AB 01/2021 - Quo Vadis Tourismus?

Quo Vadis Tourismus?

Endlich ist wieder einmal ein richtiger Winter, so wie wir ihn uns eigentlich immer wünschen. Nach Jahren schwieriger Winter könnten wir in diesem Jahr wieder einmal richtig durchatmen. Leider ist dies aber aus den bekannten Gründen nicht möglich. Unser Tourismus im Ort leidet unsäglich. Dabei sind nicht nur diejenigen betroffen, die unmittelbar am Gast arbeiten, wie z. B. die Hotels und Gaststätten, die Skilifte und Freizeitangebote, sondern es leiden auch die, die in der 2. Reihe Zulieferer oder Dienstleister sind. Haben wir den Lockdown im vergangenen Frühjahr nach einem doch relativ guten Sommergeschäft mit Optimismus weggesteckt, so mehren sich jetzt doch die Anzeichen, dass für viele die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zur Existenzbedrohung werden. Auch wenn staatliche Hilfen in Größenordnungen fließen, so können sie doch nicht jede einzelne konkrete Unternehmenssituation erfassen und berücksichtigten. Beispielsweise gehen Unternehmen, die zwar im November 2019 voll gearbeitet und Leistungen erbracht haben, diese aber möglicherweise erst im Dezember oder gar im Januar in Rechnung gestellt haben, leer aus. Dies ist nur eine von vielen offenen Fragen, die nicht wenige Unternehmen stellen und mit denen sie konfrontiert sind. Hier bedarf es sicher einer gründlicheren Analyse im Nachgang und auch einer gewissen Aufarbeitung, um mehr Gerechtigkeit in das System hineinzubringen. 

Was aber wird aus unserem Tourismus, wenn über den Januar hinaus weiter alles geschlossen bleibt? Für alle Entscheidungsträger ist dies im Moment eine extrem schwierige Situation. Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass in 6 Monaten viele unter heutigen Bedingungen getroffene Entscheidungen kritisiert werden, wie das immer der Fall ist. Dann werden sicher auch die, die es schon immer besser gewusst haben, laut ihre Stimme erheben. Wir aber müssen grundlegende Entscheidungen treffen, die in die Zukunft unseres Ortes anbetreffen. So haben wir ja eine nicht unerhebliche Anzahl von Projekten angeschoben, für die es zu überlegen gilt, ob wir sie überhaupt noch stemmen können. Über die Entwicklung der kommunalen Finanzsituation hatte ich ja bereits informiert. Im Jahr 2022 werden wir vermutlich das härteste und extrem finanzschwächste Jahr der Nachwendezeit erleben. Was passiert also mit den angeschobenen Projekten? Da sind zum Beispiel die Erweiterung der Badegärten Eibenstock und die Errichtung des Parkhauses zu betrachten. Für beide Projekte hat die Landesdirektion jetzt die Endphase in der Fördermittelantragsbearbeitung signalisiert. Alle Unterlagen liegen jetzt vollständig vor, die Anträge sind bewilligungsreif. Also kann man davon ausgehen, im Februar oder im März entsprechende Bescheide zu bekommen. Wir können dankbar sein, dass die Badegärten in den vergangenen Jahren so gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt haben, dass wir nach jetzigem Ermessen bis Ende März die Liquidität im Unternehmen so absichern können, dass keine existenzbedrohliche Situation eintritt. Was aber, wenn die Maßnahmen über diesen Zeitraum hinaus bestehen bleiben? Werden wir trotzdem die entsprechenden Investitionen angehen? Ein anderes Beispiel ist der Wintersporttourismus. Für das Loipenhaus Carlsfeld ist der Bauantrag gestellt und für das Loipenzentrum sind die Pläne so gut wie fertig, sodass auch hier die Genehmigungsantragsstellung erfolgen kann. Der nächste Schritt wäre auch hier die Fördermittelantragstellung. Diese muss im Frühjahr 2021 erfolgen, sonst können wir dieses Projekt nicht mehr in dieser Förderperiode durchbringen. Ob es jemals wieder so hohe Förderungen gibt, weiß keiner. Das Land Sachsen ächzt, wie alle anderen Bundesländer auch, schwer unter den Lasten der Corona-Hilfen im Land. Ein weiteres Beispiel ist auch unsere Innenstadtentwicklung. Der Einzelhandel hatte es ohnehin in den letzten Jahren extrem schwer. Nun hat die Corona-Krise den Onlinehandel noch richtig in die Karten gespielt. Eine leere und öde Innenstadt hat jedoch auch keine touristische Qualität. Wir müssen schnellstens den Diskussionsprozess zur Innenstadtentwicklung wieder in Gang setzen, um hier wirklich neue zukunftsfähige Konzepte zu erarbeiten. Wenn selbst mittelgroße Städte davon ausgehen, dass ihre Ladenstraßen aussterben werden, werden wir sicherlich mit einer Strategie, reinen Handel ansiedeln zu wollen, keinen Erfolg haben. Die Zukunft der Kleinstädte wird darin liegen, ein gemischtes Angebot an Handel, Gastronomie und sonstigen Betätigungsmöglichkeiten für Bürger und Gäste zu schaffen. Die Dorfzentren müssen Dorfgemeinschaftszentren werden, wo sich die Menschen treffen und aufhalten können. Die Kette der Beispiele lässt sich fortsetzen. Es stehen schwierige und komplexe Entscheidungen an. Sie müssen mit Verantwortung, Optimismus und auch strategisch getroffen werden. 

Zum Schluss möchte ich noch einmal kurz auf die Thematik der gespurten Loipen auf unseren Strecken im Ort zu sprechen kommen. Es ist klar, dass die 15 km - Regel für alle Beteiligten gilt. Wir haben uns in der Arbeitsgemeinschaft „Kammloipe Erzgebirge/Vogtland“ trotzdem entschieden, die Loipen zu spuren und das schöne Winterwetter zu nutzen. Unsere örtliche Bevölkerung soll die Möglichkeit haben, in dieser schwierigen Situation sich in ihrer Freizeit im Freien an der frischen Luft bewegen und betätigen zu können. Es ist klar, dass dem Angebot für unsere Bürgerschaft auch Menschen folgen, die eigentlich nicht in unsere Region kommen dürfen. Diese müssen natürlich damit rechnen, einen Bußgeldbescheid zu bekommen. Das ist auch in Ordnung, die Regeln sind nun einmal so. Unserer Bürgschaft aber wollen wir mit diesem Angebot , in einer doch sehr schwierigen Zeit eine kleine Freude bereiten.
 

Uwe Staab (Bürgermeister)