AB 08/2021 - Neuorientierung bei Gewerbe- und Brachflächen

Neuorientierung bei Gewerbe- und Brachflächen

Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Eibenstock und damit natürlich auch deren Zukunftsperspektive hängen im hohen Maße davon ab, wie sich die gewerbliche und natürlich auch die städtebauliche Entwicklung vollziehen. In den vergangenen Jahren sind dazu die verschiedensten Anstrengungen unternommen worden. Über die städtebauliche Entwicklung wurde ja immer wieder und regelmäßig berichtet. Etwas unter dem Radar liefen die Entwicklungsmaßnahmen der Gewerbeflächen. Begonnen hatte alles mit dem Abriss der alten Bahnhofslagerhallen und Baracken an der Schneeberger Straße, wo heute das Ärztehaus und die Einkaufsmärkte errichtet wurden. Die älteren Mitbürger können sich sicherlich hieran noch erinnern. Mitte der 90er-Jahre wurde dann mangels geeigneter Gewerbeflächen auf dem Gelände der ehemaligen LPG „Färsenaufzucht“ Schönheide am Steinbächel ein neues Gewerbegebiet entwickelt. Nach den verschiedensten Schwierigkeiten bis zur Fertigstellung der Erschließungsanlagen waren ja einige Firmen wieder abgesprungen, sodass die Flächen für eine weitere Vermarktung zur Verfügung standen. Nunmehr ist mit dem Verkauf der letzten beiden Parzellen die Vermarktung des Gewerbegebietes abgeschlossen. Darüber hinaus hat die Stadt verschiedenste Brachen parallel angepackt, um weitere Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen. Verwertbare Altstandorte wurden nach Möglichkeit abgerissen bzw. teilberäumt, um auf den Restflächen dann auch eine gewerbliche Entwicklung zu ermöglichen. So wurde z. B. der Bahnhof Blauenthal von der Stadt erworben und gemeinsam mit der Firma Zeeh Behälterbau entwickelt. Ein weiteres Beispiel hierfür ist der Abriss der ehemaligen RENAK im Ortsteil Carlsfeld, wo nur ein Fabrikgebäude erhalten wurde und sich dort die Firma Textilservice Böhm angesiedelt hat. Darüber hinaus wurden zahlreiche Brachen zurückgebaut und stehen erst einmal als bebaubare Grundstücke wieder zur Verfügung bzw. wurden sie renaturiert. Jüngstes Beispiel für den Abriss einer Altbrache ist der Abriss der ehemaligen Bürstenfabrik in der Auerbacher Straße 26, der gegenwärtig im Gange ist. Die Firmen, die in die Bestandserhaltung ihrer aktuellen Standorte investiert haben, wurden seitens der Stadt ebenfalls bei der Flächenentwicklung unterstützt. Hier sei an das positive Beispiel der Umverlegung der Auersbergstraße im Zuge der Erweiterung der Elektrowerkzeuge Eibenstock erinnert. Im touristischen Bereich ist natürlich die Flächenentwicklung zum großen Teil auf Grünland erfolgt. Dazu gehören u.a. der Neubau der Badegärten Eibenstock und das Sport- und Reithotel einschließlich Reithalle. Aktuell hat die Stadt mit der Umgestaltung des alten Glaswerkes in Carlsfeld eine altlastenbehaftete Altbrache in der Entwicklung, auf der eine touristische Nachnutzung erfolgt. Dies ist in dieser Dimension ein Novum auf dem Stadtgebiet. Es lassen sich noch viele weitere Beispiele von kleineren Objekten für die Gewerbeflächenentwicklung im Ort anführen. 

Mit der Fertigstellung all dieser Objekte tritt nun die Situation ein, dass für zukünftige Ansiedlungen gewerblicher und touristischer Unternehmen bzw. auch für deren Erweiterungen kaum noch Flächen auf unserem Gemeindeterritorium zur Verfügung stehen. Auch wenn im Moment noch einiges an Baumaßnahmen vorbereitet wird, muss sich jetzt bereits darüber Gedanken gemacht werden, wo wir zukünftig weitere Unternehmen ansiedeln wollen. Es ist kein Geheimnis, dass Flächenentwicklung heutzutage kein Sprint ist, sondern ein Marathonlauf, bei dem zusätzlich alle 100 m noch eine Hürde zu überspringen ist. Gerade in einem Ort mit einer so komplizierten Geländetopografie und flächenhafter Schutzgebietsausweisungen wie in Eibenstock werden wir es nicht einfach haben, neue Flächen zur Verfügung zu stellen. Natürlich werden Altbrachen wieder die 1. Wahl sein. Dies macht ja auch ökologisch absolut Sinn. Darauf möchte sich die Stadt auch weiterhin konzentrieren. Es stehen ja vereinzelt noch einige zur Verfügung. Eine davon ist beispielsweise das ehemalige Sägewerk Blauenthal, das ja auch in einem erbärmlichen Zustand vor sich hin dümpelt. Hier ist es, ähnlich wie anderswo auch, sehr kompliziert, die Eigentumsverhältnisse so zu klären, dass das Grundstück überhaupt vermarktbar ist. Es wird wohl bei diesem Standort auch nichts anderes übrig bleiben, als diesen erst einmal zu beräumen und im Nachgang wieder zu bebauen. 

Aktuell laufen noch zwei Bebauungspläne, die noch nicht umgesetzt sind. Zum einen ist es der Bebauungsplan des ehemaligen Sägewerks und Holzausformungsplatzes im OT Eibenstock an der B 283, für den aber mit der Ansiedelung der Pflanzenkohleproduktion eine Nachnutzung nun in greifbare Nähe gerückt ist. Der andere genehmigte Bebauungsplan für das Kur- und Heilzentrum „Waldhausen“ kommt hingegen nicht zustande. Der Eigentümer hat das Objekt mittlerweile an eine Familie verkauft, die keine Absicht hat, den bestehenden Bebauungsplan umzusetzen. Die viele Arbeit, die auch der Stadtrat in dieses Projekt gesteckt hat, war also vergebens. Letztendlich bestimmt immer der Eigentümer, wie die entsprechenden Flächen entwickelt werden. Die Schilderung zeigt, dass es also neben erfolgreichen Flächenentwicklungen auch Niederlagen gab, die man nicht beeinflussen konnte.

Wir müssen uns Gedanken machen und an neuen Flächenentwicklungen arbeiten. Neben der Frage, wo man so etwas überhaupt noch realisieren kann, bleibt natürlich allen voran immer erst die Grundstücksfrage zu klären. Wenn keine Bereitstellung von Grundstücken erfolgt, werden wir keine weiteren Entwicklungspotentiale mehr für unsere Stadt erschließen können. Insofern bleibt zu hoffen, dass man neben der weiteren Brachflächenentwicklung auch sukzessive bebaubare Entwicklungsgrundstücke zu erwerben bekommt.
 

Uwe Staab (Bürgermeister)