diesem Jahr weitestgehend verschont geblieben, da nach starkem Regen immer wieder auch kleine Atempausen kamen, wo kein Regen fiel und die Erde sich in Ruhe sättigen konnte. Für unsere Wälder war dies sicherlich ein Segen. Dennoch kann es auch uns eines Tages wieder einmal treffen. Deshalb ist das Thema „Notfallvorsorge“ ein wichtiger Aspekt unseres Gemeinwesens. Man hat ja in der medialen Berichterstattung gesehen, dass nur wenige Stunden nach diesen schrecklichen Ereignissen bereits Fragen nach der Verantwortung gestellt wurden. Auch wenn man gerade bei Hochwasserereignissen den Naturgewalten fast hilflos gegenübersteht, ist die Frage nach einer möglichst großen Vorsorge eine Frage, die Existenzen sichern kann. Auch in unserer Kommune müssen wir uns damit beschäftigen, wie wir uns möglichst gut auf solche Katastrophenereignisse vorbereiten können. Eins ist völlig klar, eine kleine Kommune wie wir mit einer riesigen Fläche, kleiner Verwaltung und relativ kleinen Ressourcen kann unmöglich für alles Vorsorge treffen. Auch steht fest, dass jeder Einzelne in seinem unmittelbaren Umfeld, sei es sein Wohngrundstück, seine gemietete Wohnung oder auch andere beispielsweise gewerblich bzw. freizeitmäßig genutzte Flächen, Vorsorge treffen kann. Das Schwierige jeder Notfallvorsorge ist die Vielfalt der möglichen Ereignisse. Hochwasser ist ja, wenn auch mit am heftigsten, eines der im Bewusstsein am stärksten verankerten Katastrophenszenarien. Doch es gibt noch viel mehr, auf die man eines Tages einmal reagieren muss. Dazu gehören ein mehrtägiger Stromausfall, eine plötzliche Pandemie (mit wirklich gefährlichen und tödlichen Erregern), eine Trinkwasserverseuchung oder auch einen ganz einfachen Lieferengpass aufgrund von Missernten und dergleichen. Die Liste kann man bei längerem Nachdenken sicher noch um einiges erweitern. Um Notfallvorsorge zu treffen, bedarf es auch einer Abwägung zur Verhältnismäßigkeit. Für die Kommune beispielsweise muss die Frage beantwortet werden, für wie viele Bürger schaffe ich die Voraussetzung, um Betroffene vorübergehend zu sichern (beispielsweise bei Evakuierungen). Es macht einen Unterschied, ob man für 1 % der Bevölkerung oder für 20 % Vorsorge trifft. Am Ende geht es ja auch immer um Kosten der Vorhaltung der entsprechenden Ressourcen. Auch ist die Frage zu beantworten, was können wir Bürger im gemeinschaftlichen Miteinander tun, um Betroffenen bei Katastrophenereignissen schnell zu helfen oder auch selbst bei der Bekämpfung der Gefahrensituationen beizutragen. Unsere örtlichen Feuerwehren leisten an solchen Tagen Schwerstarbeit. Wir alle wissen, dass die Mitgliederzahlen der Feuerwehren eigentlich viel höher sein müssen, um in Schadensereignissen auch über längere Zeiträume hinweg voll einsatzfähig zu bleiben. Die Bereitschaft in der Bevölkerung, dort mitzuwirken, ist im Moment eher gering. 

Wir als Stadt wollen uns deshalb in den nächsten Monaten mit dieser Frage stärker beschäftigen und im gemeinsamen Dialog mit der Bürgerschaft dieses zu einem Schwerpunktthema unseres gemeinschaftlichen Miteinanders machen. Dazu wird es Befragungen der Haushalte geben müssen, Informationsveranstaltungen und natürlich auch Diskussionen, um dieses Thema ins Bewusstsein unserer Bürgerschaft zu rücken. Es müssen Antworten gefunden werden, was einerseits die Stadt und was andererseits jeder Einzelne tun kann. Notfallvorsorge geht am Ende alle an, denn jeder Einzelne kann auch betroffen sein. 
 

Uwe Staab (Bürgermeister)